In den Gottesdiensten in Meißenheim ist der Ukraine-Konflikt stets präsent. Foto: Archiv

Viele Menschen suchen derzeit Trost in Gesprächen mit ihren Pfarrern – nicht nur die älteren Generationen. Seelsorge muss vor allem in Schulen geleistet werden, wie Pfarrerin Anna Schimmel der Lahrer Zeitung erklärt.

Ried/Friesenheim - Der Ukraine-Krieg bestimmt das Leben der Menschen. In den Kirchen ist der Ukraine-Konflikt jeden Sonntag Thema im Gottesdienst. Seelsorge tut Not und ist im Alltag bei den Pfarrern in Friesenheim und im Ried gegenwärtig. Einige Kirchen sind speziell zum Friedensgebet oder zur stillen Andacht geöffnet. Ein konkretes seelsorgerliches Gespräch werde weniger eingefordert. "Seelsorge findet sich ganz schlicht im Gespräch auf der Straße oder beim Einkauf", erklärt Pfarrer Axel Malter aus Allmannsweier.

Kirchengemeinden unterstützen unter anderem mit Wohnraum

Von eigenen Spendenaufrufen sehen die Kirchen in Friesenheim und dem Ried ab. Vielmehr werde um Geldspenden über das diakonische Werk oder andere Organisationen gebeten. Generell gelte für die Kirchen: "Wir möchten mit der Gemeinde kooperieren", wie Pfarrer Steffen Jelic aus Friesenheim gegenüber der Lahrer Zeitung betont. Die Kirchengemeinden verfügten selbst weder über die nötigen Kräfte noch die Logistik, Hilfstransporte oder ähnliches zu organisieren. Konkret sagen die Kirchengemeinden ihre Unterstützung zu, wenn Hilfe bei der Unterbringung von Geflüchteten verlangt wird. Eventuell ließe sich Wohnraum zur Verfügung stellen. Ebenfalls unterstützend wollen die Kirchengemeinden mit Friedensgottesdiensten wirken. "In Friesenheim ist am Karfreitag ein Benefizkonzert in der Evangelischen Kirche geplant", teil Pfarrer Rainer Janus mit.

Pfarrer Heinz Adler aus Meißenheim erklärt: "Wir gehen davon aus, dass wir Menschen aus der Ukraine im Dorf aufnehmen werden. Erst dann werden wir gezielt in Erfahrung bringen, was gebraucht wird und entsprechend handeln und zu Spenden aufrufen." Ein Friedensgebet wird es in Meißenheim nicht geben. In den Gottesdiensten sei die Ukraine ohnehin stets präsent und werde in den Fürbitten aufgenommen. "Ich weiß, es gibt Menschen im Ort, die haben Verwandte in der Ukraine", so Adler.

Pfarrerin Anna Manon Schimmel aus Neuried hat ihre erste Religionsstunde nach den Ferien an der Grundschule den drängenden Fragen der Kinder gewidmet. Nicht Elisabeth von Thüringen war Thema, sondern der Krieg in der Ukraine. Kinder meinten, wie sie im Gespräch erzählt, ganz ohne Umschweife: "Man Gott, warum hilfst du nicht?" Einige Kinder fragten: "Macht Gott denn gerade Urlaub?" "Die Kinder lassen ihre Wut heraus", erklärt Pfarrerin Schimmel. Kinder blieben fassungslos darüber, dass jemand so böse sei, dass er einen Krieg als Lösung sehe und Menschen töte. Das gemeinsame Gebet helfe den Kindern, ihre Ängste und Sorgen loszulassen. "Ich versuche, den Kindern Sicherheit zu vermitteln", erklärt Pfarrerin Schimmel. Furcht treibe die Kinder um, dass der Krieg schon morgen bei ihnen sein könnte. Viele Viertklässler verfügten über Wissen, das ihnen nicht immer gut tue. So empfehle Schimmel den Kindern, keine Videos zu schauen. "Ungefiltert übernehmen Kinder Szenen, die bereits Erwachsene ängstigen", so die Pfarrerin. Gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat werde sie über weitere Vorgehen beraten. Und auch sie werde, wie ihre Kollegen in den Nachbargemeinden, die politische Gemeinde bei Projekten unterstützen. Kollekten, die bei den Friedensgebeten zusammenkommen, werden in den Kirchen für die Menschen in oder aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. "Künftig werden wir noch Geld brauchen, um die Geflüchteten bei uns zu versorgen", vermutet Pfarrer Heinz Adler.

Friedensgebet

Ab sofort wird jeden Freitag, ab 19 Uhr in die Auferstehungskirche in Ichenheim zum Friedensgebet eingeladen. In Allmannsweier wird künftig immer mittwochs, ab dem 16. März, von 19 bis 19.30 Uhr, die Kirche zum Gebet geöffnet sein.