Insbesondere in Helmut Kohls Heimatstadt Ludwigshafen, aber auch in ganz Europa ist die Trauer um den verstorbenen Altkanzler groß. Bei der Gedenkfeier im Europäischen Parlament sind aus Sicherheitsgründen nur geladene Gäste zugelassen. Foto: Schmidt

Für die Gedenkfeier zu Ehren von Altkanzler Kohl werden Teile Straßburgs komplett abgeriegelt

Premiere im Europäischen Parlament: Um den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl zu würdigen, findet am morgigen Samstag erstmals in der Geschichte der EU ein europäischer Trauerakt statt – für Straßburg auch ein Kraftakt in Sachen Sicherheit.

Straßburg. "Ich glaube, das Europäische Parlament in Straßburg hat zu keinem Ereignis je so viele Staatsoberhäupter empfangen", stellte Robert Herrmann, Präsident des Gemeindeverbands "Eurométropole de Strasbourg", fest. "Straßburg liegt am Samstag unter einer Sicherheitsglocke", ergänzte Präfekt Jean-Luc Marx am Donnerstag und stellte das Sicherheitskonzept vor. Denn für die Elsass-Metropole ist der Trauerakt nicht nur ein historischer Moment.

"Einige Dutzend Delegationen mit ehemaligen und amtierenden Staatsoberhäuptern aus der ganzen Welt werden erwartet", betonte Herrmann – unter anderem Ex-US-Präsident Bill Clinton, der russische Premierminister Dmitri Medwedew und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu. Auch die meisten Regierungschefs und Staatsoberhäupter der 28 EU-Staaten kommen nach Straßburg. Weil sich bei dem Staatsakt weit mehr als 1000 geladene Gäste aus Europa und aller Welt versammeln, wird das Parlament weiträumig abgesperrt.

So gilt vom Stadtviertel "Wacken" neben dem Parlament bis zum "Parc de l’Orangerie" beim Sitz des Europarats ab heute Nachmittag ein generelles Parkverbot – und am Samstag ab 6 Uhr zudem ein allgemeines Fahrverbot. Selbst Radfahrer und Fußgänger dürfen die Straßen und Wege dann nicht mehr betreten. Der Bezirk soll mit rund 1500 Barrieren abgeriegelt werden.

Die Kirmes auf dem Messegelände Wacken darf erst um 16 Uhr öffnen, ein Tennisturnier wurde abgesagt, und das Freibad gegenüber dem EU-Parlament bleibt am Samstag geschlossen. So wird es auch keine Möglichkeit geben, wie beim Papstbesuch im November 2014 einen Blick aus der Nähe auf die prominenten Gäste zu werfen.

Auch die Tramlinie E fährt zur fraglichen Zeit nicht mehr am Parlament vorbei, dessen nahe Landeplätze ständig von Hubschraubern angeflogen werden. In der Innenstadt sollen zudem für die An- und Abfahrt der Delegationen vor einigen Hotels Sicherheitszonen eingerichtet werden, sodass diese am Samstag zeitweilig nicht passierbar sind.

Die Autobahn 35 ist ebenfalls von den Sicherheitsmaßnahmen für die An- und Abreise der Staatsgäste betroffen: Die Strecke vom Flughafen Straßburg-Entzheim in die Stadt wird von 7 bis 11 Uhr gesperrt. In der Gegenrichtung ist die Autobahn von 13 bis 16 Uhr dicht. Es werde empfohlen, "die Strecke in beiden Fahrtrichtungen am Samstag ab dem frühen Vormittag bis zum späten Nachmittag nicht zu nehmen".

So werden Autobahn und der Großraum um das Europäische Parlament am Samstag regelrecht abgeriegelt. Insgesamt sollen mehr als 2000 Polizisten und Soldaten eingesetzt werden. Denn die Sicherheit geht vor und lässt den interessierten Bürgern keine andere Wahl, als dem europäischen Staatsakt für Helmut Kohl vor dem Fernseher aus der Nähe beizuwohnen.

INFO

Auswirkunsgen im Grenzgebiet

> Kehl: Wer am Samstag zwischen 7 und 16 Uhr von Kehl nach Straßburg möchte, nutzt am besten die Tram. Denn wie die Kehler Stadtverwaltung mitteilt, wird die Pierre-Pflimlin-Brücke und damit der Grenzübergang nach Frankreich von 7 bis 11 Uhr sowie in der Gegenrichtung von 13 bis 15 Uhr gesperrt. Auf der B 28 in Kehl sei deshalb mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen. Weil wegen der Anreise der Staatsgäste auch der Luftraum gesperrt wird, ist es im Kehler Stadtgebiet von 7 bis 16 Uhr verboten, Drohnen mit sich zu führen oder aufsteigen zu lassen. Die Flugverbotszone erstreckt sich nach Angaben der Polizei nicht nur über den Raum Kehl, sondern in einem reglementierten Bereich auch bis an die Städte Achern und Offenburg. Zur Einhaltung des Flugverbots wird die Polizeihubschrauberstaffel des Landes eingesetzt und durch Beamte am Boden unterstützt.

> Zu Verkehrsbehinderungen und Straßensperrungen kann es laut Polizei auf beiden Seiten des Rheins kommen, wie die Polizei weiter mitteilt. Am Samstag tritt neben einem Fahrverbot für Lastwagen auf der französischen A 35 auch die teilweise Sperrung der Grenzübergänge für diese Fahrzeuge in Kraft. Der Ferienstart und Beginn des Sommerschlussverkaufs in Frankreich dürften ebenfalls nicht zu einer Entspannung der Verkehrslage beitragen.