Im Behandlungsraum stellen Bürgermeister Thomas Geppert (von links), Janina Stunder, Notfallbeauftragter Stephan Ziehms, Martin Wetzel und Christoph Löschmann die Corona-Ambulanz im Alten Bahnhof vor. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Mediziner nehmen am Montag im Erdgeschoss des Wolfacher Alten Bahnhofs ihre Arbeit auf

Ab Montag ist im Erdgeschoss des Wolfacher Alten Bahnhofs eine der fünf Corona- beziehungsweise Fieber-Ambulanzen des Ortenaukreises eingerichtet. Die übrigen Ambulanzen eröffnen ebenfalls am Montag in Achern, Oberkirch, Lahr und Offenburg.

Wolfach. Im Pressegespräch am Freitag erläuterten die Mediziner Stephan Ziehms, Martin Wetzel und Christoph Löschmann Einzelheiten zu diesem zusätzlichen ärztlichen Untersuchungsangebot. Mit der Corona-Ambulanz sollen zuvorderst die hausärztlichen Praxen entlastet werden, damit diese weiterhin Bürgern mit "normalen" Krankheiten offen stehen können.

Die Anmeldung zu einem Termin in der Corona-Ambulanz erfolgt ausschließlich nach telefonischer Beratung durch die Hausärzte. Diese überweisen kranke Patienten mit Corona-typischer Symptomatik an die Corona-Ambulanz. Die konkrete Terminzuweisung erfolgt durch Mitarbeiter des "Gesunden Kinzigtals". Die ärztlichen Behandlungen werden 15-Minuten-genau terminiert, damit sich in und um den Alten Bahnhof möglichst wenige kranke Personen begegnen können.

Die Ambulanz sei ausschließlich für Kranke reserviert – darauf weisen die Mediziner im Pressegespräch gleich mehrfach hin. Abstriche werden nicht automatisch gemacht. Die Ärzte hoffen, dass für viele Patienten auch die Diagnose "häusliche Quarantäne" ausgesprochen werden kann, schwer Erkrankte werden im Krankenhaus weiter behandelt. Dass die Ambulanz so schnell eingerichtet werden konnte, ist der "gesunden" Struktur vor Ort zu verdanken. In die "Allianz für die Ambulanz" brachte sich "Gesundes Kinzigtal" mit einer Anschubfinanzierung, der Bereitstellung von Personal für die Anmeldung und der notwendigen IT-Ausstattung ein.

Prozess des Miteinanders in Gang gesetzt

Ziehms hatte vor 14 Tagen seinen Hornberger Kollegen Martin Wetzel erstmals in seiner Funktion als "Notfallbeauftragter" kontaktiert und damit einen Prozess des "tollen Miteinanders" in Gang gesetzt. "In der momentanen Ausnahmesituation wollen wir den Hausärzten jegliche logistische Arbeit abnehmen", fasst Geschäftsführer Christoph Löschmann den Dienstleistungsgedanken zusammen.

Für die wenigen nicht-medizinischen Rahmenbedingungen sorgt wie schon bei der Einrichtung der hausärztlichen Notfallpraxis vor 14 Tagen (wir hatten berichtet) die Stadt Wolfach. So hat Bürgermeister Thomas Geppert den Bauhof mit der Bereitstellung von Bauzaun-Elementen mit schwarzer Kunststofffolie als Sichtschutz beauftragt. Martin Wetzel vom "Medizinischen Qualitätsnetz Ärzteinitiative Kinzigtal zeigte sich positiv überrascht" von der modernen Infrastruktur im Alten Bahnhof, konnten doch die für die EDV notwendigen Geräte einfach in die LAN-Buchsen eingestöpselt werden – dieser Aspekt hatte Wetzel in der zweiwöchigen Planungsphase zuerst Kopfzerbrechen bereitet.

Zu den Corona-Sprechstunden bringen die niedergelassenen Hausärzte ihre Arzthelferin mit. Über eine neue Software können sich die Hausärzte online in den Terminkalender der Ambulanz einbuchen. Bis Ostern sind alle Sprechstunden schon gebucht. Wetzel sieht sich durch den momentanen Hausärztemangel in Hornberg besonders angesprochen, auf die entlastende Funktion der Corona-Ambulanz hinzuweisen: "Es kann durchaus möglich sein, dass in den kommenden Wochen Hausärzte selbst erkranken und ausfallen. Umso wichtiger ist es, dieses Risiko durch die Einrichtung einer Corona-Ambulanz zu minimieren."

Ärzte mit kompletter Schutzausrüstung

In der Ambulanz können die Ärzte mit einer kompletten Schutzausstattung ("Astronauten-Anzug") agieren, dies wäre in der eigenen Hausarztpraxis nicht möglich.

Aber auch Fachärzte bringen sich im Alten Bahnhof ein und leisten Dienst an den Vormittagen, wenn – ebenfalls nur mit Termin – von Personal aus dem Medizinischen Dienst (Ärzte, Pflegepersonal, Mitarbeiter aus dem Rettungswesen) am Fenster Abstriche für Corona-Tests gemacht werden.

Die Kapazität hierfür liegt bei etwa 30 Tests pro Tag. Das Ergebnis bekommen die Getesteten über ihre Hausärzte mitgeteilt. Dabei liegt der Fokus vor allem darauf, diese Personen nicht in häusliche Quarantäne schicken zu müssen, wenn ein negatives Ergebnis testiert werden kann.

Montag bis Freitag: Vormittags Abstrich-Stelle am Fenster ("Corona-Test") für ausgewählte Berufsgruppen (Termine nach Vereinbarung); 14 bis 17 Uhr Corona-/Fieber-Ambulanz ("Sprechstunde", Termine vereinbart vom Hausarzt)

Samstag, Sonntag, Feiertag: hausärztliche Notfallpraxis (9 bis 13 Uhr, 17 bis 20 Uhr)

Die umfangreiche Belegung macht einen erhöhten Reinigungsbedarf nötig. Die Reinigung übernimmt ab Montag eine vom Ortenau-Klinikum beauftragtes Fachunternehmen.

  Wer der die Arbeit der Corona-Ambulanz unterstützen möchte, kann unter Angabe des Stichworts "Corona Kinzigtal" auf folgende das Konto bei der Sparkasse Haslach-Zell spenden: DE88 6645 1548 0000 6121 28