Willstätts Torhüter Gunter Zölle lief Mitte des zweiten Durchgangs richtig heiß. Foto: Wendling Foto: Lahrer Zeitung

Handball: Im Duell der Abstiegskandidaten besiegt der TV Willstätt den Mitaufsteiger TVS Baden-Baden knapp

Zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt hat der Drittligist TV Willstätt am Freitagabend eingefahren. Vor eigenem Publikum bezwang der TVW Schlusslicht Baden-Baden nach zähen 60 Minuten mit 21:18.

3. Liga Süd: TV Willstätt - TVS 1907 Baden-Baden 21:18 (11:11). Einen Schönheitspreis gewann am Freitagabend in der Hanauerlandhalle gewiss keine der beiden Mannschaften. Allerdings hätte Willstätts Interimscoach Rudi Fritsch damit in seinem letzten Heimspiel auf der Trainerbank auch herzlich wenig anfangen können. Was Fritsch wollte, waren zwei Punkte im zähen Kampf um den Klassenerhalt. Und die hat er bekommen.

In den 60 Minuten zuvor hatten sich seine Spieler, die Zuschauer und nicht zuletzt Fritsch selbst allerdings ordentlich quälen müssen. Denn einen Leckerbissen boten der Tabellenvorletzte aus Willstätt und der Letzte Baden-Baden wahrlich nicht. Dem Gastgeber steckte augenscheinlich nicht nur noch die heftige 15:40-Pleite gegen die Bundesliga-Reserve der Rhein-Neckar Löwen im Kopf und Körper, sondern auch die personelle Misere auf der Bank. Mit Christian Sousa, Yannick Ludwig und Ben Veith fehlten drei Leistungsträger verletzungsbedingt komplett, während die angeschlagenen Kevin Durand und Marco Schlampp nur wenig Einsatzzeiten erhielten. Die Voraussetzungen für daswohl wichtigste Spiel des Jahres hätten also deutlich besser aussehen können. Und dementsprechend präsentierten sich die Ortenauer vor allem zu Beginn des Südbadenderbys gegen den Mitaufsteiger, den der TVW an gleicher Stelle im Februar eine Liga tiefer in einem absoluten Spitzenspiel noch hatte besiegen können.

So verschlief Willstätt die Anfangsphase völlig, lag nach knapp sieben Minuten voller Unkonzentriertheiten bereits mit 1:5 im Hintertreffen und ließ die zahlreichen Zuschauer in der Hanauerlandhalle Schlimmstes befürchten. Fritsch reagierte mit einer Auszeit und angetrieben von Regisseur Daniel Schliedermann, augenscheinlich der einzige Willstätter, der sich von der Nervosität seiner Nebenleute nicht anstecken ließ, holte der Gastgeber in den Folgeminuten Tor um Tor auf. Der vor der Saison vom kommenden Gegner VfL Pfullingen gekommene Schliedermann traf nacheinander von Halbrechts, von der Mitte und von Halblinks und brachte seine Farben so auf 6:8 heran.

David Knezovic trifft vor der Pause doppelt

Nach Toren von Florian Fessler und Régis Matzinger hatte der französische Rechtsaußen gleich zweimal die dicke Chance zum 9:9 auszugleichen, doch Matzinger ließ beide Gelegenheiten verstreichen. Besser machte es dann in der 22. Minute Linksaußen Fessler, der in Überzahl zum Ausgleich einnetzte. Als der gerade eingewechselte David Knezovic dann auch noch mit einem Doppelschlag die 11:9-Führung für die Fritsch-Sieben erzielte, schien die Mannschaft plötzlich doch wieder an sich zu glauben. Lange währte die Freude allerdings nicht, denn der überragende Gäste-Rechtsaußen, Christian Fritz, brachte Sandweier mit zwei Toren bis zum Halbzeitpfiff wieder heran.

Während Sandweier noch den Anfang des ersten Durchgangs dominiert hatte, verschliefen die Gäste den Start nach dem Wechsel komplett. Innerhalb von fünf Minuten stellte Willstätt auf 15:11. Zwar kamen die Gäste noch einmal auf 15:16 heran, zu mehr sollte es allerdings nicht reichen. Vor allem der im zweiten Durchgang immer stärker werdende Gunter Zölle im TVW-Gehäuse verhinderte mit starken Reflexen, dass Baden-Baden tatsächlich noch am Sieg schnuppern sollte. So brachte Willstätt am Ende von 60 trostlosen Minuten den 21:18-Sieg über die Zeit.

"Unsere Leistung war indiskutabel", musste auch Sandweiers Co-Trainer Marius Merkel in der Pressekonferenz nach dem Spiel eingestehen. "Vor einem Jahr war es noch ein richtiges Handballfest. Das war es heute nicht", fügte Merkel in Erinnerung an das Oberliga-Duell im Februar an. "Willstätt war zwar heute handballerisch nicht besser als wir, hat aber mehr Herz und Leidenschaft gezeigt." Ähnlich sah es Merkels Gegenüber Rudi Fritsch: "Es ist keine einfache Zeit für uns. Aber heute hatten wir den Willen, die beiden Punkte zu holen. Und dafür haben alle gekämpft." Tore Willstätt: L. Veith 1, Dodig 2, Jankowski 2, Matzinger 4, Schliedermann 6, Fessler 3, Knezovic 2.