Hugsweier, Langenwinkel, Kippenheimweiler und Mietersheim waren die Stationen der Teilnehmer. Foto: Baublies

Die Tour durch den Westen Lahrs zum Thema Eingemeindung am Samstag ist gut besucht gewesen. 15 Radler fuhren von Hugsweier über Langenwinkel und Kippenheimweiler bis nach Mietersheim.

Lahr - Stadtführer Kurt Hockenjos wartete im Rahmen der Radtour mit einer kurzen Geschichte der Kommunalreform im Jahr 1972 auf und hatte dazu interessante Anekdoten parat. Die Tour begann um 14 Uhr am Rathaus in Hugsweier. 13 Teilnehmer waren am Startpunkt, weitere zwei stießen später dazu: Ursprünglich war ein Start in Lahr geplant.

Ortsvorsteher Georg Bader begrüßte die Teilnehmer, die im Schatten auf den Start warteten. Es waren einige Lahrer, genauer Burgheimer, zur Tour durch den Lahrer Westen gekommen. Andere kamen mit ihren Rädern aus Hugsweier, Langenwinkel und Mietersheim sowie aus Kippenheimweiler. Diana Frei, Ortsvorsteherin des Ziels Mietersheim, würde am Ende am "Lättlepalast", dem Bürgerhaus, etwas über ihren Stadtteil erzählen. Annerose Deusch und ihre Stellvertreter waren entschuldigt. Ihren Part übernahm Hockenjos. Das hörte sich – wieder im Schatten – auf dem Schulhof Langenwinkels dann so an: "Wenn ich jetzt Frau Deusch wäre …" Hockenjos und die Ortsvorsteher, beziehungsweise ihre Vertreter, stellten jeweils bei den Ortsverwaltungen noch einmal dar, was im Falle Langenwinkels, Kippenheimweilers und Mietersheim Teil der Ausstellungen im Stadtmuseum gewesen ist. Der Stadtteil Hugsweier wird Ende August seinen Beitrag zu "Sieben auf einen Streich" präsentieren. Interessant waren einige Zwischentöne auf der Tour. So gab es in den 20er- Jahren des vergangenen

Langenwinkel als Teil von Dinglingen?

Jahrhunderts Überlegungen, dass Langenwinkel, damals noch am alten Standort, ein Teil der größeren Gemeinde Dinglingen werden könnte. "Darauf wurden die Oberen im Lahrer Rathaus hellhörig", so Hockenjos.

Denn tatsächlich hatte es zur selben Zeit auch Überlegungen gegeben, dass Dinglingen zu Lahr eingemeindet werden könnte – und das deutlich vor dem Handstreich der Nationalsozialisten laut der Wikipedia im Jahr 1933. Dinglingen wurde in dem Jahr per Dekret ohne jede Bürgerbeteiligung ein Teil der Stadt Lahr. Laut Hockenjos wäre ein ähnliches Schicksal auch Langenwinkel beschieden gewesen, damals noch im Westen von Dinglingen. Die Pläne waren fertig. Es habe nur die Unterschrift von Robert Wagner, des NS-Reichsstatthalters von Baden, gefehlt. Warum Langenwinkel das Schicksal Dinglingens im Dritten Reich erspart blieb, ist unklar.

Einig waren sich alle Teilnehmer der Tour, dass die Kommunalreform ein Gewinn für alle Seiten sei. Martina Enneking aus Hugsweier stellte dazu eine berechtigte Frage: "Was erwarten die Einwohner von ihrer Stadt?" Eine klare Antwort gab die Tour. Viele der heutigen Errungenschaften – Investitionen in Sportplätze, Hallen, Schulen und Kindergärten oder Infrastruktur – hätte keine der sieben Gemeinden Anfang der 1970er-Jahre auf längere Sicht leisten können.

So geht’s weiter

Die Geschichte aller sieben Lahrer Stadtteile, dazu die von Burgheim und Dinglingen, wird bei der Ausstellung "Sieben auf einen Streich" thematisiert. Die Ausstellung über Hugsweier wird am Mittwoch, 31. August, ab 17 Uhr im Stadtmuseum eröffnet. Im Rahmenprogramm ist am Dienstag, 20. September, ab 18 Uhr ein Zeitzeugengespräch über die Eingemeindung geplant. Dabei geht es um die Stimmung und Diskussionen rund um die Eingemeindung. Stadthistorikerin Elise Voerkel spricht am Mittwoch, 30. November, ab 17 Uhr über die Kreisgebietsreform 1973. Das Motto: "Wir sind doch nicht plem-plem und fahren mit EM."