"Was macht eigentlich...?": Evangelisches Gemeindezentrum ist auf der Zielgeraden / Kleines "Bonbon"

Eine Baustelle neigt sich dem Ende zu: Die Arbeiten am evangelischen Gemeindezentrum sind im Endspurt, gerade legen die Handwerker innen tüchtig Hand an. Dabei hat es neben der eigentlichen Baustelle noch eine kleinere gegeben.

Wolfach. Das verriet Pfarrer Stefan Voß beim Vor-Ort-Termin mit dem Schwarzwälder Boten. Und zwar ging es an die Glocken – genauer gesagt an die stählernen Jochen, an denen diese hängen. Nach den Weltkriegen sei es Gang und Gäbe gewesen, auf diesen damals modernen Baustoff zu setzen. "Jetzt hat man gemerkt, dass das nicht ewig hält und ersetzt sie nach und nach", erklärt Voß. Darum wurden die Stahljochen durch hölzerne ersetzt. Auch für den Klang habe das Vorteile. "Man hört einen deutlichen Unterschied, es klingt viel weicher", so der Pfarrer. Auch die Mechanik wurde in diesem Zuge gleich mit erneuert und die Schallläden ausgewechselt. "Wenn man schon mal eine Baustelle im Haus hat, bietet sich das an", erklärt er.

In der Kirche selbst sieht es noch kräftig nach Baustelle aus: Wegen des Staubs sind Kirchenbänke und Orgel derzeit noch abgedeckt. Im Hintergrund ist aber bereits das Herzstück des Neubaus, der das Gemeindezentrum aus dem Jahr 1973 ersetzt, zu erspähen: durch den Übergang geht es von der Kirche direkt in den großen Saal. "So kann der Raum bei Gottesdiensten mitgenutzt werden", erklärt Voß.

Später soll er eine mobile Trennwand zur Kirche erhalten. Auch der lichtdurchflutete Saal selbst kann später nochmal mittels Trennwand in einen kleineren und einen größeren Raum unterteilt werden – je nach Gruppengröße. Durch die großzügige Fensterfront wirkt der Saal hell und freundlich.

Rund 50 Stühle passen lose gestellt in den Saal – zu diesen haben die Gemeindeglieder in dieser Woche beim Probesitzen bereits ihre Meinung abgegeben (wir haben berichtet). "Das eignet sich besonders für den Winter", erklärt der Pfarrer. Denn dann solle der Gottesdienst im Gemeindezentrum stattfinden. "Viele Gemeindeglieder gehen im Winter nicht zum Gottesdienst, weil es ihnen zu kalt ist", so der Pfarrer. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es viel mehr Besucher kommen, wenn der Gottesdienst im warmen Saal stattfindet.

Besonderheit im Saal: Der Dachreiter mit den Oberlichtern, durch die nochmal viel Licht einfällt. "Es wir noch spannend, ob der Altar an der Raummitte oder am Lichteinfall ausgerichtet wird", so der Pfarrer. Was noch fehlt, ist der Bodenbelag. Das soll ein helles Holz werden, zum Beispiel Eiche.

Foyer wird Zentrum für Gespräche

Im Foyer erstreckt sich indes ein unempfindlicher Steinboden in zurückhaltendem Grau. Später solle der Platz vor der Durchreiche zur Küche das kommunikative Zentrum werden, so der Pfarrer. Dort finden bequem mehrere Tische oder Stehtische Platz. "Das Prinzip haben wir uns in Hausach abgeschaut", erklärt Voß. Die Küche bekommt später einen normalen Elektroherd, dafür aber eine Profi-Spülmaschine und Getränkekühlschrank. "Unser Wunsch ist, das Gemeindezentrum so zu beleben, dass auch öfter mal gemeinsame Essen stattfinden", erklärt Voß, "dann werden diese Geräte ein Segen sein".

Im Sommer können die Glastüren geöffnet werden. Der Vorplatz, der momentan noch eine Kraterlandschaft ist, soll später aufgeschüttet werden, sodass dort auch Gemeindefeste möglich sind. Hinter der kleinen Küche befinden sich Stuhllager und Technikraum mit Übergabestation für die Fernwärme.

Im Sanitärbereich gibt es ein großes Waschbecken und mehrere Kabinen für Damen und Herren. Außerdem eine barrierefreie Toilette. Und die haben eine Besonderheit: Die Türen lassen sich nach außen öffnen, damit Besuchern schnell geholfen werden kann, falls etwas passiert. "Das war ein Wunsch, den wir geäußert haben", erklärt Voß.

Ganz vorne befindet sich das neue Pfarrbüro. "Wir sind gerade dabei, die Möbel auszusuchen", so Voß. Der helle Raum vermittele bereits jetzt einen positiven Eindruck, so der Pfarrer.

Bildstock findet einen neuen Platz

Übrigens sollen die alten Zugänge zur Kirche nicht zugemauert werden – der linker Hand solle weiterhin als Tür auf den Vorplatz genutzt werden. Der zweite solle verschlossen werden, in ihm soll aber der Bildstock aus Buntsandstein, der bereits im Alten Gebäude war, integriert werden. "Der gehört irgendwie dazu", erklärt Voß.

"Ich wünsche mir, dass hier ein schöner Treffpunkt wird", blickt Voß in die Zukunft. Das neue Gebäude solle seinen offenen und modernen, aufgeräumten Charakter auch in Zukunft behalten. Damit aber auch Plakate und Notizen künftig ihren Platz haben, gibt es ein "kleines Bonbon": Die Wände neben dem Pfarrbüro erhalten eine spezielle Tapete, die magnetisch ist. So kann dort eine Art Schwarzes Brett entstehen, ohne die Wände zu beschädigen.

Zu den Kosten möchte Voß noch keine Zahlen nennen. Die ursprünglich kalkulierten Kosten seien aber bereits eingeholt. Das Ganze müsse aber in einem zeitlichen Kontext gesehen werden. "Hinzu kamen Kosten für Genehmigungen, Fachingenieure oder auch die Glocken", erklärt Voß. Dafür habe es kaum Zeitverzug gegeben, der anvisierte Fertigstellungstermin um Ostern könne eingehalten werden. "Großes Lob an die Handwerker und alle Beteiligten – alle haben ruhig und stetig am Neubau gearbeitet", so Voß stolz.

Während der Bauarbeiten haben die Gottesdienste größtenteils gemeinsam in Kirnbach stattgefunden. "Damit haben wir durchweg positive Erfahrungen gemacht", erklärt Pfarrer Stefan Voß. "Das hat ein tolles Gefühl von Gemeinde vermittelt". Zudem wurden mehrere Gottesdienste in Wolfach an verschiedenen Orten angeboten, unter anderem im Brenzheim und der Schlosskapelle.