Ibert: »3G-Regel in Innenstadt nicht umsetzbar«
Lahr - Auch in diesem Jahr wird es keine Chrysanthema geben. Die Stadtverwaltung hat das Blumenfest am Montagmittag offiziell abgesagt. Es sei mit den aktuellen Corona-Vorgaben des Landes nicht vereinbar, so OB Ibert.
Vom 23. Oktober bis 14. November hätte das Blütenspektakel über die Bühne gehen sollen, mit mehr als 10.000 Chrysanthemen, Blumenwagen der Vereine sowie einem vielfältigen Kultur- und Musikprogramm. Daraus wird nun nichts. Entsprechend gedrückt war die Stimmung bei dem Pressetermin im Rathaus, bei dem das Aus verkündet wurde. »Die Absage tut mir persönlich weh«, sagte etwa Michael Schmiederer, der Chef der Werbegemeinschaft. Betretene Mienen gab’s auch bei Richard Sottru, dem kreativen Kopf der Blumenschau, Martina Mundinger vom Stadtmarketing und OB Markus Ibert.
Weshalb gibt es keine Chance für die Chrysanthema?
Ibert verwies auf die neue Corona-Verordnung, die die 3G-Regelung für Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Besuchern vorschreibt – Zutritt darf nur haben, wer geimpft, genesen oder getestet ist. »Da die neue Verordnung lediglich auf vier Wochen angelegt ist, ist heute zwar noch nicht absehbar, welche Vorgaben Mitte Oktober gelten werden. Klar ist aber, dass eine Zugangskontrolle bei einer Veranstaltung, die in der gesamten Innenstadt stattfindet, definitiv nicht realisierbar wäre«, so der OB. Man könne die Innenstadt ja nicht zum Sperrgebiet machen für Menschen, die sich nicht testen lassen wollen.
Wer hat die Absage beschlossen?
Im Vorjahr war die Chrysan- thema Anfang Juli vom Gemeinderat abgesagt worden. Diesmal wurde die Entscheidung später getroffen, nicht vom Gemeinderat, sondern von der Stadtverwaltung. Man habe bewusst lange gewartet, um die Chrysanthema vielleicht doch noch ermöglichen zu können, so Ibert. Nun sei die Zeit allerdings reif für eine Entscheidung gewesen, da Hoteliers, Restaurants, Reisegruppen und Busunternehmen Planungssicherheit bräuchten und die gesamte Infrastruktur der Blumenschau verbindlich beauftragt oder abgesagt werden musste. »Nach intensiven Gesprächen mit den verantwortlichen Facheinheiten der Stadtverwaltung, Vertreterinnen und Vertretern des Handels, Hotellerie und dem Gemeinderat wird die Absage der Chrysanthema im breiten Konsens getragen«, sagte Ibert. Die Sprecher der Gemeinderatsfraktionen habe er am Donnerstag informiert, »alle sehen es so wie wir«.
Bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen?
Für die Chrysanthema 2021 hatte die Stadt bereits vor Monaten Verträge geschlossen, sei es mit dem Riesenrad-Betreiber, mit Bühnenverleihern, Marktbeschickern und natürlich Künstlern. Aus diesen Verträgen komme man ohne finanziellen Verlust wieder raus, da man im Hinblick auf die Unwägbarkeiten der Pandemie Ausstiegsklauseln eingearbeitet habe, so Martina Mundinger. Sie machte aber auch deutlich, dass die Rückabwicklung der Chrysanthema in den kommenden Wochen einen Riesenberg von Arbeit bedeutet, da die Planungen bereits so weit fortgeschritten waren. »Wir hatten zum Beispiel für die erste Woche schon 30 Führungen vereinbart.«
Wie reagiert die Werbegemeinschaft?
Das emotionalste Statement kam von Michael Schmiederer: Er fühle sich »wie auf einer Beerdigung«, sagte der Chef der Werbegemeinschaft. Die Chrysanthema habe eine hohe Bedeutung für Handel und Gastronomie, die späte Absage sei sehr schmerzhaft. Manche Waren, die bei der Blumenschau an den Kunden gebracht werden sollen, hätten die Händler bereits im Frühjahr geordert. Nun drohen die Geschäftsleute darauf sitzen zu bleiben, so durfte man ihn verstehen. Mit der Chrysanthema verliere man außerdem verkaufsoffene Sonntage und den Abendeinkauf »Chrysanthema bei Nacht«. Schmiederer sagte, dass man sich bei der Werbegemeinschaft überlegen werde, wie sich im Herbst vielleicht doch wenigstens ein Sonntag mit offenen Geschäften realisieren lasse – auch ohne Chrysanthema.
Was wird aus den Blumen?
Bei der Stadtgärtnerei wachsen und gedeihen sie längst – die Chrysanthemen, die in Blumenbeeten oder als Häuserschmuck präsentiert werden sollten. »Da haben wir ganz viel Energie reingesteckt«, so Sottru, Abteilungsleiter Öffentliches Grün und Umwelt. »Die Arbeit der Gärtner darf nicht für die Katz’ gewesen sein.« Deshalb werde man ähnlich wie 2020 Chrysanthemen in der Innenstadt zeigen – »es wird sogar mehr zu sehen sein als im Vorjahr«, so Sottru. »Das kann uns niemand verbieten.«
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