Architekt Thomas Kopf (links) und Bürgermeister Nicolai Bischler wälzen Pläne. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Rundgang: Steinacher Rathaus offenbart Probleme in der Bausubstanz / Wandel zum "Schmuckstück"

Die Einhaltung des Kostenrahmens wird nicht einfach: Im Moment liegen die vergebenen Arbeiten für das Steinacher Rathaus etwa drei Prozent über der Kostenberechnung.

Steinach. Während der ersten Baustellen-Begehung mit Bürgermeister Nicolai Bischler, Kämmerin Petra Meister und Mitgliedern des Gemeinderates informierte Architekt Thomas Kopf.

"Herzlich willkommen im neuen Foyer", begrüßte er scherzend, denn im Moment ist lediglich viel freigelegtes Gemäuer, roter Staub und altes Gebälk zu sehen. "Im Keller ist am wenigsten passiert", informierte Kopf und erklärte die grobe Raumaufteilung des Untergeschosses. Was schon jetzt deutlich wird: das Rathaus wird künftig sehr offen gestaltet sein. Um den ehemaligen Schulhaus-Charakter beizubehalten, werden trennende Wände mit Oberlichtern versehen – eine Vorgabe seitens des Denkmalamts.

"Die dämmenden Leimenwickel sind im Bestand und werden erhalten. Mit heutigem Baumaterial ist die Wärmespeichermasse nicht besser", erklärte der Architekt auf Nachfrage. Die Treppe im hinteren Bereich des Rathauses wird erhalten, dort sind Geländer und Stufen für die Bauzeit gut geschützt verkleidet. Vom zweiten Obergeschoss aus wird eine neue Treppe eingebaut, die zum neuen Sitzungssaal unterm Dach hinaufführen wird.

"Mit der digitalen Steuerung der Schließung lässt sich im Sitzungsbetrieb regulieren, welche Bereiche im Rathaus zugänglich sind", verwies Kopf auf den Nebeneingang, der bei Ratssitzungen genutzt werde.

Im ehemaligen Sitzungssaal erlebten die Arbeiter eine Überraschung: Dort habe man aufgrund des darüber liegenden Archivs und der Brandschutz-Vorgaben weit weniger Ursprüngliches erhalten können, als geplant gewesen sei. "Ein altes Objekt ist eben wie ein Überraschungs-Ei", befand Kopf. Die Fenster müssen entfernt werden, weil sie seinerzeit ohne Rücksprache mit dem Denkmalamt eingebaut wurden. Der bisherige Hintereingang ins Rathaus wird als Fluchtweg erhalten bleiben. Im Obergeschoss wird die Durchsehbarkeit des Rathauses durch eine Galerie gewährleistet, "alles wurde so offen und transparent wie möglich geplant", betonte der Architekt.

Im Dachgeschoss wird der neue Sitzungssaal entstehen, im Dach werden große Glasflächen für Tageslicht sorgen. Die bisherigen Sitzungstische könnten mit nach oben genommen werden, der Platz würde ausreichen. Mit gepolsterten Sitzstufen geht es auf die "Terrasse" des Sitzungssaals, die ursprünglich als Stuhllager geplant war. "Die Fläche ist dafür aber viel zu schade", fand Kopf und erklärte seine Vorstellung vom Einbau einer Küchenzeile und kleiner Bewirtungsmöglichkeit.

Dass der Raum ein Schmuckstück werde, sahen alle Beteiligten. Für die Außenfassade riet der Architekt zur völligen Entfernung des alten Putzes, um am Ende mit einem einheitlichen Puk-System zu arbeiten. Sonst wären schnell Folgekosten für Risse möglich. Ursprünglich war die Entfernung von etwa 200 Quadratmetern schadhaften Außenputzes geplant, mittlerweile wurden 670 Quadratmeter abgeschlagen. Auch beim verbliebenen Rest seien hohle Stellen auszumachen.

Die Arbeiten am Steinacher Rathaus liegen gut im Bauzeitplan. "Es ist ein wirtschaftlicher Kampf", erklärte Architekt Thomas Kopf zur Kostensituation. Ein geforderter Netto-Nachtrag in Höhe von 25 000 Euro für das Entfernen des Putzes sei unberechtigt gewesen – und müsse trotzdem bezahlt werden. Die Mehrkosten für das völlige Entfernen des Außenputzes und das Aufbringen eines einheitlichen Systems werde Mehrkosten von 20 000 Euro verursachen, rechnete er.