Rund 20 Jugendliche stellten sich im Parlament tot, um ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. Unter ihnen war auch Eric Matt. Foto: Soeder

Eric Matt und rund 20 weitere Teilnehmer erregen mit Klimaschutz-Aktion Aufsehen. Reaktionen teils "fragwürdig".

Steinach/Berlin - Eine Klimaschutz-Protestaktion im Bundestag hat Aufsehen erregt. Unter den gut 20 Jugendlichen, die sich im Plenarsaal tot stellten, war auch ein Steinacher.

Eric Matt, der seit Herbst 2018 Rechtswissenschaften in Konstanz studiert, nahm an der Aktion teil. Er sei im Rahmen von "Jugend und Parlament" in Berlin gewesen, informiert er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. In diesem Planspiel hätten um die 300 Jugendliche fiktiv nachvollzogen, wie der politische Alltag in Berlin abläuft.

Am zweiten Tag des Projekts sei er von anderen Teilnehmern angesprochen worden, die auf der Suche nach Gleichgesinnten waren, "um den Klimaschutz-Protest und ›Fridays for Future‹ ins Parlament zu tragen", so Matt. Die Gruppe habe mitbekommen, dass er auf Einladung eines Grünen-Abgeordneten in Berlin war.

An drei Abenden trafen die Protestler sich, tagsüber sprachen sie potenzielle Mitstreiter an. Die Suche habe sich aber durchaus schwierig gestaltet. So hätten sie bei weitem nicht alle Planspiel-Teilnehmer ansprechen können, weil diese die Aktion möglicherweise hätten verraten können. Tatsächlich passierte dies im Vorfeld, wie Matt berichtet.

Großer Respekt vor möglichen Konsequenzen

Am Dienstag habe eine echte Sitzung im Plenarsaal stattgefunden. "In diesen Saal dürfen Nichtmitglieder des Parlaments nur im Rahmen von ›Jugend und Politik‹", informiert Matt. Es war klar: Der Protest musste an diesem Tag geschehen. Und die Pläne waren verraten worden, was zur Folge hatte, dass vor der fraglichen Sitzung einige Mitstreiter aus der Gruppe herausgezogen und gezielt angesprochen wurden. "Es herrschte eine ganz komische Stimmung", erinnert sich der 20-Jährige. Viele, auch er, hätten großen Respekt vor den möglichen Konsequenzen gehabt.

Trotzdem nahm Matt teil und stellte sich gemeinsam mit gut 20 anderen Protestierenden im Plenarsaal tot. Die Botschaft: "Eure Klimapolitik = Katastrophe", wie auf einem Banner zu lesen war.

Mitzumachen sei eine reine Bauchentscheidung gewesen. "Aber die Chance war einmalig", befindet Matt. Da er inhaltlich voll hinter der Protestbewegung stehe, habe er sie aktiv unterstützen wollen. Bundespräsident Wolfgang Schäuble reagierte gelassen, wie überregionale Medien berichten: "Bleiben Sie ruhig liegen. Ich sage allerdings, morgen Mittag um 12 Uhr muss ich hier die Sitzung des Bundestags eröffnen, und bis dahin sollten Sie sich entfernt haben", sagte er. Matt befindet, damit habe Schäuble äußerst professionell reagiert und die Situation entschärft. "Er hat meinen höchsten Respekt, dass er das so gelöst hat", meint der Student.

Anders als manche Abgeordnete oder Jungpolitiker. Einer der AfD habe der Gruppe das Banner entrissen. "Zurückbekommen haben wir es bis heute nicht." Auch die Reaktionen nach der Aktion seien durchwachsen gewesen. Einige CDU- und AfD-nahe Teilnehmer hätten gar "Lügenpresse"-Sprechchöre angestoßen, als die Aktivisten später interviewt wurden. Matt hat dafür kein Verständnis und hält das Verhalten für mindestens "fragwürdig".

Die Gruppe plane weitere Aktionen. Bei diesen will der Steinacher sich weiterhin einbringen, ebenso wie bei "Fridays for Future". Auch im privaten Bereich achtet Matt auf seinen ökologischen Fußabdruck: Er nutze überwiegend den öffentlichen Nahverkehr und ernähre sich vegan, erklärt er. "Ich finde, wer sich in dieser Sache einsetzt, sollte mit gutem Beispiel vorangehen", sagt Matt.

Rahmenbedingungen sind Sache der Politik

Die Politik müsse aber die Rahmenbedingungen dazu schaffen, dass das möglich sei: Beispielsweise für eine sinnvolle Nahverkehrsinfrastruktur und bezahlbare Verbindungen sorgen.

Der Protest im Bundestag hatte in der Vergangenen Woche Wellen geschlagen. Während einer Rede von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hatte sich eine Gruppe von rund 20 Jugendlichen im Plenarsaal tot gestellt, um so gegen die ihrer Meinung nach "katastrophale" Klimapolitik der Regierung zu demonstrieren. Ziel war nach Medienberichten, mit dem "Die-In" den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen. Die Aktivisten wollten verdeutlichen, wie ernst die Lage in Sachen Klimawandel und -schutz ist, weil sie der Ansicht sind, dass die Politik die Krise nicht ernst nehme.