... eröffnet Mitte Oktober in Straßburg / Klasse mit 25 Schülern

Von Thierry Schauer

Straßburg. Protestantische und katholische Schulen gibt es schon im Elsass. Die erste muslimische Schule, das private Gymnasium "Yunus Emre", öffnet Mitte Oktober. Die Ausbildungsziele sind dieselben wie an einer nicht konfessioneller Schule: In drei Jahren macht die Klasse, die jetzt den Grundstein legt, ihr "Bac".

Mit 25 Schülerinnen und Schülern startet das "Yunus Emre"-Gymnasium in der Rue Thomas-Mann 14 etwas verspätet ins erste Schuljahr. Fürs nächste Jahr sind zwei weitere Klassen vorgesehen. Gelernt und geprüft wird nach dem offiziellen staatlichen Schulprogramm. Einziger Unterschied: Das Fach Islam steht dreieinhalb Stunden pro Woche auf dem Stundenplan. "Es ist und bleibt ein Wahlfach. Aber von den Ersten, die bei uns ins Gymnasium gehen, hat keiner abgewählt. Eigentlich klar, deswegen kommt man doch zu uns", sagt Murat Ercan, Schulleiter und Direktor des Vereins Lycée Yunus Emre.

Die Formulare an das Schulamt sind abgeschickt, im Schulhaus installieren Elektriker noch Anschlüsse und das restliche Mobiliar wird ausgepackt. Saban Kiper, Generalsekretär des Vereins, ist erleichtert. "Wir hatten uns schon vor drei Jahren beim Schulamt darum beworben, aber die Räumlichkeiten von damals waren dann doch nicht ganz passend."

Das ehemalige Ausbildungszentrum der französischen Post hingegen passte perfekt – musste allerdings für 1,8 Millionen Euro saniert werden. Helle Klassenzimmer, ein Chemieraum, eine Bibliothek und eine Cafeteria, die bald eingerichtet ist. Platz ist für etwas mehr als 300 Schüler und zehn Lehrer. Die würden übrigens ganz normal für das "Education national" (das nationale Schulwesen) arbeiten.

Die Lehrenden am "Lycée Yunus Emre" werden allerdings nicht vom Staat, sondern vom Verein bezahlt. Das Gymnasium hat nämlich von der staatlichen Schulbehörde wie alle neuen Schulen, die privat eröffnen, noch keinen amtlichen Lehrauftrag. "Den gibt es in der Regel erst nach vier Jahren", erklärt Ercan. Bis dahin finanziert sich die Schule mit dem Schulgeld der Eltern, das von 750 bis 2000 Euro pro Jahr betragen kann. "Ansonsten werden unsere laufenden Kosten von Spenden abgedeckt", bestätigt er. Auch wenn der Verein dem Verband DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) angeschlossen ist, "für das Gymnasium gibt es vom türkischen Staat keine finanziellen Zuwendungen" – obwohl sich der Unterricht leicht am Schulprogramm in der Türkei orientiert. Die Ausbildungsziele jedoch bleiben die französischen. "Wir sehen als Modell das katholische Lycée Saint-Etienne und das protestantische Lycée Sturm mit etwa 100 Prozent Erfolg beim Abitur. In unserer Schule ist es nur so, dass wir die muslimische Tradition respektieren", erläutert Kiper. Und so wird zusätzlich zum üblichen Schulfrei auch an den Festtagen des Ramadan und zum Opferfest frei sein. Auf dem Gelände des "Lycée Yunus Emre" wird aber zu keinem Zeitpunkt Religion praktiziert. "Wir sind eine konfessionelle Schule wie andere konfessionelle Schulen in Frankreich."

Die Gemeinschaft der türkischstämmigen Einwohner in der Stadtgemeinschaft von Straßburg wird auf etwa 15 000 bis 20 000 Menschen geschätzt.