Caritas Elsass wertet Fragebögen aus und erkennt Notlage bei Ehepaaren mit Kindern

Elsass - Zu Beginn der Adventszeit werfen die rund 2000 Helfer der "Caritas Alsace" einen Blick auf das vergangene Jahr. Beim diesjährigen Treffen kamen sie zu einem beklemmenden Fazit: Immer mehr Menschen sind im Elsass von Armut betroffen.

Insgesamt mussten die Helfer für das Jahr 2016 rund 34 000 Betroffene zählen, denen von der "Caritas Alsace" im Bas-Rhin und Haut-Rhin geholfen werden musste. Die Statistik gilt, jenseits sporadischer Zahlenwerke von Behörden, als individuelle Nahaufnahme der Armut – Betroffene hatten in den gefertigten Fragebögen etwas von ihrem Leben mit der Armut niederschreiben können.

So kamen 2016 bei der Caritas insgesamt 7946 Fragebögen zusammen. Die Armut zeigt sich als Not, die quer durch die Gesellschaft geht. So leben 21 Prozent Männer und 12 Prozent Frauen alleine. Lebensgemeinschaften ohne Kinder sind mit sechs Prozent vertreten. Ehepaare mit Kindern machen 32 Prozent und alleinerziehende Mütter 26 Prozent der bei der Caritas Hilfesuchenden aus. Alleinerziehende Väter waren mit vier Prozent notiert. Insgesamt gesehen waren aber 62 Prozent der Armen mit mindestens einem Kind – 70 Prozent der Kinder waren jünger als elf Jahre. Nur 34 Prozent der Paare hatten mehr als drei Kinder.

Kinder bis drei Jahre sind mit 27 Prozent betroffen, von drei bis sechs Jahre sind es 21 Prozent, von sechs bis elf Jahre 22 Prozent, von elf bis 18 Jahre 20 Prozent und über 18 Jahre in der Familie 10 Prozent. Bei den Erwachsenen zählte die Caritas 42 Prozent von 25 bis 39 Jahren, von 40 bis 49 Jahren 26 Prozent und von 50 bis 59 Jahren 17 Prozent vor. Die unter 25 Jahren sind nur sechs Prozent von allen. Und auch die über 60 Jahren machen acht Prozent der Betroffenen aus. 22 Prozent gaben in den Fragebögen an, zu arbeiten, 45 Prozent Arbeit zu suchen und 31 Prozent seien ohne Beschäftigung.

70 Prozent der betroffenen Kinder sind unter elf Jahre alt

Je ein Prozent sei entweder in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder in einer Umschulung. Fazit für die "Caritas Alsace": "Armut trifft vor allem die Menschen im erwerbstätigen Alter und Kinder unter 10 Jahren. Die Armut wird demnach am häufigsten in der Familie erlebt.

Für 69 Prozent Hilfesuchenden bei der Caritas ist eine Wohnung ihr Zuhause, 31 Prozent eine Notunterkunft, ein Auto oder ein Wohnwagen oder obdachlos auf der Straße. Die Betroffenen waren zu 52 Prozent Franzosen und hatten zu 48 Prozent eine ausländische Staatsangehörigkeit – davon neun Prozent aus dem Maghreb und neun Prozent aus Afrika, 21 Prozent aus Osteuropa, vier Prozent aus der EU und fünf Prozent aus anderen Ländern.

Auch das nationale Institut für Wirtschaftsstatistik (INSEE) hat im Oktober eine Zusammenfassung von Zahlen zur Armut veröffentlicht. Demnach leben im Elsass rund 740 000 Menschen mit weniger als 900 Euro im Monat – somit unter der Armutsschwelle. Das sind 13,8 Prozent in der Region – landesweit sind es 14,3 Prozent. Und es waren 139 500 Kinder unter 18 Jahren in einer Familie mit arbeitslosen Eltern. Im Jahr 2007 waren es 20 000 Kinder weniger – nur 9,9 Prozent in Familien ohne Arbeit. Von den Haushalten im Grand Est finanzierten 13,1 Prozent die Lebenshaltungskosten zur Hälfte aus sozialer Beihilfe. Im Haut-Rind und Bas-Rhin waren es 12 Prozent.

Info: Viele Spenden

Auch wenn die Elsässer bei der Armut im französischen Durchschnitt liegen, so ist ihre Spendenbereitschaft gegenüber der Caritas und anderen sozialen Einrichtungen enorm groß. Mit 335 Euro als Durchschnittsspende im Jahr liegen sie hinter den Menschen aus Paris mit 1570 Euro und Auvergne-Rhône-Alpes mit 505 Euro - so das Institut "Recherches et Solidarités".