Im Pflegeheim Sankt Hildegard in Seelbach sind fünf Bewohner an Corona erkrankt. Zwei von ihnen sind der Lungenkrankheit erlegen. Foto: Kiryakova Foto: Lahrer Zeitung

Corona: In dem Pflegeheim sind mittlerweile 19 Mitarbeiter positiv getestet worden / Erkrankte Bewohnerin wird isoliert

Die traurigen Nachrichten aus Sankt Hildegard reißen nicht ab. Am Freitag ist ein zweiter Bewohner an Corona gestorben, außerdem wurden weitere Mitarbeiter positiv getestet. Interims-Heimleiter Rainer Kollmer sagt, wie es in dem Haus weitergeht.

Seelbach. Der Bewohner war am 28. März ins Klinikum verlegt worden, wo das Coronavirus festgestellt wurde, gestern erlag er nun der Lungenkrankheit. Insgesamt fünf Bewohner des Caritashauses steckten sich mit Corona an, von denen zwei nicht überlebt haben. Den ersten Todesfall hatte es in der Vorwoche gegeben (wir berichteten).

Zwei Bewohner mit Corona werden zurzeit im Krankenhaus behandelt, eine am Virus erkrankte Seniorin befindet sich noch im Caritashaus. "Sie hat leichte Symptome, es geht ihr den Umständen entsprechend gut", teilt Kollmer mit. Man stehe in Kontakt zum Hausarzt der Frau. Sollte sich ihr Zustand deutlich verschlechtern, werde sie ins Krankenhaus verlegt.

Die Seniorin mit Corona führt Videotelefonate mit ihrer Enkelin, im Heim wird sie aber von den anderen abgeschirmt. Pflegekräfte betreten ihr Zimmer ausschließlich in voller Schutzmontur – mit Kittel, Handschuhen, Mund- und Nasenschutz sowie Schutzbrille. Beim Verlassen des Zimmers wird die komplette Ausrüstung entsorgt und danach nicht mehr wiederverwendet, so Kollmer. Er versichert, dass alles getan werde, damit sich das Virus nicht verbreitet.

Das Haus ist durch Corona personell arg gebeutelt, mittlerweile sind 19 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen positiv auf das Virus getestet worden und befinden sich in häuslicher Quarantäne oder ärztlicher Behandlung.

Die Personallücken hat der Caritasverband Lahr mit Kräften aus seinen anderen Heimen geschlossen – auch Kollmer ist als Krankenvertretung in Sankt Hildegard tätig. Eine der größten Herausforderungen sei die Gestaltung des Dienstplans, sagt er. Doch trotz der Ausfälle sei es gelungen, sämtliche Dienste zu besetzen. In der Belegschaft habe sich trotz der schwierigen Umstände ein Teamgeist entwickelt.

Nach Auskunft von Mirko Poetzsch aus dem Vorstand des Lahrer Caritasverbands ist es nicht mehr nachvollziehbar, wie Corona in das Haus gekommen ist (wir haben berichtet). Die Mitarbeiter, bei denen das Virus in den vergangenen Tagen nachgewiesen worden ist, müssen sich schon vor Wochen angesteckt haben, stellt Kollmer fest. Man unternehme alles, damit die Infektionskette unterbrochen wird: Jeder im Haus trage Schutzmasken; die Mitarbeiter seien von der Betriebsärztin informiert worden, wie sie sich vor Ansteckung schützen. Überhaupt seien die Hygienestandards hoch.

Kollmer verhehlt nicht, dass die Beschäftigten sich auch Sorgen machen – doch sie hätten Ansprechpartner in der Heimleitung, um darüber zu reden. Auch die Angehörigen der Bewohner werden gut informiert, so Kollmer, der außerdem die offene Informationspolitik des Lahrer Caritasverbands hervorhebt. Man verschweige nichts.

Mitarbeiterinnen kehren am Montag zum Dienst zurück, nachdem sie vollständig genesen sind

Die 45 Heimbewohner werden voneinander isoliert, sie speisen allein in ihren Zimmern. "Es ist ein bedrückendes Gefühl. Sonst sieht man Senioren auf den Gängen oder in den Gemeinschaftsräumen, jetzt nicht mehr", räumt Kollmer ein. Doch so belastend die Maßnahmen des Infektionsschutzes auch seien – die Bewohner hätten Verständnis dafür.

Ein Angebot, das sehr gut ankommt, seien die Videotelefonate per Skype. "Manche Bewohner sind zu Tränen gerührt, wenn sie ihre Angehören auf diese Weise sehen können", so Kollmer. Er ist auch dankbar, dass zwei Mitarbeiterinnen der Seelbacher Dorfhelferinnen täglich vorbeikommen und sich Zeit für Gespräche mit den Bewohnern nehmen, die auch an die frische Luft können. Auf Besuche ihrer Familienmitglieder müssen sie – wie alle anderen Pflegeheimbewohner im Land – seit mehr als drei Wochen verzichten.

Und wie geht es weiter? Rainer Kollmer beantwortet die Frage vorsichtig, sagt: "Es ist noch nicht überstanden." Doch es gebe auch Lichtblicke: In der kommenden Woche würden vier Mitarbeiterinnen von Sankt Hildegard wieder zum Dienst antreten, nachdem sie von einer Corona-Infektion vollständig genesen sind.

Mirko Poetzsch aus dem Vorstand der Lahrer Caritas teilte der Presse am Freitag den zweiten Todesfall und die weiteren positiven Testergebnisse bei Mitarbeitern von Sankt Hildegard mit. Doch er hatte auch gute Nachrichten: In den übrigen drei Heimen der Lahrer Caritas gebe es nach wie vor keinen Corona-Fall, weder bei Bewohnern noch bei der Belegschaft.