Foto: Schwarzwälder Bote

Infrastruktur: Anwohner im Niederbach wollen ans Netz / Gemeinde Steinach rechnet mit "immensen Kosten"

Steinach. Schließt die Gemeinde Steinach einen Weiler an die öffentliche Wasserversorgung an? Eine Frage, die das Gremium in seiner jüngsten Sitzung nur schlecht zu beantworten wusste. Es geht um eine Grundsatzentscheidung.

Wie Kämmerin Petra Meister ausführte, war der Antrag auf Anschluss eines Anwesens im Weiler Niederbach bei der Verwaltung eingegangen. Um dies zu ermöglichen, wäre der Bau einer fast 2100 Meter langen Versorgungsleitung notwendig. Die Gemeinde rechnet in diesem Fall mit Baukosten in Höhe von 230 000 Euro. An Wasserversorgungsbeiträgen von den Anliegern im Niederbach erwartet die Gemeinde im Gegenzug rund 23  000 Euro.

Viel Geld, das Steinach in die Hand nehmen müsste – aber das ist nur eins der Probleme, die sich mit dem Antrag ergeben: Denn auch wenn nur ein Teil der Anwohner im Niederbach einen Anschluss an die Wasserversorgung wünscht, besteht gemäß der entsprechenden Satzung ein Anschlusszwang.

Das bedeutet, dass alle Grundstückseigentümer – auch die, die das gar nicht wollen – an die öffentliche Versorgung angeschlossen werden müssen. Sie dürfen ihre eigenen Quellen nicht mehr nutzen. Einer der betroffenen Anlieger habe bereits angedroht, gegen diesen Zwang bis in die höchstmögliche Instanz zu klagen.

Während ein Anschlusszwang besteht, lässt sich aus der Wasserversorgungssatzung laut Meister aber kein Rechtsanspruch darauf ableiten, dass die Gemeinde eine Versorgung herstellen müsse.

Aufgrund der "immensen Kosten", die auf die Gemeinde zukämen, schlug die Verwaltung dem Rat vor, dem Antrag nicht stattzugeben. "Wir haben uns dies nicht leicht gemacht", sagte Meister. Ein positiver Bescheid würde aber auch einen Präzedenzfall schaffen.

Angesichts der klimatischen Veränderungen und der Tatsache, dass Quellen im Außenbereich trocken fallen, stellte Günter Schmidt (FW) fest, dass der Gemeinderat eine Verantwortung trage. Gregor Uhl (FW) pflichtete ihm bei: "Die Prognosen für die kommenden Sommer sind nicht besser. Wir können Niederbach doch nicht auf dem Trockenen sitzen lassen!"

Tino Joos (CDU) ergänzte, dass es auch im Oberbach bereits Probleme gebe. Mit seinem Fraktionskollegen Erich Maier war er sich einig, dass das Thema wichtig sei und in Zukunft vermehrt aufkommen werde. "Wir brauchen ein Konzept", sagte Joos. Und hielt es für verfehlt, in der Sitzung "Ja" oder "Nein" zum Wasseranschluss für Niederbach zu sagen. "Das zu tun, ohne Gespräche mit den Anwohnern zu führen, die müssten, halte ich für falsch." Er schlug eine Vertagung der Entscheidung vor, machte aber auch deutlich: "Wir dürfen das nicht auf die lange Bank schieben." Uhl ging noch einen Schritt weiter und forderte, gleich mit den Anwohnern Oberbachs zu sprechen.

Angesichts der Kosten fragten sowohl Marco Müller (CDU) als auch Xaver Rockenstein (FW) nach weiteren Informationen und meinten, es sei wichtig, das gesamte Gemeindegebiet in den Blick zu nehmen. Meister sagte, bisher liege nur diese eine Anfrage aus dem Niederbach vor.

Ursprünglich hatte die Verwaltung vorgeschlagen, dem Antrag auf Anschluss des Weilers Niederbach an die öffentliche Wasserversorgung nicht stattzugeben. In der Gemeinderatssitzung wurde jedoch einstimmig beschlossen, dies zu vertagen. Nun werden zunächst Gespräche mit den betroffenen Anwohnern geführt.

Die Anwohner im Steinacher Niederbach, die einen Anschluss ans öffentliche Wassernetz fordern, werfen eine Grundsatzfrage auf: Wie geht die Gemeinde damit um, wenn ihr Außenbereich in Zeiten des Klimawandels Hilfe benötigt? Diese Frage stellt sich nicht nur in Steinach, sondern beschäftigt derzeit auch weitere Kinzigtalgemeinden, die damit konfrontiert sind, dass Quellen von Anwesen, die sich bis dahin selbst versorgt haben, versiegen. Es ist wichtig, die Betroffenen nicht allein zu lassen. Doch auf die Schnelle wird es kein Patentrezept dafür geben, wie ihnen geholfen werden kann – insbesondere in einem Fall wie diesem, wenn gar nicht alle Anlieger einen Anschluss wünschen. Die Gemeinde wird hier mit Bedacht handeln müssen.