Nimmt "Rulantica" der Region das Wasser weg? Nein, sagen Bürgermeister und Hydrogeologe Eugen Funk. Foto: Europa-Park

Immer wieder werden Stimmen laut, der Europa-Park und die Wasserwelt "Rulantica" nähmen der Region das Wasser weg. Park und Gemeinde nahmen nun Stellung.

Rust - Immer wieder werden Stimmen laut, der Europa-Park und die 2019 eröffnete Wasserwelt "Rulantica" nähmen der Region das Wasser weg. Um mit diesen Bedenken "ein für allemal aufzuräumen", luden Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare, Ringsheims Bürgermeister Pascal Weber, Hydrogeologe Eugen Funk, "Rulantica"-Direktor Michael Kreft von Byern sowie Vertreter des Europa-Parks zur Pressekonferenz.

Senkt "Rulantica" langfristig den Grundwasserspiegel?

Nein, erklärte Eugen Funk, der als Hydrogeologe den Europa-Park freiberuflich berät: Mit seinen 80 Milliarden Kubikmeter Wasser (Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) sei der Oberrheingraben, aus dem die südliche Ortenau ihr Wasser bezieht, "der größte Grundwasserspeicher Mitteleuropas". Das, was "Rulantica" – und die ganze Region – daraus verbrauche, sei selbst in trockenen Jahren "wie ein Tropfen auf dem heißen Stein". Das belegen die wöchentlichen Pegelmessungen von 2006 bis 2021: Auch nach der Eröffnung der Wasserwelt hat sich ihr Mittelwert nicht geändert, wenngleich es aufgrund von Trockenheit und Regen deutliche Ausschläge nach oben oder unten gab. "Jahresbedingte Schwankungen machen eine Änderung des Grundwasserpegels von ein bis zwei Metern aus. Wir haben aber 100 bis 150 Meter Puffer, bevor wir auf die Grundwasser-Reserven des Oberrheingrabens stoßen", erklärte Funk.

Nimmt "Rulantica" den umliegenden Gemeinden das Wasser weg?

Wasser ist nicht gleich Wasser, machten Pascal Weber und Kai-Achim Klare deutlich: Sein Brauchwasser, sprich, das, was in den Schwimmbecken "Rulanticas" landet, fördert der Wasserpark mit zwei eigenen Tiefbrunnen selbst. 150 000 Kubikmeter maximal sind erlaubt, verbraucht hat "Rulantica" vergangenes Jahr 100 000 Kubikmeter. Nur das, was in "Rulantica" und benachbarten Europa-Park-Gebäuden als Trinkwasser aus dem Hahn kommt, wird vom Wasserversorgungsverband Südliche Ortenau bezogen.

Gibt es trotz "Rulantica" und Europa-Park noch genug Trinkwasser?

Vier Tiefwasserbrunnen sind es, die aktuell die Wasserverbandsmitglieder Kappel-Grafenhausen, Rust, Ringsheim und Ettenheim sowie zu 95 Prozent auch Nicht-Mitglied Mahlberg mit Trinkwasser versorgen. Zwei Millionen Kubikmeter ist ihre erlaubte Fördermenge pro Jahr. Ab 2023 soll mit "Kappel II" ein fünfter Tiefbrunnen dazukommen. Dann sind es 2,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, die pro Jahr gefördert werden dürfen. "Rulantica" darf davon 150 000 Kubikmeter verbrauchen, hat 2021 de facto aber nur gut die Hälfte, 80 000 Kubikmeter, verbraucht. Zum Vergleich: Der Europa-Park verbrauchte 2021 mehr als viermal so viel: 350 000 Kubikmeter. Ettenheim, Kappel-Grafenhausen, Ringsheim, Rust und Mahlberg – inklusive Park und Wasserwelt – verbrauchten 2021 zusammen 1,9 Millionen Liter. Insgesamt besteht ab 2023 also ein Puffer von 500 000 Kubikmetern Wasser, also quasi einem Tiefbrunnen. "Wir haben so viele Reserven, dass wir Herbolzheim in den nächsten Jahren noch mitversorgen werden", verdeutlicht Pascal Weber, der Vorsitzender des Wasserversorgungsverband Südliche Ortenau ist.

Machen der Europa-Park und "Rulantica" das Trinkwasser teurer?

Nein, im Gegenteil, erklären Klare und Weber. Denn bestimmte Fixkosten gebe es immer. Der Europa-Park und die Wasserwelt würden als Großabnehmer einen großen Teil davon übernehmen.

Wird durch den Klimawandel letztendlich doch das Wasser knapp?

Jedenfalls nicht bis 2050, erklärt Eugen Funk. Der Grund dafür sind die extrem wasserreichen Elzwiesen, auf denen drei der fünf Brunnen stehen. Durch die drei ökologischen Flutungen im Jahr fließen dort jährlich 8,1 Millionen Liter Wasser hinein, knapp fünf Mal so viel wie an Grundwasser heraus (1,5 Millionen Kubikmeter). Zudem entnimmt der Verband sein Wasser vom 18 Meter tiefen Grundwasserspiegel. Das bildet einen besseren Puffer, als wenn das Wasser – wie etwa im Bleichtal – von Quellen an der Oberfläche entnommen wird.