Direkt vor dem Straßburger Münster liefen die Demonstranten auf und forderten, dass ihr Dialekt an den Schulen unterrichtet werden müsse. Foto: Schauer Foto: Lahrer Zeitung

500 Menschen kämpfen in Straßburg für die Sprachfreiheit

Von Thierry Schauer

Straßburg. Für ein Gesetz zum Thema Regionalsprachen sind in Straßburg am Wochenende rund 500 Elsässer auf die Straße gegangen. Sie schwenkten die rot-weiße Flagge der Region und hatten sich in der Tracht mit Schlupfhaube gekleidet. Wie auf Korsika, in der Bretagne, im Baskenland, in Katalonien und Okzitanien hatten Heimat- und Sprachenvereine dazu aufgerufen. Der Grund war, dass der Senat über die vom Parlament beschlossene Ratifizierung der "Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitssprachen" (1992 vom Europarat initiiert) abstimmen wird. Die Heimat- und Sprachenvereine befürchten, dass das Gremium mit seiner Mehrheit der bürgerlichen Rechten dem Parlament mit linker Mehrheit widerspricht. In der Verfassung steht nämlich, dass "die Sprache der Republik Französisch" ist.

Immer weniger Jugendliche sprechen Elsässisch. "Die Charta, mit all den Ausnahmen, die erlaubt sein können, wird da nichts ändern", betonte Pierre Klein, Präsident der Initiative elsässischer Bürger. "Und die Schulbehörde beugt sich nur dem Druck der Eltern. So müssen wir unser Recht auf Elsässisch vom Staat einfordern."

Die Vereine hätten gerne, dass ab dem Kindergarten bis zum Abitur der Unterricht auf Französisch, Deutsch und Elsässisch erfolgt. Eltern und Schüler sollen ein gesetzliches Recht auf Unterricht in der Regionalsprache haben. "Und nach der Gebietsreform mit Champagne, Ardenne, Lothringen in einer Großregion ist es nicht einfacher", wetterte Jean-Marie Woehrling, Präsident der "Culture et bilinguisme d’Alsace". "Das Elsass ist dann ohne eigene Gebietskörperschaft, ohne institutionelle Kraft. Unsere Kultur braucht also eine legale Basis. Es muss ein Gesetz zum Schutz des Elsässisch her." Laut der "Académie de Strasbourg" als Schulbehörde für das Elsass gibt es in der Grundschule je 12 Stunden in Französisch und in Deutsch, an der Hauptschule gibt es 5,2 Prozent der Stunden bilingual und beim Abibac 3,8 Prozent. Für die Schule ist Deutsch die Regionalsprache im Elsass. Die Forderungen, den elsässischen Dialekt anzuerkennen und in der Schule zu unterrichten, werden immer lauter.