Angebote für Kinder- und Jugendtheater werden gerade im ländlichen Raum kaum wahrgenommen. Foto: Theater Baden Alsace

Dialog: Theater Baden Alsace veranstaltet mehrtägige Konferenz 

Hausach/Ortenaukreis - Mehr Kultur aufs Land – nur wie? Mit dieser Frage, gerade in Bezug auf Kinder- und Jugendtheater wollen sich Kulturschaffende bei einer mehrtägigen Konferenz befassen und ein entsprechendes Konzept entwerfen.

"Die Präsenz von Kultur im ländlichen Raum im Bereich Kinder- und Jugendtheater lässt sehr zu wünschen übrig", meinte Edzard Schoppmann, Intendant des Theaters Baden Alsace beim gestrigen Pressegespräch. Bei einer mehrtägigen Tagung im Hausacher Hechtsberg sollen die Gründe dafür diskutiert werden. Vor allem aber solle es darum gehen, ein Konzept zu erarbeiten, mit dem die Präsenz und Aktivitäten von Kinder- und Jugendtheater im ländlichen Raum erhöht werden. Grundsätzlich solle das Motto der Tagung nämlich "Nicht nur nachdenken, sondern auch Handeln!" sein.

Dass dafür entsprechende Beziehungen von Nöten sind, ist Schoppmann bewusst: "Wir wollen bei der Veranstaltung versuchen, Kontakte zu knüpfen." Diese gingen gerade im Kinzigtal momentan noch gegen Null.

Momentan kaum Kontakte im Kinzigtal

Ein paar Überlegungen für die Gründe der mangelnden Präsenz und des geringen Interesses von Kinder- und Jugendtheater im ländlichen Raum stellte Schoppmann bereits beim Pressegespräch in den Raum. "Es kann natürlich an unserer Programmpolitikliegen, aber vielleicht gibt es auch einfach kein Bewusstsein für den Sinn von ästhetischer Bildung", meinte er. Auch die Schulpolitik können ursächlich sein. Er erlebe aber auch, dass viele die Grundhaltung hätten, dass professionelles Theater in die Großstädte gehöre und es auf dem Land nur Amateurschauspiel geben könne. "Ich bin der Meinung: Es braucht beides!", betonte Schoppmann.

Bei der Tagung sollen neben Kulturschaffenden auch Lehrer mit ins Boot geholt werden und sich bei einem Stammtisch austauschen können. Aus diesem Grund habe das Theater Baden Alsace alle Schulen aus dem Ortenaukreis und in angrenzenden Gebieten angeschrieben und zu dem Treffen eingeladen. Der Rücklauf sei bisher mäßig: Nur zwei Anmeldungen seien bisher eingegangen. Ein Umstand, von dem sich die Organisatoren nicht abschrecken lassen wollen. Nun wollen sie in die "Telefonakquise" gehen und die Angesprochenen abtelefonieren. Erfahrungen auf französischer Seite hätten ihnen gezeigt, dass es funktionieren kann. "Da ist das Interesse viel größer und das Angebot kommt gut an", so Schoppmann. In Deutschland hingegen seien höchstens Angebote in der Theaterpädagogik beliebt. "Deswegen wollen wir herausfinden, was Lehrer wollen und lieber in die großen Städte gehen", fasst der Intendant zusammen. Und er gibt zu: "Ich ärgere mich, dass wir es nicht schaffen, die Schulen vor Ort an uns zu binden."

Start ist am Dienstag, 19. Oktober, mit einem Vortrag und Workshop zum Thema "Wie findet Kinder- und Jugendtheater das Publikum?".

Angebot ist in Frankreich sehr beliebt

Referent ist Armin Klein, Professor für Kulturmanagement. Am Mittwoch, 20. Oktober, folgt der Vortrag "Trafo – Modelle für Kultur im Wandel" mit Kulturwissenschaftler Samo Darian. "Darian ist Experte dafür, was Kultur auf dem Land benötigt. Das dürfte vor allem für Kulturschaffende interessant werden", verspricht Schoppmann.

Das Netzwerk-Treffen von Theatermachern im ländlichen Raum ist für Donnerstag, 21. Oktober, geplant. Dieses ist im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen nicht öffentlich. Am gleichen Tag findet ein Impulsvortrag mit dem Titel "Kulturförderung und Kulturpolitik" mit Kulturwissenschaftlerin Christine Wingert von der kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn statt. Im weiteren Verlauf des Abends wird zu einer Podiumsdiskussion mit namhaften Teilnehmern eingeladen. Dabei sind unter anderem Staatssekretärin Sandra Boser, Hans-Peter Kopp, Kulturbürgermeister der Stadt Offenburg, Christoph Peichl, Ministerialrat und Leiter des Theaterreferats im Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Intendant des Regionentheaters "Aus dem schwarzen Wald", Andreas Jendrusch und Schoppmann selbst. Finanziert wird die Konferenz durch das Programm "Neustart Kultur" des Bundes.

"Wir brauchen eine Initialzündung", fasst Schoppmann die Zielsetzung der Tagung zusammen und betont: "Kultur ist Seelenarbeit. Ohne sie laufen wir Gefahr, zu Effizienzrobotern zu werden."

Dienstag, 19. Oktober:

9.30 bis 13 Uhr: Vortrag: und Workshop "Wie findet Kinder- und Jugendtheater das Publikum?"

Mittwoch, 20. Oktober:

9.30 bis 11 Uhr: Vortrag "Trafo – Modelle für Kultur im Wandel"

Donnerstag, 21. Oktober:

15.30: Netzwerktreffen Theatermacher

18.30 Uhr: Impulsvortrag "Kulturfördeurng und Kulturpolitik ländlichen Raum"

19.30 Uhr: Podiumsdiskussion

Die Angebote sind kostenlos. Anmeldungen per E-Mail an reservation@theater-baden-alsace.com oder unter Telefon 0781/97 06 97 10 bis Dienstag, 19, Oktober.