Die Grafik zeigt die Entwicklung der Flüchtlingszahlen im Ortenaukreis. Foto: Goltz/Grafik: Landratsamt/Bearbeitung: LZ (Geitlinger)

Der Ortenaukreis erweitert seine Kapazitäten für Flüchtlinge. Nach dem Pfarrhaus in Oberschopfheim reaktiviert das Landratsamt auch die Unterkunft in Hofweier. Insgesamt stehen in 14 Einrichtungen im Kreis 929 Plätze zur Verfügung.

Offenburg - Aufgrund der auch im Ortenaukreis zunehmenden Zahl an Zuwanderern, die der Kreis vom Land Baden-Württemberg zugewiesen bekommt, baut dieser seine Kapazitäten wieder aus, teilte das Landratsamt am Donnerstag mit. Sowohl das ehemalige Pfarrhaus in Oberschopfheim (wir berichteten) als auch das ehemalige Hotel Engel in Hohberg-Hofweier sollen erneut als vorläufige Unterbringung für Geflüchtete genutzt werden. Die erste Belegung sei in beiden Fällen im Laufe des Februars geplant. Neben einer Heimleitung werden Sozialarbeiter und Hausmeister des Migrationsamts regelmäßig als Ansprechpartner vor Ort sein, heißt es.

Einrichtungen für zwei Jahre angemietet

"Angesichts steigender Zuwanderungszahlen reaktivieren wir im Rahmen unseres Auf- und Abbaubaukonzepts einige im Zuge der Zuwanderungswelle von 2015/16 genutzte Unterbringungen und schaffen neue Plätze", so die Migrationsamtsleiterin Alexandra Roth. "Wir sind dabei über die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden, der Katholischen Kirche und den privaten Vermietern sehr froh."

Das ehemalige Hotel und Gästehaus Engel in Hohberg-Hofweier war von März 2016 bis Oktober 2019 schon einmal eine Einrichtung des Landratsamts zur vorläufigen Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen hat das Migrationsamt den Hoteltrakt nun wieder für zwei Jahre angemietet. Die Kapazität liegt bei 49 Plätzen, die in der Regel zu etwa 80 Prozent ausgelastet sind.

"An 2015/16 gilt es nun anzuknüpfen und trotz der ohnehin schwierigen Zeit stehen wir vor einer weiteren zusätzlichen Herausforderung innerhalb unserer Gemeinde", kommentiert Andreas Heck, Bürgermeister der Gemeinde Hohberg, die Entscheidung. "Auch wenn sich die Zeiten zu damals geändert haben, bin ich mir sicher, dass wir ein gutes Miteinander pflegen werden. Mir persönlich ist der ehrliche und transparente Austausch mit den unmittelbaren Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Bürgerinnen und Bürgern in Hofweier sehr wichtig. Hier haben das Migrationsamt und ich die Aufgabe, die Fragen hierzu innerhalb der Bevölkerung ernst zu nehmen und auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen", so der Bürgermeister.

Auch das ehemalige Pfarrhaus in Oberschopfheim hatte das Landratsamt von November 2015 bis Oktober 2017 schon einmal angemietet, um dort Flüchtlingen im Rahmen der vorläufigen Unterbringung ein Obdach zu geben. Nach Rückgang der Zugangszahlen und Beendigung des Mietverhältnisses hatte die Gemeinde Friesenheim das Gebäude zur Anschlussunterbringung genutzt, bis es zuletzt leer stand. Nun werde das Landratsamt dort bis zu 22 Geflüchtete unterbringen. Der Mietvertrag läuft für zwei Jahre, so die Mitteilung.

Kapazitäten zu 85 Prozent ausgelastet

"Wir sind froh, dass der Leerstand des Pfarrhauses Oberschopfheim sinnvoll genutzt werden kann", sagt Friesenheims Bürgermeister Erik Weide. "Die Unterbringung in Friesenheim lief bisher problemlos, was insbesondere an der guten Betreuung durch den Kreis und die ehrenamtlichen Helfer liegt", so der Bürgermeister und betont: "Wir als Gemeinde Friesenheim sind hierbei gerne unterstützend tätig".

Zusammen mit der neuen Unterkunft in Zell am Harmersbach mit 70 bis 80 Plätzen und dem kürzlich reaktivierten Riedhof in Meißenheim (Foto) mit 41 Plätzen betreibt der Ortenaukreis damit 14 Einrichtungen in sieben Kommunen mit 929 Plätzen. Die Kapazitäten sind zu rund 85 Prozent ausgelastet. Bei der Quotenberechnung für die Anschlussunterbringung werden die Plätze in der vorläufigen Unterbringung voll angerechnet, sodass einzelne Kommunen nicht überproportional belastet werden.

Info: Herkunftsländer

Die meisten der in der Ortenau untergebrachten Flüchtlinge – 23,4 Prozent –  kommen aus Syrien. Das zeigt ein Schaubild des Landratsamts. Auf Platz zwei liegt der Irak mit 14,1 Prozent, gefolgt von der Türkei (11,8 Prozent). Derzeit leben im Ortenaukreis Flüchtlinge aus 26 verschiedenen Nationen. Bei etwa neun Prozent  ist die Nationalität ungeklärt.