Christopher Klein und seine Lebenspartnerin Anna-Maria Sieferle informieren über den Handwerkerberuf. Foto: Störr

Ausbildung: Bisher kein einziger Interessent bei "Elektro Heitzmann"

Steinach - Keine Schulpraktika, digitale Ausbildungsmessen und viele offene Lehrstellen – die Corona-Pandemie stellt Schüler wie Betriebe vor Herausforderungen. Der SchwaBo hat exemplarisch bei der Steinacher Firma "Elektro Heitzmann" nachgefragt.

"Aktuell haben wir vier Auszubildende in unterschiedlichen Lehrjahren, könnten im Herbst aber gut noch ein oder zwei Lehrlinge einstellen", erklärt Geschäftsführer Christopher Klein. Allerdings gebe es dieses Jahr keine einzige Bewerbung für die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker mit Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik.

Einen Grund dafür sieht er in den fehlenden Schulpraktika, durch die sich unter normalen Umständen immer wieder interessierte Jugendliche gefunden hätten. Die digitale Vorstellung eines Berufsbilds sei in der Corona-Pandemie zwar eine Alternative gewesen, könne aber den persönlichen Kontakt und die Motivation zum Kennenlernen eines Betriebes nicht ersetzen. Außerdem werde im späteren Betrieb nicht virtuell, sondern im Miteinander der Arbeitskollegen gearbeitet. "Und wer schon einmal ein Praktikum in einem Betrieb absolviert hat, der hat bei einer späteren Bewerbung große Vorteile", erklärt der Geschäftsführer.

Kaum noch handschriftliche Bewerbungen

Denn der Betrieb habe sich bereits ein Bild von der Arbeitsweise und der Eignung des Jugendlichen machen können – und andererseits kenne der Bewerber bereits die Strukturen des Unternehmens. "Auf das klassische Bewerbungsverfahren kann damit beinahe verzichtet werden", weiß Christopher Klein aus Erfahrung.

In seiner Firma habe sich das Bewerbungs-Formular auf der Internetseite durchgesetzt, handschriftliche Bewerbungen auf postalischem Wege gäbe es kaum noch. "Die Jugendlichen wollen auf kurzem Wege ihre Chance auf ihren Ausbildungsplatz nutzen", erklärt Klein.

Dass sich das Berufsbild des klassischen Handwerkers ohne großer Aufstiegschancen in den vergangenen Jahren Branchenübergreifend deutlich geändert hat, zeigt allein die Einführung vieler neuer Ausbildungsberufe. So wird es für Elektriker künftig ganz neu den "Elektroniker für Gebäude-Systemintegration" geben, der sich im Wesentlichen durch die Planung, Umsetzung und Inbetriebnahme von Smart Home- und Energiemanagement-Systemen sowie deren Wartung von den bisherigen Ausbildungen deutlich unterscheidet.

Schulnoten gewinnen zunehmend an Bedeutung

Auch wenn seit dem vergangenen Jahr alle Praktika seitens der Schule abgesagt wurden, empfehlen Christopher Klein und seine Lebenspartnerin Anna-Maria Sieferle, die Ferien für einen Ferienjob zu nutzen. Denn auch darüber ließen sich viele Einblicke über die Arbeit eines Betriebs, auf der Baustelle oder beim Kunden gewinnen – und das gelte für absolut alle Handwerksberufe.

Auf die Frage nach der Bedeutung von Schulnoten erklärt der Geschäftsführer: "Die gewinnen zunehmend an Bedeutung, weil sich daran auch etwas über die Ausdauer eines Schülers ablesen lässt." Allerdings würden sich nach seiner Erfahrung alle Auszubildenden im Anschluss an die allgemeinbildende Schule in den Noten verbessern, weil sie dann gemäß ihren beruflichen Interessen Unterricht hätten. Künftig wird sich Elektro Heitzmann auch an Ausbildungsmessen beteiligen, sofern diese unter Corona-Bestimmungen wieder erlaubt sein werden.

"Das Bild des Handwerkers, der nur auf der Baustelle steht und keine Aufstiegschancen hat, stimmt schon lange nicht mehr", erklärt Geschäftsführer Christopher Klein seitens der Steinacher Firma "Elektro Heitzmann". Dem Bereich der Planung komme immer mehr Bedeutung zu, die intelligente Gebäudetechnik sei überall auf dem Vormarsch. Außerdem gebe es in allen Handwerksberufen schulische und praktische Qualifizierungsmöglichkeiten.