Pascal Weber an seinem Lieblingsplatz in Seelbach: Er habe immer ein besonderes Gefühl, wenn er auf der Bühne der Freilichtspiele im Klostergarten stehe oder daran vorbeigehe. Foto: Weber

Pascal Weber studierte an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl.

Die Zeit von Pascal Weber als Seelbacher Hauptamtsleiter ist fast vorbei. Am 5. Dezember wird er als neuer Ringsheimer Bürgermeister vereidigt. Im Gespräch blickt er zurück auf seine neun Jahre in Seelbach.

Der letzte Tag des Katharinenmarkts am Montag ist zugleich ihr letzter Arbeitstag als Hauptamtsleiter: Haben Sie die Taschentücher schon eingepackt?

Es ist noch etwas surreal, aber der Tag rückt näher. Aber für mich ist das kein "Tag des Taschentuchs", sondern ein Tag der Freude. Natürlich fällt mir der Abschied schwer. Aber ich werde nochmal viele Menschen sehen, beim Wurstessen Bier zapfen und feiern, auch mit Kollegen, wenn wir traditionell nochmal über den Markt schlendern. Die Taschentücher werde ich nicht brauchen.

Der Katharinenmarkt gehört wie die Kulturtage oder die Freilichtspiele zu den kulturellen Aushängeschildern Seelbachs, die Ihnen besonders am Herzen liegen. Wie geht es damit weiter?

Ich glaube, ich hinterlasse ein gut bestelltes Feld. Mein Nachfolger wird eine gute Basis vorfinden. Vieles ist vorbereitet. Mein Nachfolger wird schauen können, was er selbst verändern will. Die Freilichtspiele oder Kulturtage sind ja nicht abhängig von Pascal Weber, sondern von den Besuchern und von den Künstlern. Und da haben wir es geschafft, eine Marke zu entwickeln. Ich bin mir sicher, das wird weiter laufen und der Erfolg wird bleiben. Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn meine "Babys" auch weiter wachsen.

Haben Sie für ihre Zeit als Bürgermeister von Ringsheim auch schon neue Kultur-"Babys" im Hinterkopf?

In Ringsheim gibt es ja schon einen sehr lebendigen Kulturkreis, den Heinrich Dixa als Vorsitzender auch weiterführen wird. Da möchte ich ihn auch weiter unterstützen. Außerdem: Eine Kopie ist nie so gut wie das Original. Ich werde sicher nicht versuchen, die Freilichtspiele an den Kahlenberg zu bringen. So etwas muss vor Ort entstehen. Gibt es da Bewegung, gibt es bürgerschaftliches Engagement? Dann kann etwas entstehen. Künstlich kann nichts erzwungen werden. Das wäre falsch. Ob ich meine kulturelle Fachkompetenz einbringen kann, wird sich zeigen. Derzeit gibt es in Ringsheim andere Themen, die Vorrang haben.

Was war Ihre größte Herausforderung in neun Jahren Seelbach?

Die größte Herausforderung habe ich immer darin gesehen, die Gemeinde in meinem Zuständigkeitsbereich und gemeinsam mit dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und den anderen Amtsleitern weiter zu entwickeln und attraktiver zu machen. Rathäuser sind Dienstleistungsunternehmen, die sich für die Bürger auch so anfühlen sollten. Dabei ist es wichtig, die Bürger mitzunehmen auf diesem Weg. Sie sollen sehen: Es bewegt sich etwas in unserer Gemeinde.

An welche Entwicklungen denken Sie dabei, worauf sind Sie stolz?

Vor allem auf drei Dinge. Erstens auf die Entwicklung Seelbachs im Bereich Tourismus. Vor neun Jahren waren die Übernachtungszahlen bei etwa 120 000. Jetzt sind wir bei etwa 150 000. Das ist der Verdienst der Vermieter und von unserem Marketing. Besonders stolz bin ich außerdem auf die Freilichtspiele, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Als ich kam, lagen die Zuschauerzahlen bei rund 1000 bis 1200. Jetzt sind die Aufführungen fast konstant ausverkauft: 2400 Zuschauer. Und wir haben eine schwarze Null für die Gemeinde, das ist ungewöhnlich im Kulturbereich.

