Konnten am Ende wieder lachen: Lahrs OB Markus Ibert (links) gratuliert Baubürgermeister Tilman Petters zu seiner Wiederwahl. Foto: Bender

Tilman Petters bleibt Baubürgermeister von Lahr. Der Gemeinderat hat den 52-Jährigen am Montagabend in eine zweite Amtszeit gehievt. Ohne Störgeräusche lief die Wahl freilich nicht ab.

Lahr - Mit 21 Ja-Stimmen von insgesamt 30 Wahlberechtigten fiel das Votum der Stadträte am Ende deutlich aus. Damit erhielt Tilman Petters die notwendige absolute Mehrheit, um sein Dezernat für weitere acht Jahre führen zu dürfen. "Ich habe gesagt, dass ich nur mit großem Vertrauen und großer Mehrheit weiterarbeiten kann. Das ist ein gutes Zeichen, um gemeinsam weiter an der Stadt Lahr zu stricken", erklärte der Amtsinhaber im Anschluss an die geheime Wahl, bei der er einziger Kandidat war.

Hinter Petters liegt keine einfache Zeit. Im Jahr 2017 soll er bekanntlich 42 000 Euro zu wenig an die Stadt für sein privates Baugrundstück in Sulz gezahlt haben. Eine entsprechende Bewertung der Gemeindeprüfungsanstalt hat das Freiburger Regierungspräsidium Anfang Mai zwar bestätigt, gleichzeitig aber auch festgestellt, dass Petters keinen Einfluss auf die Preisbildung hatte. Vielmehr sei ein Rechenfehler der Verwaltung Ursache für den Fehlbetrag in der Stadtkasse. Kritik am Rathaus und speziell an der Person des Bürgermeisters hatte es vor der mehrfach verschobenen Wahl indes reichlich gegeben. Am Montagabend hallte sie noch einmal hörbar nach.

Die Sitzung begann mit rund 20-minütiger Verspätung, weil die CDU-Fraktion – zuvor wohl nicht abgesprochene – Fragen an die Verwaltungsspitze hatte. OB Markus Ibert ließ sie nach einiger Diskussion zu. So wollte Ilona Rompel wissen, warum die Eheleute Petters einst in den Bewerberkreis kamen, obwohl es keine fristgerechte Anfrage gegeben habe. Und ob die Stadt – wenn auch nachweislich ohne Rechtsanspruch – je versucht habe, den im Raum stehenden Differenzbetrag von den Käufern erstattet zu bekommen.

Letztere Frage beantwortete OB Ibert mit einem Nein – darüber hinaus erntete die CDU größtenteils Unverständnis aus den Ratsreihen. Eberhard Roth (FW) erklärte, dass "wir uns schon vor Monaten detailliert mit dem Fall beschäftigt haben", weshalb ihn "diese Fragen sehr verwundern". Die juristischen Prüfungen hätten gezeigt, "dass der Bürgermeister in keinster Weise in den Vorgang involviert gewesen" sei.

Rompel hatte ihre Frage mit "Unverständnis und Empörung" sowie "Häme und Spott", die auch dem Gemeinderat aus der Bevölkerung entgegenschlügen, begründet. Sven Täubert (Grüne) warf der CDU hernach vor, "die juristische und politische Ebene wiederholt zu vermischen". Eine Nachzahlung wäre Petters "nur als Schuldeingeständnis ausgelegt worden". Auch Roland Hirsch von der SPD fand klare Worte: Es gebe in Petters Verhalten "nichts zu beanstanden", die Fehler der Verwaltung seien "bedauerlich", die ehrenrührigen Äußerungen in der Öffentlichkeit zu missbilligen.

Jörg Uffelmann (FDP) wies derweil auf den juristischen Grundsatz hin, wonach Verträge einzuhalten seien: Das gelte "für einen Bürgermeister wie für jeden anderen Bürger auch". Lukas Oßwald (Linke Liste/Tierschutzpartei) sieht "die Diskussion, ob das Grundstück je zu einem höheren Preis hätte verkauft werden können, im Bereich des Spekulativen". Gleichwohl müsse dafür Sorge getragen werden, dass sich ähnliche Verwaltungsfehler künftig nicht wiederholten.

Die Ausführungen Petters während seiner offiziellen Vorstellung gerieten fast vollständig in den Hintergrund – spätestens als Rudolf Dörfler (CDU) bei der anschließenden Fragerunde wissen wollte, "ob Sie es, Herr Petters, in Ordnung finden, dass ein Bürgermeister von den Fehlern seiner Mitarbeiter finanziell profitiert". Der Adressat antwortete mit einer Gegenfrage: "Hätte ich vor der Wahl Geld zahlen sollen, um die Stimmung zu verbessern?" Petters ließ durchblicken, dass er keineswegs der Meinung ist, zu wenig für seinen Bauplatz bezahlt zu haben. Auch bei der Replik auf Manfred Himmelsbach (AfD), dem OB Ibert nach "reinen Unterstellungen" das Wort entzog. Petters, dessen zweiten Amtszeit am 1. Juli beginnt, deutlich: "Denkt jemand ernsthaft, dass in den heutigen Zeiten mehrere Interessenten für ein Grundstück abspringen, wenn es unterpreisig ist?"

Tilman Petters ist seit dem 1. Juli 2014 Bürgermeister der Stadt Lahr. Sein Dezernat umfasst die Bereiche Stadtplanung, Gebäudemanagement, Tiefbau, Öffentliches Grün und Umwelt, Stabsstelle Umwelt, Geoinformation und Liegenschaften sowie die Eigenbetriebe Bau- und Gartenbetrieb Lahr, Bäder, Versorgung und Verkehr sowie Abwasserbeseitigung.