Josef Ringwald liebt den weiten Ausblick auf der Spitze der Hohengeroldseck. Foto: Fotos: Schabel

Burgvogt Josef beantwortet Fragen zur Burgruine Hohengeroldseck.

Lahr/Seelbach - Hat die Hohengeroldseck einen Geheimgang? Wie wurde der Brunnen in den Felsen getrieben? Wie war das Leben der Bewohner? Fragen wie diese hat Burgvogt Josef Ringwald bei einer Führung durch das historische Gemäuer beantwortet.

Burgvogt – den Titel hat der Verein zur Erhaltung der Burgruine Ringwald verliehen. Der 70-Jährige teilt sich das Amt mit Markus Glatz. Ein- bis zweimal pro Woche ist einer von ihnen oben, um den Rasen zu mähen und nach dem Rechten zu sehen. Ringwald ist auch Vorsitzender des Historischen Vereins Biberach und ein wandelndes Lexikon, wenn es um Burgen im Südwesten und speziell um die Geroldseck geht. Ihn fasziniert die Geschichte der Festung, die anno 1250 von Walter I. von Geroldseck erbaut wurde. Unsere Redaktion hat die Burg mit Ringwald besucht, um von ihm etwas über das Wahrzeichen unserer Region zu erfahren, was vielleicht noch nicht jeder weiß.

Weshalb hat der Burgweg eine Linkskurve?

Unterhalb des historischen Gemäuers knickt der Weg hinauf nach links ab – damit mögliche Angreifer den Armbrustschützen auf der Burg ihre ungeschützte rechte Körperseite darboten. Ihr Schild hielten Ritter nämlich in der linken Hand, das Schwert in der rechten. Aus demselben Grund wurden die Wendeltreppen in den beiden Palas-Gebäuden im Uhrzeigersinn angelegt – so blieben Angreifer, die von unten kamen, mit den Schwert an der Wand hängen, während die Verteidiger von oben mit ihrer Waffe gut ausholen konnten.

Was hat es mit dem Gerücht eines Geheimgangs auf sich?

Glaubt man den deutschen Burgensagen, dann hat es unter den historischen Gemäuern von Geheimgängen nur so gewimmelt. Allerdings hat man bislang nur wenige Geheimtunnel gefunden – bei der Hohengeroldseck gibt’s keine Spur davon, auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig hält. Die meisten angeblichen Geheimgänge bei Burgen sind Erfindungen, betont Ringwald – das sei auch hier der Fall. Befeuert worden sei das Gerücht, da manche Berge in der Nähe "durchlöchert wie Schweizer Käse" seien. Bergbau habe man im Mittelalter zwar betrieben, Geheimgänge seien dagegen eher weniger gebuddelt worden. "Es gab damals noch keinen Herrenknecht", so Ringwald.

Wie konnte dann aber der Brunnen in den Fels getrieben werden?

Als der Brunnen auf der Geroldseck anno 1882 freigelegt wurde, ist festgestellt worden, dass er einst 65 Meter tief war. Doch wie konnte man im Mittelalter so ein tiefes Loch in den Felsen graben? Die Brunnenbauer bedienten sich laut Ringwald eines Tricks, entzündeten immer wieder Feuer im Schacht, das sie mit kaltem Wasser löschten. Durch den Temperatursturz wurde der Fels porös und konnte abgeräumt werden. Es muss eine elende Knochenarbeit gewesen sein, die immer mühseliger wurde, je tiefer die Arbeiter kamen. Damit sie atmen konnten, wurde der Schacht mit einer Holzwand geteilt – auf einer Seite wurde gezündelt, während sich auf der anderen Seite die Brunnenbauer aufhielten. Heute ist der Schacht nur noch 30 Meter tief – die Folge davon, dass Besucher immer wieder Steine hinabgeworfen haben.

Welche architektonische Besonderheit gibt es?

Die Geroldseck hat keinen Bergfried. So nennt man den Wehrturm, über den fast alle anderen Burgen verfügten – bei Belagerungen war es der letzte Zufluchtsort. Stattdessen wurde die Geroldseck als "Mehrfamilienburg" erbaut, in der vermutlich 50 bis 60 Menschen lebten.

Was für Menschen waren die Geroldsecker?

Nicht jeden aus dem Herrschergeschlecht muss man sich als edlen Ritter vorstellen. Denn als bei Prinzbach immer weniger Silber abgebaut wurde und damit ihre Haupteinnahmequelle versiegte, verlegten sich spätere Generationen der Gerolds-ecker auf Raubrittertum, Entführungen und Piraterie (auf dem Rhein). Der letzte Geroldsecker, Jakob, starb 1634.

Und wie sind die heutigen Eigentümer so?

Die Freiherren von der Leyen erhielten die Burg 1692 als Reichslehen – ihre Nachfahren sind heute Eigentümer. Es sind Prinzessin Elisabeth und Philipp Erwein Prinz von der Leyen und zu Hohengerolds-eck. Josef Ringwald besuchte das adelige Paar – das mit Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission, nicht verwandt ist – vor vier Jahren. Sein Eindruck: "Das sind sehr nette Menschen." Allerdings seien die von der Leyens mit dem Unterhalt ihres Wohnschlosses in Waal bei Landsberg am Lech finanziell ausgelastet. Die Sanierung der Hohengeroldseck habe daher der Burgverein übernommen.

Wann wird das Gefängnis der Burg gezeigt?

Bei seinen Sanierungsarbeiten hat der Burgverein auch den Kerker freigelegt, ein dreieinhalb Meter tiefes und viereinhalb Meter breites Gewölbe, in das die bedauernswerten Gefangenen durch ein 65 Zentimeter breites "Angstloch" an einem Strick hinabgelassen wurden. Ringwald würde den Raum gern der Öffentlichkeit zeigen, doch dazu bräuchte es einen Sponsor, der eine begehbare Plexiglasscheibe oder ein Gitter sowie elektrische Leitungen (zur Beleuchtung des früheren Verlieses) finanziert.

Welche Gefahr droht der Burg heute?

Nach ihrer Zerstörung durch Truppen Ludwig XIV. anno 1689 wurde die Burg zum Steinbruch. Nun, Häuslebauer bedienen sich dort mittlerweile nicht mehr. Die größte Gefahr droht heute vielmehr durch Blitzeinschläge, denn die Burg ist extrem exponiert. Vermutlich wird sie mehrmals im Jahr vom Blitz getroffen, eine Ableitungsanlage verhindert Schlimmeres. So eine Einrichtung gab es 1390 noch nicht, damals verursachte ein Blitzeinschlag große Schäden. Doch die Gerolds-eck wurde wieder aufgebaut.

Der 1958 "Verein zur Erhaltung der Burgruine Hohengeroldseck" hat sich um das historische Gemäuer mehr als verdient gemacht. Der Burgverein hat die Burg in insgesamt vier Bauabschnitten saniert. Die Arbeiten kosteten 846 000 Euro, wobei der Verein einen Eigenanteil von 181 000 Euro beisteuerte. Der Rest waren Zuschüsse.