Die leere Straße vor dem Straßburger Münster, aufgenommen vorige Woche mit einem Smartphone.   Foto: Silvant

Coronavirus: Beschränkungen verlängert / Erstmals mehr Patienten entlassen als neue eingeliefert

Elsass/Toulon - Das Elsass ist von der Coronakrise schwer getroffen worden. Bereits Ende März gab es rund 500 Intensivpatienten und knapp 300 Todesfälle. Für ganz Frankreich hat Staatspräsident Macron daraufhin klare Regeln verhängt. Hat sich die Lage gebessert?

Ausgangssperre in Frankreich verlängert 

Während vergangene Woche in Deutschland die schrittweise Lockerung der Ausgangssperre beschlossen wurde und kleinere Geschäfte ab heute wieder öffnen dürfen, sieht die Lage in Frankreich ganz anders aus:  

Ausgangsbeschränkungen verlängert: Präsident Emmanuel Emmanuel Macron hatte in einer Rede bekannt gegeben, dass die Ausgangssperre noch bis zum 11. Mai verlängert wird. Sie gilt bereits seit dem 17. März.

Die Franzosen dürfen ihr Haus demnach nur für eine Stunde zum Spazierengehen, Gassigehen oder Sport machen und nur in einem Radius von einem Kilometer zur Wohnung verlassen. Eine schrittweise Wiedereröffnung der Schulen ist ab dem 11. Mai geplant, Hochschulen bleiben jedoch bis zum Sommer geschlossen.

Einschränkungen im Bas-Rhin: Nachdem es eine Vielzahl an Verstößen gegeben hat, hat das Departement Bas-Rhin Mitte voriger Woche die Freiheiten noch stärker eingeschränkt.

Die neue Verordnung verbietet den "Zugang zu allen Radwegen, Flussufern, Touristenpfaden, Wanderwegen oder Grünflächen" für "kurze Reisen, die entweder mit der individuellen körperlichen Aktivität der Menschen verbunden sind, oder zum Spaziergang oder zu den Bedürfnissen von Haustieren". Nur noch die Gehwege dürfen benutzt werden, Ausnahmen sind der Arbeitsweg und der Einkauf.

Elsass gilt als Epizentrum: Vor einigen Wochen war die Lage in der zum französischen Epizentrum des Virus erklärten Region Elsass dramatisch, es fehlte an Beatmungsgeräten und Intensivbetten, Krankenhäuser waren überfüllt, schwer kranke Patienten wurden teilweise nach Deutschland geflogen und dort versorgt.

Nach Angaben des französischen Gesundheitsamts "Santé-publique" gibt es im Elsass aktuell rund 2100 Corona-Patienten, die im Krankenhaus betreut werden, davon müssen mehr als 350 Patienten beatmet werden (Stand: 15. April). Im Vergleich: Im gesamten Ortenaukreis sind insgesamt 908 Corona-Fälle bekannt, von denen nur ein Bruchteil stationär behandelt werden muss.  

Hohe Zahl an Todesfällen: In Frankreich sind insgesamt rund 15 000 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben, davon allein mehr als 1000 im Elsass.

Dennoch haben die Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin, die gemeinsam das Elsass bilden, laut Hochrechnungen von Wissenschaftlern den Höhepunkt der Krise womöglich überstanden.

Das zeige sich laut Public Health France auch an den rückläufigen Zahlen der Krankenhauspatienten: Seit Tagen werden erstmals mehr Patienten wieder entlassen als neue eingeliefert.

Erfreulich sei auch, dass seit dem Ausbruch der Krise insgesamt mehr als 2000 Patienten im Elsass das Krankenhaus nach einem Aufenthalt wieder verlassen konnten.  

Schwere wirtschaftliche Folgen: Wie überall leidet auch in Frankreich die Wirtschaft unter der Krise. Millionen Arbeitnehmer fürchten um ihre Existenz. Laut einer Umfrage des Ständigen Ausschuss der Europäischen Ärzte (CPME) über kleine und mittelständische Unternehmen haben 60 Prozent der Geschäftsleute sehr starke Umsatzeinbußen zu verzeichnen.

Jeder Zweite befürchtet demnach eine Schließung. Die Umsatzrückgänge seien im März teilweise um die Hälfte zurückgegangen.  

Soldaten infiziert: Auf dem größten Schiff der französischen Marine, dem Flugzeugträger Charles de Gaulle mit Stützpunkt in Toulon, haben sich Soldaten mit dem Virus infiziert.

Fast 1000 von 2300 Soldaten auf dem Schiff und den Begleitschiffen wurden positiv getestet, weitere Testergebnisse standen am Freitag laut dem französischen Militärministerium noch aus.  

Masken im Haut-Rhin: Im Rahmen der Operation "Eine Maske für das Haut-Rhinois" unterzeichnete die Präsidentin des Haut-Rhin-Abteilungsrats Brigitte Klinkert am Donnerstagabend ein Bestellformular für 770 000 Masken für das Haut-Rhinois.

Alle Exemplare der wiederverwendbaren Masken sollen im Elsass hergestellt und an alle Haut-Rhin-Gemeinden verteilt werden.

Info: Gutscheine

Das Ministerium für Stadt und Wohnungswesen hat ein System zur Verteilung von Servicegutscheinen eingeführt. Obdachlose können mit einem Scheck mit einer Höhe von bis zu sieben Euro Lebensmittel und Hygieneprodukte kaufen.

Die Abteilungsdirektionen für sozialen Zusammenhalt haben die Servicegutscheine vergangene Woche an die Sozialverbände und Unterkünfte verteilt, wo Bedürftige dann ihren Scheck abholen und ihn bis zum 31. Mai beim Einkauf einlösen können.