Die Welschensteinacher Kinder machten Gertrud Walter zahlreiche Abschiedsgeschenke. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Gertrud Walter verabschiedet sich nach 46 Jahren vom Welschensteinacher Kindergarten

Sie ist seit 46 Jahre Erzieherin: Gertrud Walter ist aus dem Welschensteinacher Kindergarten verabschiedet worden. Ihr zu Ehren hatten sich Kinder, Erzieherinnen, Eltern und Weggefährten versammelt.

Welschensteinach. Von der Anzahl der Gäste sowie deren Wertschätzung war Walter sichtlich überrascht.

Warmer Applaus begrüßte die Erzieherin bei hochsommerlichen Temperaturen. Die Kinder schenkten ihr zu Beginn einen musikalischen Regenbogen, bevor sich die Schulanfänger mit einem entzückenden Gedicht verabschiedeten. "Danke für die schöne Zeit", stand am Beginn, "für Trostpflaster und Zauberpusten", "für Lob beim Schuhe selbst zubinden, fürs Regenjacken wieder finden" oder "für deine Gelassenheit, deine Nerven, deine Ruh".

Musikalisch ging es weiter. Die Erzieherinnen hatten ein Lied zum Ruhestand ihrer Kollegin einstudiert. "Über vier Jahrzehnte voll Elan und Kraft, wirktest Du als gute Kraft hier fabelhaft", sangen sie. "Rentenrechtlich bist du nun im Ruhestand, du kannst dann relaxen am kinderleeren Strand".

Doch wer sie kenne, sehe sofort ein, ohne Stress und Hetze könne Gertrud gar nicht sein. So wünschten die Erzieherinnen noch eine lange Zeit der Zufriedenheit, die von Spontaneität geprägt bleiben sollte. Der Abschied falle schwer, doch werde Walter als Krankheitsvertretung weiter zur Verfügung stehen. Mit einem fiktiven Interview und viel Musik kamen die Erzieherinnen zum Schluss: "Weiße Rosen sagen dir: Komm recht bald wieder".

Rückblick auf Gruppen mit 50 Kindern

Kindergartenleiterin Brunhilde Rosenthal blickte auf die großen Veränderungen, die im Laufe der Zeit von Walter mitgetragen worden seien. "Früher waren zum Teil 50 Kinder in einer Gruppe. Diese wurden im Dörfle abgeholt und außerdem waren damals nachmittags mehr Kinder im Kindergarten, als vormittags". Rosenthal bedankte sich für die sehr gute Zusammenarbeit – sie selbst ist seit 41 Jahren im Welschensteinacher Kindergarten beschäftigt. Handwerklich sei Walter sehr geschickt gewesen, wovon der Kindergarten stark profitiert habe und außerdem seien die Schulanfänger jedes Jahr zu Gast auf dem elterlichen Hof. Auch ein privates Waldstück der Familie werde von den Kindergartenkindern genutzt.

Seitens des Elternbeirats bedankte man sich für das Behüten und Pflegen der Kinder. Ihnen sei viel fürs Leben mitgegeben worden. Die Kindergartenbeauftragte Alexandra Vollmer-Himmelsbach sagte ein großes "Dankeschön" auch im Namen von Pfarrer Helmut Steidel: "›Tante Gertrud‹ und der Welschensteinacher Kindergarten waren immer eins." Dass die Kinder mittlerweile nur noch "Gerdi" zur Erzieherin sagen, amüsierte nicht nur die Kindergartenbeauftragte.

Ortsvorsteher Erich Maier erinnerte an die frühen Zeiten, aus denen er die Verabschiedete kenne und bedankte sich herzlich für das Treubleiben der Heimat. Als Vorsitzende der Mitarbeiter-Vertretung bedankte sich Anja Mellert bei der "offenen, humorvollen und zuverlässigen Mitarbeitern, die immer einen Spruch parat hat".

Angesprochen auf die pädagogischen Veränderungen im Laufe der vielen Jahre erzählte Walter: "Was mich in den 1980er Jahren relativ stark aus der Spur gehauen hat, war die antiautoritäre Erziehung. Ich kann auch sagen: Es hat nicht geklappt". Es habe mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis sie ihre Spur wieder gefunden und wieder gerne in den Kindergarten gegangen wäre. Mit viel Applaus und vielen Geschenken wurde anschließend auf den Ruhestand von Walter angestoßen.

Der Leitsatz "Gebt den Kindern Zeit" habe immer über ihrer Arbeit gestanden, so Gertrud Walter. Sie sagt: "Wenn man am Gras zieht, wächst es auch nicht schneller".