Über zahlreiche Redner freuten sich Bruno und Annett Kaufmann (Dritter und Vierte von links). Dazu gehörten (von links): Oliver Datz, Kornelia Buntru, Christian Keller, Peter Kraemer und Bürgermeister Thomas Geppert. Fotos: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Verabschiedung: Chefarzt Bruno Kaufmann tritt in den Ruhestand / Feierstunde im Wolfacher Blauen Salon

Zum Abschied gab’s Musik, Zauberei und ein Einser-Zeugnis: Nach 22 Jahren als Leiter der Kardiologie und 18 Jahren als Chefarzt der Inneren Abteilung am Wolfacher Krankenhaus wurde Bruno Kaufmann in den Ruhestand verabschiedet.

Wolfach. Er habe schon oft andere verabschiedet. Das sei ihm leicht gefallen. Selbst dort vorne zu stehen, falle ihm aber schwer, sagte Bruno Kaufmann vor seinem Publikum aus Angehörigen, Freunden, Kollegen und Weggefährten. "Aber ich versuche, ein intelligentes Gesicht zu machen", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Zuvor gab es viele lobende Worte und die besten Wünsche für den Ruhestand nach fast 40 Jahren am Wolfacher Krankenhaus. In seiner Begrüßungsrede würdigte Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums, die Verdienste von Bruno Kaufmann. Angesichts der langjährigen Tätigkeit sei es ihm ein besonderes Anliegen, Kaufmann in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden.

Peter Kraemer, der seit dem 1. Oktober medizinischer Direktor ist, räumte ein, dass er Kaufmann zuvor nur einmal getroffen habe. Aber bereits bei diesem einen Zusammentreffen sei die hohe Affinität Kaufmanns zur Kardiologie deutlich geworden. Während seiner langjährigen Tätigkeit habe sich Kaufmann einen guten Ruf erworben. Das hätten auch die Patienten gemerkt. "Ich habe gehört, dass Sie hier als ›Herzdoktor‹ bekannt sind", so Kraemer. Dazu habe nicht nur sein fachliches Können, sondern auch sein Engagement beigetragen. Zudem sei er Mitinitiator des Fördervereins für das Ortenau-Klinikum. "All das zeigt ein außerordentliches Schaffen als Mediziner, auf das Sie stolz und zufrieden zurückblicken können", schloss Kraemer.

Dem schloss sich auch Bürgermeister Thomas Geppert an. Der Standort verliere mit Kaufmann einen hoch geschätzten Kollegen, der mit seinem Wirken zum Wohle der Patienten zu einem festen Bestandteil des Hauses geworden sei. "Ihr Wort hatte immer Gewicht", so Geppert.

"Wir müssen uns heute von einem Chefarzt verabschieden, der sich lange Jahre um Wolfach verdient gemacht hat und mit zwei Unterbrechungen sein ganzes Leben dem Krankenhaus gewidmet hat", sagte Kornelia Buntru, Verwaltungsdirektorin am Ortenau-Klinikum Wolfach. "Wahrscheinlich haben Sie nie ein Zeugnis erhalten", mutmaßte sie und gab dem Chefarzt eins mit auf den Weg in den Ruhestand. Die Schwestern und Pfleger lobten darin die Pünktlichkeit und Genauigkeit. Beim Laborteam galt Kaufmann als verlässlicher Ansprechpartner, für die Kollegen der Abteilung habe er stets ein offenes Ohr gehabt. Auch das Team des Sekretariats lobte seinen freundlichen Umgangston und dass er sich durch nichts aus der Ruhe habe bringen lassen. "Ich kann Ihnen also mit Fug und Recht ein Einser-Zeugnis ausstellen", sagte sie.

"Was sagt man nach fast 40 Jahren", fragte Kaufmann, als er schließlich selbst das Wort an seine Gäste richtete. Er könne etwas über seine Arbeit, die Kardiologie oder das Krankenhaus erzählen. "Ich habe mir aber gedacht, ich erzähle etwas über mich", so der Chefarzt. Im Sommer war der passionierte Motorradfahrer für drei Monate in Italien unterwegs – zwei davon alleine. Er habe die Zeit genutzt, um über sein Leben nachzudenken. Und dabei sei er zu dem Schluss gekommen, dass es auch gut ohne Krankenhaus gehe.

Dank für eine "gigantisch schöne Zeit"

Dabei habe er auch auf seine Zeit in Wolfach zurückgeblickt, so Kaufmann. "Wie bist du denn da hingekommen?", fragte er sich selbst. Der Grundstein für die Kardiologie sei bereits 1981 gelegt worden, als er eine Fortbildung zur kardiologischen Differenzialdiagnostik bei Professor Konrad Wink besuchte. "Das war unglaublich spannend", sagte Kaufmann. Als er später die Doktorarbeit schreiben musste, sei es für ihn keine Frage gewesen, bei wem er sie schreiben wollte. Der Ausgangspunkt für Wolfach sei Wien gewesen, wo er mit seinem Kollegen Thomas Schönstein zusammensaß und über die Zukunft redete. Schönstein habe ihm Wolfach ans Herz gelegt. "Ich dachte, ich bleibe in Freiburg", erklärte Kaufmann. "Heidelberg oder München wären auch okay gewesen." Nachdem aber rund 20 Bewerbungen ungeöffnet wieder zurückkamen, habe er sich schließlich an Wolfach erinnert. "Danke für eine gigantisch schöne Zeit", sagte Kaufmann zum Abschluss. Ein Chefarzt sei nichts ohne sein Team, betonte er. "Der kann nicht mal Röntgenbilder machen oder Blut abnehmen – und vor allem: was nutzt der beste Arzt wenn das Essen nicht schmeckt?"

Bruno Kaufmann begann 1978 das Medizinstudium und promovierte 1984 in Freiburg. Am Ortenau-Klinikum Wolfach war er erstmals von 1984 bis 1987 als Assistenzarzt der Chirurgie, dann der Inneren Abteilung tätig. 1987 wechselte er an die Innere Abteilung der Klinik in Freudenstadt. 1991 übernahm er eine Oberarztstelle der Inneren Abteilung in Wolfach. 1997 wurde er erneut zum Oberarzt der Inneren Abteilung bestellt und zum Leiter des Bereichs Kardiologie ernannt. 2000 wurde er Chefarzt der Abteilung Innere Medizin. Ab 2015 leitete Kaufmann die Abteilung Innere Medizin im Rahmen eines Teamarzt-Modells gemeinsam mit Roland Dobrindt.