Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz erntet Kritik für seinen Wunsch, beim Rheintalbahnausbau (hier der Bahnhof Lahr) vier Gleise an die A 5 zu legen. Foto: Archiv

Mit Unverständnis reagiert Fred Kletzin, Gemeinderat in Friesenheim, auf die Äußerungen von Mahlbergs Bürgermeister Dietmar Benz zum Ausbau der Rheintalbahn. Kletzin wirft Benz vor, sich gegen einen Beschluss aufzulehnen, für den er sich einst selbst stark gemacht hat.

Mahlberg/Friesenheim - In einem Interview in der Lahrer Zeitung vom 24. November hat Benz gefordert, beim Rheintalbahnausbau vier Gleise an die A 5 zu legen. Dafür gibt es nun Kritik von Fred Kletzin aus dem Friesenheimer Gemeinderat. "Dass Mahlberg/Orschweier von der Umplanung der Rheintalbahn stark betroffen sein wird, scheint den Verantwortlichen der Gemeinde erst so langsam zu dämmern", so Kletzin in seiner Stellungnahme.

Umplanung der Bestandsstrecke sei nur Wunschdenken

Schon die Umplanung der Bestandsstrecke, die "Verlegung der Güterzugstrecke an die Autobahn", sei mehr einem Wunschdenken der beteiligten Akteure als einer realitätsbezogenen Planung entsprungen, schreibt Kletzin und fragt: "Wer von den Beteiligten in der Projektgruppe hat denn vor dem Beschluss zur Umplanung prüfen lassen, ob man diese neue Variante wirklich so bauen könne, wie es die Mehrheit der Planungsgruppe wünschte und ob sie zudem auch ökologisch verträglich sei?"

"Bau von weiteren Gleisen würde die Situation verschlimmern" Fred Kletzin (SPD)

Der Friesenheimer Gemeinderat sieht in Benz’ Aussagen eine "Kehrtwende um 180 Grad". Mit ihrem Wunsch nach dem Bau von weiteren Gleisen an der Autobahn würden die Akteure die Situation für die Menschen in ihren Gemeinden noch zusätzlich verschlimmern.

Die Bürgermeister und die Gemeinderäte der nördlich von Lahr gelegenen Gemeinden Meißenheim und Friesenheim hätten, so Kletzin, schon vor vielen Jahren auf die massiven Folgen der Umplanung hingewiesen und entsprechend gegen den Vorschlag der Planungsgruppe gestimmt.

Natürlich würden die Städte Offenburg und Lahr eine autobahnparallele Bahnstrecke begrüßen. Sie versprächen sich Vorteile von dieser Streckenführung. Offenburg will unbedingt den ICE-Halt behalten und Lahr träumt vom Bau eines Güterverkehrszentrums, heißt es in Kletzins Stellungnahme. "Nur eine Planung darüber liegt bisher nicht vor, von einer wünschenswerten Abstimmung mit den Nachbarn über die Folgen des Traums, ganz zu schweigen".

Jahrzehntelange Baustellen

Nicht nur der von Bürgermeister Benz monierte, nach seiner Meinung nur fünf Jahre dauernde Schienenersatzverkehr, würde den Menschen in der Region zu schaffen machen, als viel schlimmer würden diese die jahrzehntelangen Baustellen, den riesigen Flächenverbrauch, den Abriss und Neubau von mehr als hundert Brücken und den starken Baustellenverkehr empfinden. "Kilometerlange hohe Lärmschutzwälle, meist aus Beton, werden entlang der Neubaustrecke zu sehen sein. Wollen wir diese Planung wirklich so verwirklichen?", fragt Kletzin.

Eine Lösungsmöglichkeit sei ein Vorschlag, von Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit. Dieser schlage vor, das bisher versäumte ergebnisoffene Raumordnungsverfahren endlich nachzuholen und dann zu sehen, welche Verkehrsstruktur empfohlen wird. Sollte dies von den Beteiligten nicht gewünscht sein, könne man immer noch auf den ursprünglichen, laut Bahn kostengünstigsten Planansatz zurückkommen und die Bestandsstrecke vorrangig ausbauen.

Schnellere Variante

"Mit dieser Variante wäre nach Meinung der Fachleute der Bahn recht schnell ein schienenbezogener Nahverkehr auf der Bestandsstrecke, der seinen Namen verdient, gut einzurichten. Die Menschen würden dadurch vom Straßenverkehr nachhaltig entlastet werden. Packen wir den Ausbau endlich an!", lautet der abschließende Appell des Friesenheimer Gemeinderats.