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Kontrovers diskutiert wurde im Friesenheimer Rat die Frage, ob es künftig eine Gestaltungssatzung für Baugebiete und Gebäude geben soll. Die einen wollen den ländlichen Charakter waren, die anderen befürchten eine Bauverhinderung.

Friesenheim - Der Begriff "Monsterbauten" macht seit einigen Jahren im Friesenheimer Ortsteil Oberschopfheim die Runde. "Wie können Sie so was genehmigen?", sei eine Frage, mit der Bürgermeister Erik Weide bei manchem Geburtstagsbesuch konfrontiert werde. Jahrelang war das Thema Innenverdichtung vor Außenverdichtung eine Richtschnur, so Weide. Finanzpolitisch seien Investitionen in Wohnraum für Investoren lukrativ. Gemeint sind mit den "Monsterbauten" Mehrfamilienwohnhäuser, die in Wohngebieten entstehen, in denen bislang maximal Ein- bis Drei-Familien-Wohnhäuser das Maß aller baulichen Veränderung waren. Beklagt werde immer wieder, dass sich diese Mehrfamiliengebäude in der Innerortsverdichtung mit bis zu 18 Wohneinheiten nicht in die Ortsbebauung von Oberschopfheim einfügen. Dass einige Bürger Bauchweh mit diesen Veränderungen hätten, ihnen das ein oder andere Gebäude nicht gefalle und der Verlust von örtlicher Identität befürchtet wird, sei verständlich. Aber letztlich fehlten der Verwaltung die Mittel, so Weide.

Vor allem aus Oberschopfheim war der Ruf nach einer Gestaltungssatzung laut geworden. Zum Thema waren Ortschaftsräte und Gemeinderäte zuvor bei einer Klausurtagung in die baurechtlichen Grundlagen von einem Hochschulprofessor aus Kehl eingeführt worden. Erklärt wurden dabei die bauplanungsrechtlichen Instrumente, die dem Gemeinderat zur Verfügung stehen. Eine Steuerungsmöglichkeit, die der Gemeinderat diskutiert und zur weiteren Besprechung in die Ortschaftsräte weitergibt, ist die Leitungsmöglichkeit über eine Dachgestaltungssatzung. Bürgermeister Weide betonte, dass die Dachgestaltungssatzung nicht nur für potenzielle Investoren gelte, sondern auch Auswirkungen hätte auf Bauvorhaben "alteingesessener Friesenheimer", wenn Pläne für einen Neubau im Garten anstünden. Weide bat um genaue Abwägungen: "Damit alle am gemeinsamen Start vom gleichen Punkt loslaufen."

Über die Dachgestaltungssatzung wurde im Rat recht kontrovers diskutiert. "Mit einer solchen Satzung machen sich Investoren mehr Gedanken über die künftige Ausrichtung von Gebäuden", war sich Michael Jäckle (CDU) sicher. Der ländliche Charakter sollte noch erkennbar sein, warf Roland Herzog (CDU) ein. Nicht ratsam wäre die Erarbeitung unterschiedlicher Richtlinien in den Ortsteilen, gab Bauamtsleiter Markus Reinbold zu bedenken. Aus diesem Grund sollte in den Ortsteilen über schützenswerte Bereiche oder Ortskerne nachgedacht werden.

Weide gab außerdem zu bedenken, dass mit der Einschränkung von Bauherren sich auch dringend benötigter Wohnraum verhindern ließe. Da Friesenheim ELR-Schwerpunkt Gemeinde ist, schlug Weide vor, dass ein Büro schützenswerte Ortskerne herausarbeiten soll. Anschließend gelte es zu beraten, wie damit umzugehen sei. Hans-Jürgen Kopf (FW) sieht keinen Handlungsbedarf und erklärte: "Ich persönlich kann keinen Monsterbau erkennen." Dieser liege im Auge des Betrachters. Unterstützung erfuhr er von Markus Rottler (SPD) sowie Andreas Bix (FW). "Zwischenzeitlich gibt es schon genug Vorschriften. Da brauche ich nicht noch eine", sagte Rottler. "Es kann nicht sein, dass wir eine Gestaltungssatzung erlassen, um Wohnungen zu verhindern", fügte Kopf hinzu. Alte Gebäude würden abgebrochen und neuer Wohnraum entstehe. Von einer zu starken Einschränkung der Bürger, die bauwillig sind, wollte sich auch Michael Walter (GLU) distanzieren. Die Gemeinde müsse sich davor schützen, sich zu sehr festzulegen und Leute einzuschränken.

"Innerortsverdichtung ja, aber nicht zu jedem Preis", ist die Maxime von Dietmar Kairies (GLU). "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen und ortsbildprägende Straßenzüge vor einem Wildwuchs schützen", so Kairies. "Unglaublich hässliche Gebäude kann ich keine entdecken", so Bix. "Keiner will Wohnraum verhindern. Jeder weiß, dass wir ihn brauchen, trotzdem muss er in die Landschaft passen", erklärte Julius Haas, (CDU).

In den kommenden Wochen wird über baurechtlichen Regelungsbedarf oder Regelungsmöglichkeiten in den Ortschaftsräten beraten. Danach wird der Gemeinderat erneut beraten und beschließen.