Der VBE-Ortenau im Gespräch mit Politikerin Marion Gentges (Zweite von rechts): Christa Beyer (von links), Annette Ungureanu, Karin Zapf, Astrid Thiede, Ulrike Knopf und Kreisvorsitzender Michael Mai Foto: Wintermeier Foto: Schwarzwälder Bote

Bildungspolitik: Kreisverband Ortenau im Gespräch mit MdL Marion Gentges / Anregungen ernst genommen

In Steinach hat sich der Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE) Ortenau mit der Landtagsabgeordneten Marion Gentges (CDU) zu einem Gespräch über die aktuelle Bildungspolitik getroffen. Die anwesenden Lehrer stellten dabei ihre Forderungen dar.

Steinach (red/ms). Der Rektor der Steinacher Georg-Schöner-Schule, Michael Mai, der zugleich VBE-Kreisvorsitzender ist, ging auf die Probleme bei der Besetzung von Schulleiterstellen ein, geht aus einer Pressemitteilung hervor. "Es wird zunehmend schwieriger, gute Bewerber für Funktionsstellen zu finden", klagte Mai.

Die Gründe dafür seien vielschichtig: Keine angemessene Besoldung für Schulleitungen an Grundschulen, zu wenig Anrechnungsstunden für Aufgaben der Rektoren – und dies vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl zusätzlicher Aufgaben, die den Schulleitungen in den vergangenen Jahren aufgebürdet wurden, so Mai.

Problematik bekannt

MdL Gentges betonte, dass dem Kultusministerium diese Schwachstelle bekannt sei. CDU-Landesministerin Susanne Eisenmann wird im Frühjahr die geplante Reformen zur Verbesserung dieser Situation vorstellen, teilte sie mit.

Die stellvertretende Kreisvorsitzende Astrid Thiede ging auf die Unterversorgung mit Lehrkräften hauptsächlich an Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren ein. Am Limit seien diese "Pädagogen" dort durch die Zusammenlegung von Klassen sowie vermehrtem, zusätzlichen Vertretungsunterricht oder notwendiger Mitversehung von Klassenarbeiten.

Eisenmann habe schon einige Maßnahmen in die Wege geleitet, so Gentges, um dieser Unterversorgung mit Lehrkräften entgegen zu steuern. Doch die Weichen für diesen massiven Missstand seien Jahre zuvor gestellt worden, gab Gentges dabei zu bedenken. Die Kultusministerin habe nun die schwierige Aufgabe, den Zug "Gewinnung von Lehrkräften" wieder auf Kurs zu bringen, so die Landtagsabgeordnete.

Ulrike Knopf, Vorsitzende der Bezirksgruppe Kinzigtal, appellierte an die Bildungspolitiker, endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit alle "Pädagogen" nach A 13 besoldet wer-den können. "Lehrer leisten – egal an welcher Schulart – die gleiche Arbeit, werden aber dafür unterschiedlich bezahlt. Diese Ungleichbehandlung gehört umgehend korrigiert", forderte Knopf.

Perspektiven fehlen

Annette Ungureanu, pädagogische Assistentin an einer Werkrealschule, beklagte die fehlenden Perspektiven für ihre Berufsgruppe, während VBE-Geschäftsführerin Karin Zapf die Probleme beim "horizontalen Laufbahnwechsel" anprangerte, bei dem Lehrkräfte die Möglichkeit eingeräumt bekommen, durch zusätzliche Qualifizierungen an anderen Schularten unterrichten zu können.

"Immer mehr Schüler, auch an Grundschulen, besuchen keinen Religionsunterricht mehr, der vor allem zur Vermittlung von Werten und Normen beiträgt", hob Religionspädagogin Christa Beyer hervor. "Deshalb ist die Einführung von Ethikunterricht schon ab Klasse eins für die Werteerziehung enorm wichtig und notwendig", unterstrich sie.

Gentges nahm die Argumente und Anregungen des Verbands sehr ernst und sagte zu, diese in die Landtagsarbeit einzubringen, um die Lehrer zu vertreten.

Der Berufsverband VBE ist seiner Homepage zufolge für Lehrer, Erzieher aller Schularten, pädagogische Assistenten sowie anderer im Bereich der Bildung und Erziehung tätig. Die Organisation setzt sich auf Landesebene für die Interessen von 80 000 Beschäftigten ein. Bundesweit sind dies 150 000 Mitglieder.