Tabea Zimmermann spielte bei "Musica" in Straßburg ein Solorezital. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Kultur: Tabea Zimmermann aus Lahr beim Straßburger Musikfestival "Musica" / 300 Zuhörer erleben Werke von Bach und Ligeti

Straßburg. Das Straßburger Festival "Musica" hat mit einem Solorezital der aus Lahr stammenden Bratschistin Tabea Zimmermann aufgewartet. Johann Sebastian Bach leitete einen von zeitgenössischen Werken geprägten Klangreigen ein, den eine eigens für sie geschriebene Sonate von György Ligeti krönte.

Das Programm für die Matinee im Straßburger "Salle de la Bourse" hat sich eigentlich ganz von selbst zusammengestellt, wie Tabea Zimmermann in einem kurzen Gespräch nach dem Konzert betonte. "Bach gehört einfach dazu, weil er einen neuen, nach wie vor nur schwer zu erreichenden Maßstab, für klassische Solodarbietungen gesetzt hat." György Ligetis letzte Sonate, die er kurz vor seinem Tod im Jahr 1994 für die Bratschistin geschrieben hat, nimmt auf Bach ebenso Bezug wie eine kurze Sonate von Bernd Alois Zimmermann, der den barocken Meister am Ende sogar zitiert.

Igor Strawinskys "Elégie" sei dazugekommen, weil sich Ligeti das bereits bei der Uraufführung vor mehr als zwei Jahrzehnten so gewünscht habe, erläuterte Tabea Zimmermann.

Rund 300 Zuhörer erlebten so am Ende einen gut 70-minütigen Klangreigen. Und dieser war voller Charme und Ausdruckskraft.

Zum Einstieg also die vierte der insgesamt sechs Cellosuiten Bachs, die von Musikkennern zu der Quintessenz seines Gesamtwerkes gezählt wird. Eine Abfolge höfischer Tänze, virtuose Kleinode, die in den Händen der Bratschistin wunderbar elegant und hell funkelnd erblühten. Direkt danach Bernd Alois Zimmermanns "Sonata für Viola solo", ein Werk das die expressive Klangsprache der Moderne, im Kontext einer immer auch mitschwingenden Verbeugung vor der Tradition spiegelt.

Die in Berlin unterrichtende Professorin breitete das dynamische Wechselspiel der zehnminütigen Komposition aus, und öffnete unfreiwillig sogar den Raum für ein im Saal klingelndes Telefon. Am Ende gab es dann ein fast atemberaubendes Fortissimo, ein musikalischer Hauch, der das Zitat Bachs vorbereitete. Die "Elégie" Strawinskys beschwor dann den ruhigen Fluss einer musikalischen Poesie, die magische Bilder ohne Melodie und Rhythmus zeichnete.

Die finale "Sonata" Ligetis setzte dann durchaus auch kraftvoll auftrumpfende Duftmarken, die formal aber wieder zu den Ansätzen Bachs zurückkehrten. Besonders reizvoll war der in der ersten Zugabe widerhallende vierte Satz, ein temporeiches Presto, das Ligeti bei Paul Hindemith entlehnt hat. Das von Tabea Zimmermann spontan servierte Original kommunizierte wiederum kontrastreich mit dem abschließenden "Capriccio" von Henri Vieuxtemps, das für die atmosphärische Beruhigung sorgte.