Die Absagewelle hat nicht nur das Konzert des Steinacher Gesangvereins getroffen. Jetzt wurde in der Gemeinde die erste Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Foto: Kleinberger

Insgesamt 60 Infizierte im Ortenaukreis. Bürger helfen sich gegenseitig.

Steinach - Jetzt ist es da. Was eigentlich nur eine Frage der Zeit war, ist am Mittwochnachmittag mit der Veröffentlichung der neuen Fallzahlen aus dem Gesundheitsamt Realität geworden. Das Coronavirus hat das Kinzigtal erreicht.

Was in der Aufschlüsselung der Fallzahlen angesichts größerer Cluster beispielsweise in Kehl (elf bestätigte Infektionen) klein aussieht, hat für das Kinzigtal trotzdem große Bedeutung. Eine der mittlerweile 60 Personen, die im Ortenaukreis nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert sind, kommt aus Steinach. Die aktualisierten Zahlen gab der Ortenaukreis am Mittwochnachmittag bekannt.

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Im Gespräch mit unserer Zeitung bedauert Bürgermeister Nicolai Bischler den Fall. Mit dem Landratsamt sei die Gemeinde in Kontakt.

Bürgermeister ruft zur Besonnenheit auf

Bischler ruft zur Besonnenheit auf, stellt aber auch klar: "Es ist wichtig, dass die Bürger die geltenden Regeln befolgen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren." Das bedeutet nicht nur, die Hygienevorschriften sowie die Hust- und Niesetikette zu befolgen, sondern auch den unangenehmeren Teil der Verordnungen: das Minimieren von Sozialkontakten. "Wer einkaufen oder zur Arbeit gehen muss, muss das natürlich erledigen", räumt Bischler ein. Ansonsten sollten die Bürger jedoch nach den Regeln spielen und zuhause bleiben. Das sei im Interesse aller.

Gleichzeitig helfe Panik niemanden. "Es gilt, Ruhe zu bewahren", so Bischler. Zudem man sich in Steinach hilft: Noch vor Bekanntwerden des Falls hatte Bürgermeister Bischler über Facebook bekannt gegeben, dass der Sportverein die Bürgerhilfe Steinach unterstützt. Ab sofort wird ein Einkaufs- und Bring-Service angeboten. "Die Idee: Mitglieder der Mannschaften des SVS unterstützen die Steinacher Bevölkerung beim Erledigen ihrer alltäglichen Dinge wie zum Beispiel dem Einkaufen", so Bischler. Das betreffe vor allem Menschen, die alleine sind und zur Risikogruppe gehören und deshalb die Öffentlichkeit meiden sollten.

Martin Buchholz wird folgendermaßen zitiert: "Wir bringen den Müll raus, gehen zur Post oder erledigen sonstige Dinge, die Menschen mit Vorerkrankungen oder aufgrund ihres Alters in der Zeit der Corona-Krise nicht selbst ausführen sollten." Der SV Steinach wolle sich für die jahrzehntelange Unterstützung durch die Steinacher sowie die Gemeinde revanchieren. "Bei jedem Heim- und Auswärtsspiel unterstützen uns treue Fans und stehen hinter uns, egal ob Sieg oder Niederlage", so Patrick Weis, Trainer der ersten Mannschaft. "Unsere Mannschaft besteht aus fitten jungen Menschen und zählt laut Robert-Koch-Institut nicht zu den Risikogruppen. Sie kann helfen, wo es nötig ist", ergänzt Jochen Kinnast.

"Das ist eine tolle Sache", betont Bischler im Gespräch mit dem Schwabo. Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend.

Telefonische Anlaufstelle ist das Bürgerbüro, das unter Telefon 07832/91 98 13 zu den üblichen Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung erreichbar ist. Aus organisatorischen Gründen wird darum gebeten, einen Tag Vorlauf einzuberechnen.

Kommentar: Bleibt zuhause!

Das Coronavirus ist im Kinzigtal angekommen. Damit ist jetzt ganz nah, was den meisten Menschen wohl noch relativ weit weg erschien. Anders lassen sich die Bilder, die sich am Mittwoch draußen abspielten, kaum erklären: Menschen flanierten gemütlich durch die Gegend, saßen in Grüppchen beieinander, zogen um die Häuser. Die einen mögen denken, sie gehörten ja nicht zur Risikogruppe und sie müssten sich nicht einschränken. Auch Angehörige der Risikogruppen waren noch zuhauf unterwegs. Minimieren der sozialen Kontakte? Fehlanzeige. Bei dem guten Wetter und mit der gewonnenen plötzlichen Freizeit ist das zunächst nachvollziehbar. Aber die Verordnungen, die inzwischen in Kraft getreten sind, kommen nicht von ungefähr. Das Virus ist hochansteckend. Wir müssen nur in unsere Nachbarländer wie Italien blicken, um zu sehen, was passieren kann, wenn die Verbreitung sich nicht verlangsamen lässt. Ob Risikogruppe oder nicht: Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, dass das nicht bei uns passiert. Also: Hygieneregeln beachten, zuhause bleiben und das Haus nicht verlassen, solange es nicht absolut notwendig ist. Es wird ernst.