Erwin Wolber (von links) Holger Wöhrle, Thomas Kipp und Landrat Frank Scherer auf dem nach historischem Vorbild gebauten Floß auf der Kinzig. Foto: Landratsamt Offenburg Foto: Schwarzwälder Bote

Besuch: Landrat Frank Scherer informiert sich über die historische Gestörflößerei im Kinzigtal

Hausach/Schiltach. Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, hat sich vor Kurzem über die historische Gestörflößerei im Kinzigtal informiert. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts schipperten gewerbliche Flöße die Kinzig hinab, um Holz aus dem Schwarzwald zum Rhein zu transportieren. "Die historische Tradition der Schwarzwälder Flößerei ist ein wertvolles Kulturgut, das wir in der Ortenau lebendig halten und bewahren wollen", sagte Scherer kürzlich beim Vor-Ort-Termin mit den Schiltacher Flößern an der Kinzig. Bei einer Fahrt von Hausach nach Haslach informierte sich der Landrat über das traditionelle Gewerbe und überzeugte sich persönlich davon, wie aufwendig und mühevoll die Gestörflößerei einst war, heißt es in der Mitteilung.

"Ich bin sehr dankbar, dass es Menschen in der Region gibt, die das Wissen um dieses für den Schwarzwald und die historische Waldwirtschaft bedeutende Handwerk bei zahlreichen Veranstaltungen, in Ausstellungen und weiteren touristischen Themenangeboten erhalten und erlebbar machen", lobte Scherer die Arbeit der ehrenamtlichen Flößer und der Tourismusverantwortlichen. Es gelte, die Flößerei als Kulturgut weiter zu erhalten und zu fördern. Deshalb sei er froh und dankbar, dass die Flößerei vor vier Jahren von der Unesco-Kommission als immaterielles Kulturerbe anerkannt worden sei.

"Die Kinzig mit den Zuflüssen Wolf, Schiltach und Kleine Kinzig war über Jahrhunderte hinweg die Transport- und Lebensader des Tals", erklärte Floßmeister Thomas Kipp, der auch im "Arbeitskreis Erhaltung Kinzigflößerei" tätig ist. Der Holzverkauf nach Straßburg, an andere Städte am Rhein und sogar nach Holland sei zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig geworden, der die Entwicklung des Kinzigtals und seiner Seitentäler maßgeblich beeinflusst habe.

Geschichte erforschen und Handwerk erhalten

Der Flößerverein wolle die Geschichte der Flößerei weiter erforschen, das alte Handwerk der Gestörflößerei aktiv betreiben und für kommende Generationen am Leben halten.

Zudem nutzte der Floßmeister die Gelegenheit, um dem Landrat ein aktuelles Anliegen der Flößer vorzutragen: "Die Flößer begrüßen die Veränderungen der Kinzig zu Gunsten einer verbesserten Ökologie ausdrücklich. Wir alle sind der Meinung, dass die Lachswiederansiedlung und die Ökologisierung nicht in Konkurrenz zur Flößerei stehen müssen." Deshalb bitte er den Kreis und das Regierungspräsidium, im Zuge von ökologischen Aufwertungsmaßnahmen etwa Störsteine, Verengungen oder Inseln so zu gestalten, dass auch weiterhin Floßfahrten möglich seien. Scherer sicherte zu, dass der Ortenaukreis sich weiterhin dafür einsetzen wird, dass die Flößerkultur erlebbar bleibt.

Mit der sogenannten Gestörflößerei, die sich im Schwarzwald und im Kinzigtal in besonderer Weise entwickelt hat, konnten große Holzmengen mit wenig Personal auf dem Wasser befördert werden. Die bis zu 600 Meter langen Flöße mit bis zu 200 mächtigen Tannenstämmen steuerten die Kinzig hinunter bis in den Rhein. Dort wurden sie zu kapitalen Rheinflößen umgebaut, die bis nach Holland fuhren.

Die Langholzflöße wurden mit "Wieden", also gedrehten Haselnussstecken, zusammengebunden. Es dauerte drei bis vier Tage, bis sie von Schiltach oder Wolfach aus den Rhein erreichten.