Quelle: Unbekannt

Thomas Schäfer, der aus Ubstadt-Weiher (Kreis Karlsruhe) stammt, ist seit 2007

Thomas Schäfer, der aus Ubstadt-Weiher (Kreis Karlsruhe) stammt, ist seit 2007 Bürgermeister in Seelbach. Als Kandidat von außerhalb setzte sich der damals 43-Jährige im ersten Wahlgang gegen vier Konkurrenten durch. Seine Wiederwahl 2015 gegen einen Mitbewerber der Nein-Idee war praktisch nur Formsache. Kennengelernt hatte der Nordbadener Seelbach bei einem Besuch des Katharinenmarkts im Jahr vor seiner ersten Wahl. Als er die Atmosphäre erlebte, sei ihm schnell klar geworden, dass er sich in dieser Gemeinde bewerben will. Eines seiner aktuell wichtigsten politischen Ziele ist die Sanierung des Ortskerns, den der Bürgermeister stärken und mit Leben füllen will. Schäfer (CDU) ist mit seiner Frau Siegrid verheiratet, mit der er zwei Kinder hat, Johanna (18) und Eva (16).

Thomas Schäfer hat eine Ausnahmestellung unter den hiesigen Bürgermeistern: Der Seelbacher Rathauschef trägt Bart. Einen zweifarbigen, gepflegten Spitzbart, am Kinn weiß, seitlich braun-grau. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt der 55-Jährige, wie seine Mitmenschen auf den Bart reagieren, wie er ihn pflegt und ob sein Bart die nächste Bürgermeisterwahl in Seelbach überleben wird.

Herr Schäfer, im Internet ist zu lesen, dass Bärte durch Hipster eine Renaissance erleben, also durch extravagante Menschen aus den Bereichen Musik, Kunst und Mode. Sind Sie ein Anhänger dieser Subkultur, sind Sie ein Hipster?

Bestimmt nicht, mein Bart ist nicht Ausdruck einer Mode.

Wann hatten sie das letzte Mal ein glattrasiertes Gesicht?

Im August 2018. Ich hatte damals Urlaub und habe mich nicht rasiert. Mir persönlich hat es gefallen. Meine Töchter haben dann zu mir gesagt, dass ich zum Barber gehen und mir den Bart in Form bringen lassen soll, damit er nicht ganz wild ist. Dem Rat bin ich gern gefolgt. Am Anfang war es nicht ganz leicht, der Bart hat gejuckt, aber man gewöhnt sich dran.

Auf dem Burgfest in diesem Jahr haben Sie mit Bart und Kettenhemd wie ein Bilderbuch-Ritter ausgesehen. Tragen Sie einen Bart, weil Sie eine Vorliebe für das Mittelalter haben?

Es hat schon damit zu tun, dass ich mich der Burg sehr verbunden fühle und intensiv mit dieser Epoche beschäftige, auch viel darüber lese. Ich bin ja auch Vorsitzender des Burgvereins.

Wie lang ist Ihr Bart eigentlich?

Nachgemessen habe ich noch nicht, ich würde aber sagen, so um die fünf Zentimeter. Das variiert natürlich auch. So alle zwei Monate gehe ich zum Barbershop in Friesenheim und lasse mir Haare und Bart schneiden. Das dauert ein bis eineinhalb Stunden, in denen man sich auch ein wenig erholen kann.

Wie pflegen Sie Ihren Bart?

Morgens im Bad brauche ich länger als früher. Wie die Haare wird auch der Bart gewaschen, mit einem speziellen Shampoo. Das gehört täglich dazu. Dann bringe ich den Bart in Form, indem ich die Konturen nachschneide. Ich habe nicht die Anspruch, mir einen ganz langen Bart wachsen zu lassen.

Haben Sie Ihre Frau um Erlaubnis gefragt, ehe Sie Bartträger wurden?

Es war schon meine Entscheidung. Mein Frau akzeptiert es, aber ihr würde es besser gefallen, wenn ich glatt rasiert wäre. Das sagen auch viele andere in Seelbach.

