Verkaufsoffene Sonntage, zum Beispiel beim Stadtbrunnenfest, sind in Wolfach immer sehr beliebt: Vor allem auf der Bühne am Marktplatz gibt es viele Vorführungen bei einer solchen Veranstaltung. Archivfoto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Gremium gibt trotz Bedenken grünes Licht / Zum "Festival der Kristalle" öffnen Geschäfte

Erstmals werden beim diesjährigen "Festival der Kristalle" auch die Wolfacher Geschäfte geöffnet sein. Die Einführung eines dritten verkaufsoffenen Sonntags am ersten Augustwochenende initiierte der örtliche Gewerbeverein.

Wolfach. Die erforderliche Satzungsänderung der Stadt beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung. "Angesichts der Besucherströme, die jedes Jahr zum Festival kommen, macht ein verkaufsoffener Sonntag Sinn", fand Bürgermeister Thomas Geppert die Verknüpfung der beliebten Großveranstaltung mit einer Präsentation des Wolfacher Einzelhandels vielversprechend.

Die Mehrheit der Räte schloss sich dieser Ansicht an, wenn auch einige davon mit Distanziertheit. "Ich bin im Zwiespalt zwischen den Interessen der Geschäfte und der Sonntagsruhe", meinte Gemeinderat Peter Ludwig (CDU). Er nahm Bezug auf eine Stellungnahme vom evangelischen und katholischen Dekanat Offenburg/Offenburg-Kinzigtal (siehe Info).

Bürger selbst verantwortlich

Insgesamt stimme er unter dem Aspekt zu, so Ludwig, dass Wolfach sich gut präsentieren könne und verkaufsoffene Sonntage ideal für eine Selbstdarstellung der Stadt sind. Ähnlich äußerte sich Fraktionskollege Emil Schmid, denn an solchen Tagen kämen auch viele Auswärtige in den Ort. Winfried Wöhrle (SPD) erinnerte an die zahlreichen Berufsgruppen wie Polizei, im Gesundheitswesen und Gastronomie, die Sonntagsarbeit leisten. "Außerdem steht es den Leuten frei, ob sie die Ruhe vorziehen oder zu so einer Veranstaltung gehen", vertraute Wöhrle auf Eigenverantwortlichkeit. Fraktionskollege Hans Joachim Haller fühlte sich von der Stellungnahme der Kirchen angesprochen und enthielt sich der Stimme.

Wirtschaftliche Aspekte

Nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte mochte Gemeinderat Helmut Schneider im Auge behalten: "Wir sollten es bei den zwei verkaufsoffenen Sonntagen belassen, die wir bereits haben und nach einem Rotationsverfahren durchführen." Bisher weichen mit dem Stadtbrunnenfest im Mai und dem "Wolfacher Herbst" zwei Veranstaltungen von den üblichen Ladenöffnungszeiten ab. Im Zusammenhang mit den jährlich bundesweit festgelegten "Stihl-Testtagen" wird räumlich begrenzt auf den Ortsteil Halbmeil beim Frühlingsfest im April und beim Feuerwehrfest im September dem dortigen Fachgeschäft ebenfalls gestattet, an einem Sonntag zu öffnen. Modifiziert in der Satzung wurden auch die Veranstaltungstage: das Stadtbrunnenfest wird auf den ersten Sonntag im Mai und der Wolfacher Herbst auf den letzten Sonntag im Oktober gelegt. Die bisher gewohnten Straßenbereiche der Wolfacher Kernstadt werden um die Hausacher Straße und der "Unteren Zinne" ergänzt.

Die evangelische und katholische Kirche in der Ortenau setzt sich für den Schutz von Sonn- und Feiertagen als arbeitsfreie Tage ein. In einem Schreiben an die Stadt Wolfach verleiht das evangelische und katholische Dekanat Offenburg/Offenburg-Kinzigtal seiner Sorge Ausdruck, dass es mittlerweile nahezu keinen Sonntag mehr gibt, an dem nicht irgendwo im Landkreis die Geschäfte geöffnet haben. Alltag und Sonntag sei ein Rhythmus, der ein Atemholen für Seele und Geist ermögliche. Dekan Frank Wellhörner und Dekan Matthias Bürkle formulieren in ihrem Schreiben folgende Bitte: Tragen Sie nicht zu einer Entwicklung bei, die den grundgesetzlich garantierten Schutz des arbeitsfreien Sonntags immer weiter aushöhlt und den Sonntag generell vermarkten will.