Bis zu 90 Ferkel tummeln sich in den einzelnen Ställen, bis sie an einen Mastbetrieb verkauft werden. Foto: Köhler

Jochen Heimburger hat wortwörtlich "Schwein gehabt": Seit fünf Jahren arbeitet er auf seinem Aussiedlerhof bei Kürzell unter einem Tierwohl-Label, das einen sicheren Absatz garantiert. "Wir sind keine Tierquäler", ist der Landwirt überzeugt.

Kürzell - Immer wieder hört man von verschiedenen Seiten das typische "Oink" der Ferkel. Auch das Grunzen der Säue ist beim Besuch unserer Redaktion auf dem Hof von Jochen Heimburger zu vernehmen. In dritter Generation führt der Landwirt den Betrieb südwestlich von Kürzell. Der Fokus: Die Schweinehaltung, genauer die Erzeugung von Ferkel. 125 Muttertiere durchlaufen auf dem Hof einen steten Kreislauf.

"Wir sind ein eher kleiner Betrieb", erklärt Heimburger, der auf dem Hof gemeinsam mit seinem Vater und einem Mitarbeiter die Ferkel aufzieht. "Wir waren einmal deutlich größer mit 280 Säuen", führt der Landwirt weiter aus. Vor fünf Jahren habe man den Bestand reduziert – und das sei ein Glücksfall gewesen.

Zu dieser Zeit entschied sich Heimburger dafür, dass der Hof ein Gütesiegel für Tierwohl erhalten soll. Heißt: Weniger Tiere, dafür mehr Auslauf für die Schweine und höhere Preise am Markt. Heimburger erklärt, dass sein Betrieb Teil einer Produktionsgemeinschaft ist, die eine Supermarktkette beliefert. Die Ferkel werden bei Heimburger aufgezogen und verkauft, wenn sie etwa vier Wochen alt sind. Gemästet, geschlachtet und verarbeitet werden die Schweine bei anderen Betrieben in Baden-Württemberg.

Ferkel kostet in der Aufzucht 80 Euro

Die Produktionsgemeinschaft, die das Tierwohl-Label voraussetzt, biete stabile Preise. Die Entscheidung, dieser beizutreten, sei "nicht ganz verkehrt" gewesen, so Heimburger. Denn die Preise am freien Markt schwankten. "Ein Ferkel kostet in der Aufzucht etwa 80 Euro", so der Landwirt. Die Marktpreise könnten dies nicht decken. Heimburger deutet an, dass es den Betrieb vielleicht nicht mehr gebe, hätte er nicht auf das Tierwohl-Label umgestellt. "Uns geht’s gut", freut er sich.

Seine Tierhaltung sei nahe dran an einem Bio-Betrieb. Der Platz, den die Schweine zur Verfügung haben, sei genauso groß – zumindest sobald Heimburger einen seiner Ställe wie vorgeschrieben erweitert hat. Das sei für das kommende Jahr geplant. Ein Unterschied zum Bio-Betrieb sei das Futter. Das werde durch den Anbau von Wintergerste und Wintertriticalen am Hof noch konventionell erzeugt. Rund 80 Hektar Ackerland bewirtschaftet Heimburger. Neben dem Futter für die Schweine werden Mais, Soja und Winterweizen angebaut und verkauft.

Vier Bereiche für die Ferkelzucht

Die Ferkel-Aufzucht erfolgt auf Heimburgers Hof über vier Bereiche. Der erste Teil ist das "Deck-Zentrum", in dem die Schweine künstlich besamt werden, während sie paarungsbereit sind. "Die Eber laufen vor den Schweinen herum, um sie zu stimulieren", erklärt Heimburger. Als er unserer Redaktion den Raum zeigt, machen zwei Eber in einem eigenen Bereich viel Radau. Die Säue lassen sich davon jedoch nur wenig beeindrucken. Sie bleiben an ihren eigenen, engen Futterstellen, die sie jedoch jederzeit rückwärts verlassen können, um etwas Auslauf zu haben. "Während der Besamung werden sie dort für drei Tage fixiert", erläutert Heimburger. Dies sei das einzige Mal während des gesamten Prozesses, dass sich die Muttersäue nicht frei bewegen können. Etwa vier Wochen nach der Besamung könne man mit einem Scanner erkennen, ob die Schweine trächtig sind. Dann werden sie in den zweiten Bereich, einen Wartebereich während der Trächtigkeit, geführt.

Sobald sich ein Wurf anbahnt, werden die Schweine in den "Abferkel-Bereich" gebracht. Dort bringen die Säue ihre Ferkel in einem abgetrennten Bereich zur Welt und säugen sie für die ersten Tage. "In einem Wurf sind etwa zehn bis zwölf Ferkel. Die Ferkel hier sind jetzt zwei Wochen alt", sagt Hamburger. Eins der Jungtiere darf dann auch der LZ-Redakteur einmal auf den Arm nehmen. Die Ferkel haben zwar nicht allzu viel Platz, doch es reicht, um um die Sau herumzutollen, die sich auch ohne Probleme zum Säugen hinlegen kann. Eine Wärmelampe sorgt in den kalten Jahreszeiten für die nötige Temperatur.

BLHV kann "Sprachrohr" sein

Der vierte Bereich ist schließlich die Ferkelaufzuchtstelle, wo die Jungtiere hinkommen, nachdem sie von der Mutter getrennt wurden. Als Heimburger die Tür öffnet, rennen die mehr als 50 Ferkel erst einmal weg, kommen jedoch nach und nach neugierig wieder an. In dem Stall gibt es einen Futterbereich, einen Trinkbereich, einen Bereich, in dem die Ferkel sich ausruhen können sowie einen Bereich, wo sie ihr Geschäft erledigen.

Für Heimburger gibt es "keinen anderen Beruf", den er sich vorstellen könne, berichtet er glücklich. Die Arbeit als Landwirt werde nie langweilig, so der 50-Jährige, der bereits vor 15 Jahren die Verantwortung von seinem Vater übernommen hat. Im BLHV engagiere er sich gerne, da dieser ein "Sprachrohr" für die Berufsgruppe der Landwirte sei. "Die Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig. Die jungen Menschen wissen oft nicht mehr, was ein Bauer tut", so Heimburger.

Schutz vor der Schweinepest

Die afrikanische Schweinepest bereitet dem Ferkelzüchter Jochen Heimburger nicht allzu viele Sorgen. Der Fall im Landkreis Emmendingen sei dennoch "ein großer Aufreger" gewesen. Doch sollte die Schweinepest auch in der Ortenau auftreten, bekomme Heimburger das geregelt. Nach einem negativen Test in seinem Betrieb dürfe er weiterhin Ferkel ausliefern. Nichtsdestotrotz gibt es gewisse Sicherheitsmaßnahmen: So müssen Gäste – und auch der LZ-Redakteur – einen Overall überziehen und die Schuhe wechseln, damit sie keine Viren einschleppen.