Zum erbitterten Kampf ist es am Ostersonntag gekommen: Ein dritter Storch versuchte, dem Paar den Nistplatz auf der St.-Laurentius-Kirche streitig zu machen. Foto: Schrader

Seit einigen Tagen richtet sich der Blick vieler Spaziergänger rund um die Wolfacher Laurentius-Kirche nach oben: Auf dem Kirchturm hat ein Storchenpaar angefangen, ein Nest zu bauen. Gibt es vielleicht bald Nachwuchs?

Wolfach - Hoch auf dem Kirchturm hat ein Storchenpaar angefangen, aus Zweigen und Ästen ein Nest zu bauen – ein schwieriges Unterfangen aufgrund des Steildachs der Kirche. Um Fußgänger und parkende Autos vor herabstürzenden Ästen zu schützen, wurde rund um die Kirche ein Bereich abgesperrt.

Wohl erstes nistendes Pärchen in Wolfach

Das Storchenpaar hat sich vor Ostern auf der St.-Laurentius-Kirche niedergelassen und mit dem Nestbau begonnen. Für viele Wolfacher sind es besondere Gäste: Noch nie habe es in Wolfach ein nistendes Pärchen, geschweige denn Storchen-Nachwuchs, gegeben, ist in vielen Facebook-Gruppen zu lesen. 2011 hatte sich ein Storch zwar kurzzeitig auf dem Kirchendach niedergelassen – allerdings kein Nest gebaut.

Das momentane Paar scheint sich aber häuslich einrichten zu wollen. Auch in der näheren Umgebung wurden die beiden bereits bei ihrer Nahrungssuche beobachtet. Fleißig sammeln sie Äste, um das Nest zu erweitern und Platz für Küken zu schaffen. Ist das Kirchendach nicht zu steil, um ein Nest darauf zu platzieren? Rudi Allgaier vom Nabu Kinzigtal gibt Entwarnung. "Rein technisch ist das schon machbar, wenn sie die richtigen Äste finden", ist er sich sicher. Auch die Störche in Hausach-Dorf hatten mit der steilen Dachneigung zu kämpfen, haben letztlich aber doch ein Nest bauen können.

Wie lange das dauern wird, kann er aber nur schwer schätzen. Es könne auch sein, dass sie die Geduld verlieren und weiterziehen. Oft handele es sich um Jungstörche, die im Nestbau noch wenig Erfahrung hätten. "Man kann nur abwarten und Daumen drücken", sagt er im Gespräch mit dem Schwabo. Gleiches gelte freilich für den Nachwuchs.

Um den Störchen die Arbeit zu erleichtern, könnte man ihnen eine Nisthilfe aus Holz anbieten. Das sei auch jetzt noch möglich. Abbringen könnte man die Tiere vom Nestbau allerdings nicht, unterstreicht Allgaier. Nistplätze stünden unter Schutz. "Und wenn die sich das einmal in den Kopf gesetzt haben, kann sie nur ein Fehlversuch davon abhalten", erklärt er. Und wer sollte die Tiere auch davon abhalten wollen? Immerhin seien Störche ungemein beliebt. "Außer vielleicht bei dem, auf dessen Dach sie wohnen", fügt Allgaier lachend hinzu. In Wolfach sei die Situation aufgrund der an der Kirche parkenden Autos zwar etwas ungünstig, aber der abgesperrte Bereich um die Kirche sei eine gute Lösung. "Das dürfte auch ausreichen", meint er.

Was Sorgen mache, sei das Nahrungsangebot, das im Kinzigtal dünn sei. Zwar könnten die Tiere für Nahrung auch eine gewisse Strecke zurücklegen – aber je kürzer die Strecke ist, desto besser. Nach Möglichkeit sollte die Nahrung in Sichtweise beschafft werden können.

Rivale am Ostersonntag gemeinsam vertrieben

"Das Wolftal aufwärts gibt es aber einige gute Wiesen, da sollte etwas zu holen sein", so Allgaier. Wichtig seien aber auch offene Gräben, um im Sommer Wasser schöpfen zu können.

Auch, ob sie sich von anderen Störchen aus ihrem gewählten Domizil vertreiben lassen, hänge vom Nahrungsangebot und dem Nistmaterial ab, das sie finden. Zuletzt hatte ein Rivale am Ostersonntag versucht, dem Paar den Platz auf der Kirche streitig zu machen, konnte aber mit vereinten Kräften vertrieben werden.

Sollten Nestbau und Aufzucht erfolgreich sei, habe Wolfach sogar gute Chancen, regelmäßig Besuch von Störchen zu bekommen. "Sie bleiben ihrem Nistplatz normalerweise treu", erklärt Allgaier. Wolfach könne stolz auf die neuen Bewohner sein – auch wenn deren Einzug momentan mit Umständen verbunden sei. "Wenn sie sich einmal etabliert haben, fällt auch nicht mehr so viel runter", ist er sich sicher.

Die Störche kehren früh im Jahr zurück ins Kinzigtal, meist schon Anfang Februar. Die Eier, im Durchschnitt fünf, werden dann meist im März gelegt und 32 Tage lang von beiden Partnern gebrütet. Bis die jungen Störche flattern, dauert es etwa weitere acht Wochen. Beide Partner sind für die Beschaffung von Nahrung zuständig. Wer sich für das Leben der Tiere interessiert: Der Nabu ist aktuell noch auf der Suche nach weiteren Storchenbeauftragten und bietet auch entsprechende Schulungen. Wer Interesse hat, kann sich beim Nabu Mittleres Kinzigtal melden. Infos gibt es auch auf der Internetseite unter www.nabu-mittleres-kinzigtal.de