Einfahrt zur Kaserne des Jägerbataillons im elsässischen Illkirch-Graffenstaden. Nun hat der Ortenaukreis eine symbolische Patenschaft für die Einheit übernommen. Foto: Jägerbataillon

Patenschaft: Ortenaukreis unterstützt Kaserne / Jägerbataillon 291 reagiert auf Diskussion unter Kreisräten

Offenburg - Der Ortenaukreis hat die Patenschaft für eine Einheit der deutsch-französischen Brigade übernommen. Im Vorfeld gab es auch innerhalb der Fraktionen im Kreistag Diskussionen deswegen. Nun melden sich die betroffenen Soldaten zu Wort.

Das Jägerbataillon in Illkirch habe sich über die Anfrage durch den Ortenaukreis gefreut, teilt ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung mit. Schließlich sei die Ortenau Wohnort und Lebensmittelpunkt vieler Soldaten. "Aus unserer Sicht ist die Patenschaft daher ein schöner und richtiger Schritt, um zu zeigen, wie die Soldaten in das gesellschaftliche Leben integriert sind", teilt ein Presseoffizier mit.

Mit einer Patenschaft könne die Kluft zwischen Zivilbevölkerung und Streitkräften geschlossen werden.

Bataillon arbeitet rechte Vorfälle von 2017 auf

Solche Kooperationen seien "lange und gute Tradition in der Bundeswehr", heißt es weiter. Das Bataillon könne das Landratsamt bei Bedarf unbürokratisch unterstützen, wie es jetzt schon in Frankreich der Fall sei. Dort unterstütze man elsässische Gemeinden bei Restaurierungs- und Aufräumarbeiten, beim Frühjahrsputz oder bei Sportveranstaltungen. Ähnliche Aktivitäten seien auch in der Ortenau vorstellbar.

Weiterhin gebe es die Möglichkeit, dass Soldaten an Feierlichkeiten teilnehmen, oder dass militärische Zeremonielle, wie der Chefwechsel in einer Kompanie, öffentlich durchgeführt werden. Aus Sicht der Einheit sei es wichtig zu zeigen, dass Soldaten Staatsbürger in Uniform sind, einen parlamentarischen Auftrag und gesellschaftliche Rückendeckung haben.

Rechtsextremistische Vorfälle

Rechtsextremistische Vorfälle in der Einheit Illkirch hatten 2017 noch für Wirbel gesorgt. Zur Aufarbeitung gebe es derzeit Unterricht zum Thema "Früherkennung von rechtsextremistischen Tendenzen durch militärische Vorgesetzte" in der Kaserne.

"Dazu zählen Weiterbildungen für das militärische Führungspersonal, aber auch Sensibilisierungsunterricht im Hinblick auf extremistische Verdachtsmomente in Dienst und Alltag", teilt der Presseoffizier mit. Extremismus habe keinen Platz im Jägerbataillon und werde konsequent verfolgt.

Die 2017 noch mit Wehrmachtsdevotionalien ausgestattete Stube werde inzwischen nicht mehr als Aufenthaltsraum genutzt. Auch seien sämtliche Bilder, die nicht dem Traditionsverständnis der Bundeswehr entsprechen, entfernt worden. "Es ist unser Ziel, Extremisten und Personen, die Zweifel an ihrer Verfassungstreue haben erkennen lassen, aus der Bundeswehr fernzuhalten oder zu entfernen", so der Sprecher.

Zusammenarbeit bedürfe noch der Abstimmung

Die Zusammenarbeit mit dem Kreis bedürfe noch der Abstimmung. Schon bislang seien Soldaten aus Illkirch in Heidelberg und in Rastatt zur Unterstützung der Pandemie-Maßnahmen eingesetzt worden. Das Jägerbataillon leiste jedoch nicht nur Amtshilfe, sein Hauptauftrag sei die Einsatzvorbereitung.

Auslandseinsatz

Mehr als die Hälfte der Soldaten des Jägerbataillons wird im zweiten Halbjahr 2021 erneut in den Auslandeinsatz nach Mali fliegen. Die Stabilisierungsmission (Minusma) der Vereinten Nationen soll eigentlich der Sicherung des Friedens dienen.

Allerdings hatte im August 2020 eine Militärjunta die Macht in dem westafrikanischen Land übernommen. "Unserer Meinung nach kann durch eine Patenschaft auch dafür mehr Verständnis geschaffen werden", stellt der Presseoffizier fest.