In dem Heim am Ortsrand von Langenwinkel leben Menschen mit einer geistigen Behinderung. Foto: Schabel

Ortsvorsteherin Annerose Deusch verteidigt Heimleitung gegen Kritik. "Selbstkritik statt Selbstmitleid."

Lahr-Langenwinkel - Die Zahl der Corona-Toten im Wohnheim für Menschen mit Behinderungen in Langenwinkel ist auf elf gestiegen. Ortsvorsteherin Annerose Deusch hat die Heimleitung indes gegen Kritik in Schutz genommen.

"Selbstkritik statt Selbstmitleid"

Das kombinierte Wohn- und Pflegeheim hat insgesamt 48 Plätze für Menschen mit geistiger Behinderung, die Hälfte davon für Menschen, die einen erhöhten Pflegebedarf haben, da sie auch körperlich behindert sind, teils mehrfach. Bei 42 Bewohnern war das Coronavirus festgestellt worden.

Deusch reagierte am Dienstag im Ortschaftsrat mit einer Stellungnahme auf Kritik an der Heimleitung. Den Verantwortlichen war nach dem Corona-Ausbruch und den daraus folgenden Todesfälle "Versagen" vorgeworfen worden.

Deusch bedauerte, als Ortsverwaltung und Ortschaftsrat "können wir leider nicht direkt helfen, nur moralisch unterstützen und solidarisch sein". Den in einem Medienbericht genannten Vorwurf Richtung Heimleitung, man solle "Selbstkritik statt Selbstmitleid" zeigen, fand die Ortsvorsteherin "nicht nachvollziehbar".

Wie ihr Bernhard Meier-Hug, Geschäftsführer der "Lahrer Werkstätten", mitgeteilt habe, habe sich der betreffende Kritiker nicht einmal nach den Ereignissen vor Ort persönlich informiert, sondern auf Schilderungen Dritter Bezug genommen. Wohnbereichsleiterin Gudrun Dieterle könne nach wie vor nicht verstehen, warum die Heimbewohner als Menschen mit Handicap für eine Corona-Impfung erst in Kategorie II eingestuft worden seien.

Fünf Bewohner werden in Krankenhäusern behandelt

Die Ortsvorsteherin gab aktuelle Zahlen für das Wohnheim bekannt. Mittlerweile seien elf Bewohner an Corona gestorben, fünf würden in Krankenhäusern behandelt. Sieben Bewohner befinden sich symptomfrei in Quarantäne, 19 seien wieder genesen.

Auch mehrere Pflegekräfte hätten sich infiziert, sodass Kollegen aus anderen Einrichtungen des Trägerverbands, der Johannes-Diakonie Mosbach, nach Lahr gekommen seien, um personelle Engpässe auszugleichen. Zum Teil werde derzeit bis zu 14 Stunden gearbeitet, "es wird alles dafür getan, den Betrieb aufrechtzuerhalten", betonte Deusch.

Fünf Heimbewohner konnten am geplanten Termin 16. April tatsächlich geimpft werden, mittlerweile seien 62 (inklusive der Außengruppen) geimpft worden. Bewohner der offenen Hilfen hätten bereits vor den 16. April eine Impfung erhalten.

Deusch sagte abschließend, sie hoffe, dass es zu keinen weiteren Todesfällen mehr komme. Wie die Verantwortlichen habe sie "große Achtung vor dem Einsatz der Mitarbeiter". Sie schloss mit dem deutlich formulierten Hinweis: "Unsachliche Kritik hilft bei diesem Thema in keinster Weise weiter."

Kontroverse um Impftermine

Hätten die Bewohner des Heims in Langenwinkel nicht bereits gegen geimpft sein sollen, als es dort zum massiven Corona-Ausbruch kam? Vertreter des Trägerverbands, der Johannes-Diakonie Mosbach, sind dieser Ansicht.

Hier widerspricht das Landratsamt auf Nachfrage unserer Redaktion: Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gehörten nach der festgelegten Impfreihenfolge des Landes zur zweiten Prioritätsstufe. Im Gegensatz dazu gehörten Altenpflegeheime zur ersten Prioritätsstufe. Personengruppen, die zur Stufe zwei gehören, würden im Ortenaukreis seit Mitte März geimpft.