Pfarrer Hannes Rümmele (links) und Pfarrer Stefan Voß entzündeten 20 Kerzen – eine für jedes Opfer. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenken: Ökumenischer Gottesdienst erinnert still und eindringlich an NS-Verbrechen von Wolfach

Er war kurz, aber würdig: Am Freitagabend hat in der St.-Laurentius-Kirche ein Gedenkgottesdienst anlässlich 75 Jahre NS-Verbrechen von Wolfach stattgefunden. Die rund 40 Minuten waren von eindringlichen Worten und Gesten geprägt.

Wolfach. Dieser ökumenische Gottesdienst solle in Zeiten der Corona-Pandemie bewusst Raum geben für die Gedenkstunde, die im April so nicht stattfinden konnte, sagte Bürgermeister Thomas Geppert. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte das Gedenken am Jahrestag, 17. April, nur im kleinen Kreis mit einer Kranzniederlegung stattfinden können (wir haben berichtet).

Am Ort der Erinnerung dieses menschenverachtenden Verbrechens stehe heute das sogenannten Franzosengrab, rief Geppert in Erinnerung und dankte den helfenden Händen, die bis heute dafür sorgen, dass dort stets frische Blumen stehen und eine Kerze brennt. "Es steht für ein Kapitel der Geschichte, das sich nie wiederholen darf", warnte er eindringlich.

Pfarrer Hannes Rümmele und Pfarrer Stefan Voß, die den Gottesdienst gemeinsam zelebrierten, entzündeten für jedes der 20 Opfer eine Kerze. "Was meine Generation sonst nur aus Geschichtsbüchern kennt, musste ich feststellen, hat sich hier abgespielt", so Rümmele. Das Verbrechen sei etwas, was heute nicht mehr zu verstehen sei – umso tiefer verbunden fühle er sich mit den Opfern und deren Familien.

Die Berichte über das damals Geschehene würden auch ihn tief berühren, so Pfarrer Stefan Voß anschließend.

Erinnerung wachhalten hält sensibel für Unrecht

Aber auch die mutigen Taten derer, die damals alles getan haben, um das Leid zu lindern, darunter auch der damalige Stadtpfarrer. "Was können wir heute tun?", stellte Voß eine auch heute noch wichtige Frage. Zum einen solle die Erinnerung wachgehalten werden, damit so etwas nie mehr passieren kann. "Das hilft uns, sensibel zu bleiben", so Voß. Zudem sei es wichtig, den heutigen politischen Gefangenen zu helfen. Organisationen wie etwa Amnesty International würden die Namen regelmäßig öffentlich machen.

Im Oktober 1945 habe eine Gesandtschaft des ökumenischen Weltkirchenrats eine Kirchenversammlung in Stuttgart besucht, so Voß. Dabei wurde das Stuttgarter Schuldbekenntnis formuliert. "Wir klagen uns an, daß wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben", heißt es darin. "Das ist das, was wir jeden Tag tun können", schloss der Pfarrer.

Mitglieder des Gemeinderats sprachen anschließend die Fürbitten, bevor die Gottesdienstbesucher in Stille auseinander gingen. Die musikalische Untermalung stammte übrigens von einem noch namenlosen Chor, der sich während der Corona-Zeit zusammengefunden habe, informierte Rümmele. Dieser bestehe größtenteils aus Mitgliedern des Kirchenchors.

In Wolfach wurden vor 75 Jahren kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 20 Häftlinge bei zwei der zahllosen nationalsozialistischen Endphaseverbrechen von SS-Männern erschossen. Das erste der beiden Verbrechen geschah am 30. März 1945. Nur 18 Tage später wurden weitere 16 Häftlinge erschossen. Die Leichen wurden anschließend im Wald verscharrt. Am Hofeckle erinnert heute ein Holzkreuz an das Verbrechen.