Schöne Ausblicke und beliebte Wanderwege – wie hier den Hausacher Bergsteig – hat das Kinzigtal zu bieten. Dass der Schwarzwald sich 2020 zu einem beliebten Ziel für Gäste entwickelt, hofft die hiesige Tourismusbranche. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: STK-Geschäftsführerin spricht über Tourismus in der Corona-Krise / Zusammenhalt ist groß

Mittleres Kinzigtal. Der Schwarzwald ist eine klassische Urlaubsregion. Das Kinzigtal macht da keine Ausnahme – die Region wurde und wird von der Corona-Pandemie entsprechend hart getroffen. Assunta Finke, Geschäftsführerin von Schwarzwald Tourismus Kinzigtal (STK), blickt im Gespräch mit dem Schwabo auf die Situation.

Frau Finke, wie hat der STK die vergangenen Wochen erlebt?

Der Tourismus und die Gastronomie gehören zu den Branchen, die in der Corona-Zeit besonders hart getroffen wurden. Am Anfang war es für alle ein Schlag, doch wir haben uns schnell gefasst und überlegt, wie diese Zeit mit sinnvollen Maßnahmen zu überstehen ist. Da Perspektiven zu Lockerungen immer relativ kurzfristig bekannt gegeben wurden, musste man sich auch schnell wieder an neue Gegebenheiten anpassen und reagieren. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen und wir waren zu jedem Zeitpunkt für unsere Mitglieder als Ansprechpartner verfügbar. Das wurde auch gerne und rege genutzt.

Wie ist die Stimmung bei den Mitgliedern?

Inzwischen sind glücklicherweise die Perspektiven bekannt und die Betriebe können ihre Arbeit, wenn auch unter strengen Vorschriften, bald wieder aufnehmen. Somit gibt es eine erste Erleichterung.

Und vor welchen Problemen stehen die Akteure?

Die Maßnahmen und die Vorkehrungen, die zu beachten sind, sind so einschneidend, dass sicherlich nicht alle Betriebe trotz Aufnahme der Arbeit gleich wieder Gewinne erwirtschaften werden. Es ist noch immer eine schwierige Zeit.

Was schätzen Sie: Wie wird die Corona-Krise den Tourismus verändern?

Ich habe keine Glaskugel, die mich in die Zukunft blicken lässt, aber eines ist klar: Der komplette Tourismus hat sich und wird sich mit Corona verändern. Er ist zeitweise de facto zum Erliegen gekommen. Positiv ist, dass man einen großen Zusammenhalt gespürt hat. Die Menschen sind vorsichtig, möchten ihre Freiheiten jedoch auch nicht komplett aufgeben. Eine starke medizinische Gesundheitsversorgung in unserem Land im Gegensatz zu anderen Ländern wird sicherlich dafür sorgen, dass ein Urlaub im eigenen Land attraktiv ist und für ein gewisses Sicherheitsgefühl sorgt. Davon können wir profitieren, wenn man denn hier von profitieren sprechen kann. Denn der Verlust der vergangenen Wochen kann nicht einfach aufgeholt werden. Ein Bett, das heute leer ist, kann morgen nicht doppelt belegt werden. Ein Tisch, der heute nicht gebucht wird, kann morgen auch nicht doppelt vergeben werden. Auch die Beschränkungen, die uns in der Zukunft begleiten werden, werden die Erlöse schmälern und damit auch Investitionen verzögern. Den Optimismus dürfen wir nicht verlieren und wir werden gemeinsam mit unseren Betrieben und Partnern daran arbeiten, dass das Kinzigtal attraktiv und lebenswert bleibt. Eine seriöse Einschätzung, wie es in Zukunft sein wird, kann uns keiner geben.

Ab Pfingsten darf wieder gereist werden – wird der Schwarzwald das Reiseziel 2020?

Der Schwarzwald ist sicherlich sehr attraktiv und wird bei dem einen oder anderen als Alternative zum Auslandsurlaub wieder in den Sinn kommen. Die Nachfrage wird auch steigen, denn wir stehen für Qualität statt Masse und verkörpern auch Liebe und Verantwortung für die Heimat sowie Bescheidenheit, Bodenständigkeit und Sicherheit.

An welchen Themen arbeitet der STK aktuell?

Wir arbeiten derzeit an einem Kinzigtäler Gastronomie-Führer, ein handliches Booklet mit den wichtigsten Adressen für Touristen und Einheimische. Darin werden nicht nur gastronomische Betriebe aufgeführt, sondern auch Direktvermarkter, Hofläden und Cafés. Ein weiteres Projekt, auf das wir uns sehr freuen, ist eine interaktive, mobile Tourist-Information, welche zukünftig auf verschiedenen Veranstaltungen in der Region zum Einsatz kommen soll. Diese wird gerade konzipiert und soll dann ab Herbst dieses Jahres einsatzfähig sein. Demnächst werden wir auch die Möglichkeit haben, verschiedene Erlebnisse online buchbar zu machen. Da kann man dann alles von Gästeführungen bis zum Käseseminar finden. Wir freuen uns, wenn viele Akteure davon Gebrauch machen, denn manchmal sind gerade solche Erlebnisse mit den schönsten Erinnerungen verbunden. Außerdem ist das Thema Digitalisierung wichtig. Dies ist ein Prozess der mit viel Aufwand verbunden ist, uns jedoch langfristig konkurrenz- und handlungsfähig machen wird. In diesem Zusammenhang spielt auch das digitale Marketing eine große Rolle. Wir lassen uns derzeit als "Digital Coach Tourismus" ausbilden und möchten unsere Zielgruppen über verschiedene Kanäle mit geringfügigen Streuverlusten dort abholen, wo sie sich aufhalten, nämlich vermehrt in der digitalen Welt. Fragen: Katharina Beule

"Schwarzwald Tourismus Kinzigtal" (STK) ist ein interkommunaler Verbund, der das Kinzigtal als Einheit im Schwarzwald vermarktet. Ihm gehören die Gemeinden Steinach, Haslach, Hofstetten, Mühlenbach, Fischerbach, Hausach, Gutach, Hornberg, Lauterbach, Wolfach, Schiltach und Schenkenzell an. "Der Verein sieht sich als zentraler Ansprechpartner für seine Mitglieder und alle touristischen Betriebe der Region", heißt es auf der Internetseite. Dazu gehört unter anderem ein ganzheitliches Tourismuskonzept für das Kinzigtal. Gegründet wurde der Verein im Jahr 2017.