Was ist der dritte Punkt?

Der begegnet mir jeden Tag mit Lächeln und Freude, wenn ich in der Mensa der Schule essen gehe, die ja zum Schulkonzept mit Ganztagsbetreuung gehört. Ich bin stolz darauf, was wir da erreicht haben. Die Ganztagsbetreuung wird total gut angenommen. Vor neun Jahren haben wir von zehn bis 15 Kindern gesprochen. Jetzt haben wir an die 90: eine wahnsinnige Entwicklung. Es macht mich glücklich, wenn ich die zufriedenen Schüler dort sehe.

Wo sehen Sie noch Potenzial für Seelbach?

Es wird weiter darum gehen, Seelbach modern und attraktiv zu halten. In den kommenden fünf Jahren wird sich da ja im Ortskern viel tun mit dem Umbau des Rathauses, auf dem Löffler-Areal, die Straßenumgestaltung. Das sind ja dicke Klopper. Das wird eine Herausforderung sein. Im Kleinen geht es darum, den Service für den Bürger zum Beispiel mit Online-Diensten weiter zu verbessern. Seelbach ist insgesamt auf einem richtig guten Weg.

Gibt es Parallelen zwischen Seelbach und Ringsheim?

Bei beiden Gemeinden geht es darum, mit der Innovationskraft der Städte mithalten zu können. Viele reden davon, dass der ländliche Raum abgehängt wird, bei der Internetversorgung oder bei Arbeitsplätzen oder Infrastruktur. Da müssen wir uns als Gemeinden behaupten, das gilt für Seelbach wie für Ringsheim.

Thomas Schäfer ist ein enger Vertrauter von Ihnen. Werden Sie ihn ab und an um Rat fragen?

Erstmal muss ich mich alleine durchkämpfen. Aber natürlich hat mir Herr Schäfer das angeboten, und ich werde bestimmt auch mal auf ihn zukommen, damit wir uns austauschen können.

Erinnern Sie sich an eine lustige Anekdote aus den vergangenen neun Jahren?

Als "Hamlet" bei den Freilichtspielen gegeben wurde, hat mir die Intendantin eine Woche vor der Premiere gesagt, dass sie für das Bühnenbild vier Särge benötigt. Ich war kurz erstaunt, habe dann aber gesagt: "Ich besorg dir die Särge!" Dann habe ich beim Bestatter angerufen und gesagt: "Ich brauche vier Särge." Der hat erstmal gelacht. Wir haben es letztlich geschafft, in Kappel-Grafenhausen immerhin zwei oder drei Särge aufzutreiben. Das hätte ich niemals gedacht, dass ich als Hauptamtsleiter einmal Särge organisieren muss.

Was ist ihr Lieblingsort in Seelbach?

Es gibt viele richtig schöne Plätze in Seelbach. Der Wanderweg im Litschental gehört zum Beispiel dazu. Aber besonders wichtig für mich ist einfach die Bühne der Freilichtspiele. Dort habe ich immer ein besonderes Gefühl, wenn ich dort bin oder an ihr vorbei gehe.

INFO

Zur Person

Pascal Weber studierte an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Nach seinem Diplom arbeitete er zunächst in der Stabsstelle des Freiburger OB. Nach zwei Jahren wechselte er ins Haupt- und Personalamt der Stadt Lahr, bevor er 2008 zum Hauptamtsleiter in Seelbach berufen wurde. Am 8. Oktober wurde er zum neuen Bürgermeister in Ringsheim gewählt. Der 40-Jährige lebt mit seiner Frau Tina, die er 2004 geheiratet hat, in Mahlberg.