Autofahrer aufgepasst: Wer ab 2022 – wie hier bei Kehl – über den Rhein in den Großraum Straßburg fahren möchte, braucht eine Umweltplakette. Foto: Martin Bildstein

Fahrverbote: Straßburg richtet zum Jahreswechsel Umweltzone ein

Straßburg - Dicke Luft am Rhein: Um die Vorgaben der EU einhalten zu können, führt Straßburg 2022 eine Umweltzone ein. Damit gehen schrittweise Fahrverbote einher – so dürfen Dieselfahrzeuge ab 2028 etwa gar nicht mehr in den städtischen Großraum.

Wenn auf dem Gebiet des Großraums Straßburg zum Jahreswechsel eine Umweltzone eingeführt wird, sind davon auch Auto- und Lastwagenfahrer aus Deutschland betroffen. Und zwar an allen Tagen im Jahr – bisher galten Fahrverbote nur bei Feinstaub- oder Ozonalarm. Alle Fahrzeuge, die aufgrund ihres Alters keine französische Umweltplakette oder die niedrigste Klassifizierung "Crit’Air 5" bekommen, dürfen dann auf dem Gebiet der Eurometropole nicht mehr fahren, klärt die Nachbarstadt Kehl auf.

Fahrer entsprechender Autos haben jedoch eine Galgenfrist: Denn das erste Jahr dient der Sensibilisierung und Information der Verkehrsteilnehmer, will heißen: Sanktioniert wird die Nutzung von Autos und Lastwagen ohne Plakette oder mit "Crit’Air 5" erst vom 1. Januar 2023 an.

Landrat wünscht sich Tarifgemeinschaft

In den Folgejahren werden, immer zu Jahresbeginn, schrittweise Fahrverbote für Fahrzeuge mit den "Crit’Air"-Plaketten 4 (2025), 3 (2027) und 2 (2028) verhängt, so dass am Ende nur noch Elektrofahrzeuge und Autos mit der Plakette "Crit’Air 1" übrigbleiben. Dieselfahrzeuge werden dann komplett vom Gebiet der Eurometropole verbannt sein.

Julia Dumay, Beigeordnete Bürgermeisterin der Stadt Straßburg, hat die vorgesehene Umweltzone – die sogenannte "Zone à faibles Émissions" – bei der jüngsten Sitzung des Eurodistriktrats vorgestellt. Eurodistrikt-Präsident und Landrat Frank Scherer bedauerte bei der Gelegenheit, dass die zuständigen politischen Ebenen bislang nicht bei einer gegenseitigen Anerkennung der Umweltplaketten mitzögen. Wer auch künftig Straßburg besuchen möchte, muss eine französische Umweltplakette beantragen.

Fahrzeughalter können diese über eine deutschsprachige Webseite unter www.certificat-air.gouv.fr für 3,11 Euro inklusive Porto bestellen. Dafür wird die Zulassungsbescheinigung Teil eins benötigt. Bezahlt wird mit Kreditkarte. Doch Vorsicht: Es gibt Anbieter im Internet, die die Plakette deutlich teurer anbieten, warnen die offiziellen Stellen. Das Luftqualitätszertifikat muss für Kontrolleure von außen gut sichtbar vorne im Fahrzeug angebracht werden.

Angesichts der Entwicklung in Straßburg betonte Scherer, dass der Eurodistrikt gerade auch die Deutschen über die neue Umweltzone informiere. Ein erster deutsch-französischer Bürgerinformationsabend fand in Co-Organisation mit dem Eurodistrikt und der Stadt Kehl bereits Ende Mai statt. Die Eurometropole Straßburg hat außerdem ein umfangreiches Informations-Kit inklusive einer deutschen Webseite in Vorbereitung.

Um eine Alternative zur Nutzung des Pkws zu bieten, hat die Eurometropole angekündigt, parallel zu den sich von Jahr zu Jahr verschärfenden Fahrverboten den öffentlichen Nahverkehr weiter auszubauen. Darunter fällt auch das Angebot, dass Kinder und Jugendliche bis zum 18. Geburtstag, das Tram- und Busnetz im Großraum Straßburg kostenfrei nutzen können. Rund 100 Millionen Euro will die Eurometropole in den nächsten fünf Jahren für den Ausbau des Radwegenetzes ausgeben.

"Meine Vision ist, dass wir irgendwann mal eine Tarifgemeinschaft haben", erklärte Landrat Scherer in der jüngsten Eurodistrikt-Ratssitzung. "Ich glaube, dass wir das in den nächsten fünf Jahren schaffen können."

Emmanuel Braun von der Umweltbehörde der Region Grand Est präsentierte bei der jüngsten Eurodistriktratssitzung das Projekt "Rhin Vivant" (Lebendiger Rhein). Dabei handelt es sich um eine Absichtserklärung des französischen Staats, der Region Grand Est und weiterer Institutionen mit dem Ziel, die Biodiversität am Rhein zu schützen und zu stärken. Um seiner Unterstützung für einen Schutz von Umwelt und Artenvielfalt Ausdruck zu verleihen, sprachen sich die Ratsmitglieder für einen Beitritt des Eurodistrikts aus.