Hier sitzt laut O2 das Problem: Die Antenne auf dem Dach des Hauses in der Schwarzwaldstraße ist zeitweise blockiert – der Empfang von zig Handynutzern in Lahr deshalb gestört. Foto: Bender

O2 hat derzeit große Probleme in Lahr: Nach Angaben des Mobilfunkanbieters stören Dacharbeiten das Signal in der Stadt. Dadurch sind tagsüber Tausende Handybesitzer ohne Netz. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", sagt O2.

Lahr - O2-Kunden brauchen in Lahr momentan viel Geduld: Wie berichtet, wurden erst vergangene Woche am Funkturm in der Lotzbeckstraße neue Antennen angebracht, für mehrere Tage waren Telefonieren und mobiles Surfen im Internet dadurch nur eingeschränkt möglich. Durch die Modernisierung sollten die Kapazitäten und damit auch die Geschwindigkeiten steigen. Eigentlich. Denn schon am Wochenende waren auf vielen Smartphones wieder nur sich drehende Ladekreise zu sehen.

Was ist aktuell das Problem?

Kurz gesagt: ein Autokran. Wie andere Netzbetreiber hat O2 mehrere Mobilfunkstationen im Stadtgebiet. Normalerweise wird das in Lahr ankommende Signal per Richtfunk – also auf gerader Linie – von einer zur anderen Antenne weitergeleitet, die wiederum senden es auf die Endgeräte der Kunden. Dieses System ist derzeit gestört, wie O2-Sprecher Jörg Borm auf LZ-Nachfrage erklärt. "Auf dem Dach des Gebäudes in der Schwarzwaldstraße 67 laufen aktuell Arbeiten, bei denen ein Autokran zum Einsatz kommt. Wenn dieser Material anliefert, blockiert er die auf dem Dach befindliche Antenne und damit die Weitergabe des Signals."

Welche Auswirkungen hat das?

Gravierende. Laut Borm ist "zeitweise die komplette Ost-West-Achse des Stadtgebiets unterversorgt". Die Folge: Apps und Internetseiten laden nicht beziehungsweise langsam, Telefonate kommen nicht zustande oder brechen ab. Immerhin: "Die Störungen treten nur tagsüber zwischen 8 und 17 Uhr, also während der Arbeiten, auf, abends und nachts sollte alles reibungslos laufen."

Wie viele Nutzer sind betroffen?

Das ist nicht exakt zu beziffern, weil nicht nur Lahrer, sondern etwa auch Pendler die Störung zu spüren bekommen. "Es dürften einige Tausend sein", so Borm. Die Zahl ist auch deshalb so groß, weil auch andere Anbieter betroffen sind. So nutzen etwa 1 & 1, Blau.de, Fonic, Tchibo und Aldi-Talk das O2-Netz.

Wann ist mit Besserung zu rechnen?

"Wir hoffen, so schnell wie möglich", sagt Borm. "Mehrere Kollegen arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung." Die Dacharbeiten sollen nach Angaben des Bauherrn in den nächsten Tagen weniger werden, berichtet der O2-Sprecher. Unabhängig davon werde die Richtfunkantenne auf dem Gebäude zeitnah an einen anderen Standort verlegt. "Die Situation ist für uns doppelt bitter", sagt Borm, "weil wir ja gerade erst unser Lahrer Netz verbessert haben." Er bittet "die Kunden um Entschuldigung und etwas Geduld".

Bietet O2 Kunden eine Entschädigung?

Laut oberster Rechtsprechung haben Kunden bei Telefon- und Internetausfall grundsätzlich Anspruch auf Schadenersatz. Allerdings orientiert sich dieser an den meist geringen Anschlusskosten – und: Der Anbieter muss die Probleme zu verantworten haben. Letzteres ist in diesem Fall fraglich. "Wenn sich aber Kunden bei uns melden, die massive Beeinträchtigungen haben, werden wir nach einer individuellen Lösung suchen", verspricht Borm.

Die großen Drei

In Deutschland gibt es drei große Mobilfunkanbieter, die Telekom, Vodafone und O2-Telefonica. Das D 1-Netz von Telekom hat nach übereinstimmenden Tests seit Jahren die beste Abdeckung. Jedoch verringerten das D 2-Netz von Vodafone und das O2-Netz zuletzt ihren Rückstand. Laut Bundesnetzagentur hatte Vodafone Ende 2020 die meisten Mobilfunk-Teilnehmer (57,2 Millionen), gefolgt von der Telekom (48,5) und O2 (44,3).