Vier Schafe wurden im April in Mühlenbach gerissen. Jetzt ist es amtlich: Ein Wolf ist dafür verantwortlich. Allerdings war es ein bisher in der Region unbekanntes Tier. (Symbolfoto) Foto: Pförtner

Umweltministerium teilt Ergebnis der Genuntersuchung mit. Schäden werden dem Landwirt ersetzt.

Die vier toten Schafe in Mühlenbach gehen auf das Konto eines Wolfs. Das Umweltministerium hat am Mittwoch das Ergebnis der entsprechenden Genuntersuchung veröffentlicht.

Mühlenbach - Damit ist amtlich, was Experten bereits vermutet hatten, als die vier Schafe im April tot im Mühlenbacher Außenbereich aufgefunden wurden: Tatsächlich sind die Tiere einem Wolf zum Opfer gefallen.

Überraschend ist das Ergebnis, das das Umweltministerium jetzt veröffentlichte, aber trotzdem. Denn gemäß der Untersuchung ist für den Fall keiner der bereits im Schwarzwald bekannten Wolfsrüden verantwortlich. Diese zwei Rüden stammen aus der sogenannten "mitteleuropäischen Flachlandpopulation". Der Wolf, der für die toten Schafe in Mühlenbach verantwortlich ist, stammt laut Genuntersuchen dagegen aus der Alpenpopulation.

Geschlecht und Rudelzugehörigkeit sind weiter unklar

Es sei nicht bekannt, ob es sich um ein durchziehendes Tier handle oder es sich noch in der Region aufhalte, schreibt das Ministerium. Wölfe legen am Tag bis zu 60 Kilometer zurück.

Nähere Angaben zum Geschlecht oder zur Rudelzugehörigkeit konnte das Ministerium ebenfalls noch nicht machen. Weitere Untersuchen würden derzeit durchgeführt, hieß es.

Mit dem Untersuchungsergebnis ist ausgeschlossen, dass es sich bei dem Tier um "GW852m" handelt. Dieser Wolfsrüde treibt seit mehr als zwei Jahren die Landwirte in der Ortenau um – nachweislich hatte er beispielsweise im Januar 2019 ein Schaf in Wolfach-Kirnbach gerissen. Das war der erste Nachweis des Rüden in der Ortenau, der in der Folge immer wieder in der Region Beute machte.

Dass jetzt der Wolfsriss bestätigt wurde, kam würd Mühlenbachs Bürgermeisterin Helga Wössner nicht überraschend. "Damit war schon zu rechnen", sagte sie am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie berichtet, hatten Pfotenabdrücke auf der Weide bereits auf ein hundeartiges Tier hingewiesen. Dazu hatten einige Mühlenbacher berichtet, einen Wolf am Waldrand gesehen zu haben – wobei solche Sichtungen laut der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt (FVA) als unsicher zu bewerten sind.

Im Normalfall geht keine Gefahr vom Wolf aus

"Meine Begeisterung hält sich in Grenzen", sagte Wössner am Donnerstag. Der Schwarzwald sei in erster Linie eine Kulturlandschaft, ein dicht besiedeltes Tourismusgebiet. Sie sei sich dessen bewusst, dass im Normalfall keine Gefahr vom Wolf ausgehe. "Trotzdem stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, dass sich ein solches Wildtier im dicht besiedelten Gebiet ansiedelt", sagte sie.

Größte Sorge bereiteten ihr die Landwirte. "Ich hoffe, dass ihnen nicht der Geduldsfaden reißt." Seit sie vor drei Jahren ihr Amt als Bürgermeisterin der Schwarzwaldgemeinde angetreten habe, habe sie bereits erlebt, dass viele von ihnen in den Nebenerwerb gewechselt seien oder den Betrieb ganz aufgegeben hätten. Dass die Landwirte mit großer Skepsis auf die Rückkehr des Wolfs blicken, ist bekannt – für Wössner ein weiterer Faktor, der zur Betriebsaufgabe führen könnte. Zudem hätten viele Landwirte zuletzt auf Schaf- oder Ziegenhaltung umgestellt. Das diene auch der Offenhaltung der Landschaft, was wiederum ein Tourismusfaktor sei.

Schäden werden dem Landwirt ersetzt

Mühlenbach liegt in der Förderkulisse Wolfsprävention Schwarzwald. Die Schäden am Tier – also toten Schafe – werden dem Landwirt ersetzt. "Aber wir müssen auch darüber sprechen, was so etwas psychisch mit dem Besitzer macht", sagt Wössner. Immerhin hätten die Landwirte hier noch einen engen Bezug zu ihren Tieren.

Auf seiner Internetseite informiert das Umweltministerium Baden-Württemberg umfassend darüber, wie Nutztierhalter ihre Tiere schützen können. Dort heißt es unter anderem, ein ausreichend elektrifizierter und gegen Durchschlüpfen gesicherter Zaun sei äußerst wichtig.