Was bekommen sie da zu hören?

Naja, Bürger haben zu mir gesagt, dass ich den Bart wegmachen soll. Das ist mehrmals vorgekommen.

Und was erwidern Sie dann?

Dass ich zu meinem Bart stehe und mich durch ihn als Mensch nicht verändert habe.

Was ist das Nervigste, was je über ihren Bart gesagt worden ist?

Nervig ist höchstens das Verlangen, dass ein Bürgermeister so und so auszusehen hat. Dass uns nicht gestattet sein soll, darüber selbst zu entscheiden. Diese Meinung stört mich aber auch nicht nachhaltig.

Hat auch schon mal jemand bemerkt, dass der Bart klasse ist?

Meine Kinder haben gesagt, "das sieht toll aus, Papa". Sonst sind die Kritiker aber in der Überzahl. Vermutlich haben die Menschen das Bild, dass ein Bürgermeister glattrasiert zu sein hat, weil man dann auch jünger wirkt. Dabei bin ich nicht der einzige, der Oberbürgermeister von Rostock, ein Däne, hat einen Bart wie ein Wikinger.

Verhaltensforscher haben festgestellt, dass die Menschen mit Bartträgern bestimmte Eigenschaften verbinden. Lassen Sie uns das doch mal durchgehen, um zu gucken, was auf Sie zutrifft.

Bitte sehr.

Viele Menschen halten Bartträger für wütender und aggressiver als Glattrasierte.

(lacht). Ja, im Kinderfilm "Wickie und die starken Männer" regt sich der Vater mit seinem Bart wirklich oft auf. Ich bin da aber schon anders.

Verhaltensforscher sagen auch, dass ein Bartträger die Aufmerksamkeit auf seiner Seite hat, wenn er einen Raum betritt, weil er das gewisse Etwas hat.

Das trifft zu, das spüre ich so auch. Man wird anders wahrgenommen, wenn man einen Bart hat. Man sticht aus der Masse heraus. Am Anfang habe ich es auch erlebt, dass ich zum Teil nicht erkannt worden bin. Es ist passiert, dass Menschen neben mir standen und dann plötzlich erstaunt festgestellt haben: "ach Gott, Sie sind es ja, Herr Schäfer". Mich hat das sehr überrascht, dass manche, darunter auch Bürgermeisterkollegen, erst auf den zweiten Blick gemerkt haben, wer ich bin.

Ist das der Grund für Ihren Bart, dass Sie aus der Masse herausstechen wollen?

Das mag schon sein, jeder will individuell sein. Warum auch nicht? Das heißt aber nicht, dass ich mich von anderen total abheben will. Ich trage den Bart auch nicht, weil ich provozieren will, sondern weil er momentan zu mir passt. Mehr auch nicht.

Zurück zur Verhaltensforschung. Die hat festgestellt, dass ein Bart Disziplin, Selbstvertrauen und Macht repräsentiert. Erkennen Sie sich da wieder?

Disziplin braucht man in jedem Beruf. Und ohne Selbstvertrauen wäre ich nicht Bürgermeister geworden. Aber Macht? Bürgermeister haben eine Scharnierfunktion zwischen Bürgern, Gemeinderat und Verwaltung. Meine Aufgabe ist es, zu dienen. Mein Bart ist ganz sicher kein Symbol für Macht.

Markus Ibert, jahrelang Träger eines Dreitagebarts, hat sich glattrasiert, als er für den OB-Posten in Lahr kandidierte. Kommt Ihr Bart vor der nächsten Bürgermeisterwahl in Seelbach Ende 2023 auch ab?

Es kann sogar sein, dass der Bart nächstes Jahr schon wieder weg ist. Genauso, wie ich ihn habe wachsen lassen, nehme ich es mir auch heraus, ihn wieder abzurasieren. Aber das hätte dann ganz bestimmt nichts mit einer Wahl zu tun. Ich bin ich, und ich mache mein Aussehen nicht davon abhängig, ob ich damit Wählerstimmen bekomme.   Fragen: Herbert Schabel