Das "Gürzenich-Orchester" spielte zum Auftakt der "Musica" Manoury und Strauss. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Sinfonieorchester der Stadt Köln eröffnet Festival

Straßburg. Das Sinfonieorchester der Stadt Köln, das seit mehr als 100 Jahren im spätgotischen Saalbau "Gürzenich" beheimatete ist, hat am Samstagabend die 35. Ausgabe des Straßburger Festivals "Musica" eröffnet. Mehr als 100 Musiker erforschten dabei die Akustik im großen Saal des Kongresszentrums.

Der in 35 Jahren mit mehr als 1100 Aufführungen erarbeitete Ruf verpflichtet: "Musica" hat sich 1983 aufgemacht, eine Lanze für die neue Musik zu brechen und Forschungsarbeit weit abseits gängiger Unterhaltungsstrukturen zu leisten. Das Straßburger Festival wagt sich forsch auf musikalisches Neuland, bringt Werke zur Aufführung, die ganz unterschiedliche Ansätze verknüpfen und immer wieder die Grenzen des klassischen Genres überschreiten. Genau hier setzte auch das Eröffnungskonzert des Festivals an, das bis zum 7. Oktober mit mehr als 40 Konzerten und Aufführungen aufwartet. Die Impulse des Abends setzten dabei der 1952 im französischen Tulle geborene Komponist Philippe Manoury und Richard Strauss (1864 bis 1949), einer der Wegbereiter der musikalischen Avantgarde.

Das mit einem jährlichen Budget von rund zwei Millionen Euro ausgestattete Festival wartete damit zum Auftakt nicht nur mit einer mehr als 100 Jahre umfassenden Klammer auf. Es setzte mit zwei außergewöhnlichen Werken und einem fulminant auftrumpfenden Orchester auch ein dickes Ausrufezeichen. Manourys bisher noch nie in Frankreich aufgeführte Komposition "Ring", der erste Akt seiner noch unvollendeten Trilogie für das Kölner Orchester, erforschte dabei das Potenzial des Klangraums. Die Aufführung stellte auch die Frage in den Raum, wann ein Konzert eigentlich beginnt: Zuhörer und Musiker strömten gleichzeitig in den Saal; in die Gespräche bei der Platzsuche und das gleichzeitige Einspielen der Instrumente mischten sich komponierte Fragmente.

Manourys "Ring" umfasste dann akustisch den Zuhörerraum, prasselte in immer neuen Wellen und Schichten von vorne und hinten, von links und rechts auf das Publikum ein. Das eigens für das Kölner "Gürzenich-Orchester" unter der Leitung von Francoise-Xavier Roth komponierte Werk setzte dabei auf die Kraft eines mehr als 100 Köpfe zählenden, auf Podesten im Raum verteilten Klangkörpers.

Nach der Pause kam dann eine Hinwendung zur musikalischen Poesie: zum Einstieg Manourys Orchesterfassung von Claude Debussys "Première Suite d’orchestre", eine wunderbar leichte und schwebende Reminiszenz an die Klangwelt des Impressionismus. Im Anschluss dann die Tondichtung "Don Quichotte" von Strauss. Das vor fast 120 Jahren in Köln aufgeführte Werk verzauberte das Publikum mit einer sich mehr und mehr verdichtenden Klangpoesie, in deren Zentrum sich aber provokative Tonsprache der Moderne manifestierte.

Weitere Informationen: www.festivalmusica.org