Geschäftsführer Michael Nölle zeigt hier das Bedienfeld für die Mittelkonsole des Porsche Panamera, ein Produkt von New Albea. Das Unternehmen hat jetzt eine neue Technologie entwickelt, die den sicheren Anschluss von Heizfolien ermöglicht, etwa in Elektroautos. Quelle: Unbekannt

New Albea entwickelt Heizfolien für Elektrofahrzeuge. Kunden sind BMW und Mercedes.

Seelbach - Die führenden deutschen Automobil-Hersteller sind bereits Kunden von New Albea. Jetzt hat der Seelbacher Kunststoffspezialist eine neue Technologie entwickelt, die beim autonomen Fahren und in Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen soll.

Geschäftsführer Michael Nölle schwärmte gegenüber der Presse vom "weltweitem Potenzial" der neuen Technik. Ausgetüftelt worden ist sie in der dreiköpfigen Entwicklungsabteilung des Spezialisten für Kunststofftechnik und Kunststoffbeschichtung.

 Worum geht es?

Um die Funktionssicherheit beim autonomen Fahren zu gewährleisten, müssen Flächen, hinter denen wichtige Sensoren verbaut sind, im Winter eisfrei bleiben. Sie müssen also beheizt werden – und hier kommt die Entwicklung aus Seelbach ins Spiel. New Albea hat ein Heizmodul auf den Markt gebracht, mit dem sich dreidimensionale Konturen beheizen lassen, ohne dass zum Beispiel das Radarsignal für die Abstandsmessung gestört wird.

Technik steckt hinter dem Mercedes-Stern

Das Modul wird etwa hinter der Niere des BMW i20 verbaut, ein Elektroauto, das 2022 auf den Markt kommen soll. Hinter dem "Stern" auf dem Kühlergrill mehrerer herkömmlich betriebener Mercedes-Benz-Modelle wird die Technologie bereits erfolgreich eingesetzt. Auch zur Temperierung des Innenraums kann sie beitragen, wie Nölle verdeutlichte: Da im Elektroauto Motorwärme zur Beheizung fehle, könne die New-Albea-Heizfolie genutzt werden, um Interieurflächen wie Armlehnen oder Türverkleidungen zu erwärmen.

Bei einem Rundgang durch den Betrieb machte Nölle vor einer Maschine Halt, die Heizdrähte auf Folien aufbringt. Dabei zeigte er einen Heizdraht, bei dem der Berichterstatter ganz genau hinsehen musste, um ihn zu erkennen. Denn er ist dünner als ein menschliches Haar.

Die eigentliche Neuheit bei dem innovativen Heizmodul made in Seelbach ist die Kontakt- beziehungsweise Steckerlösung, mit der die in Kunststoff eingebetteten, leitfähigen Drähte oder gedruckten Bahnen angeschlossen werden. Dafür läuft gerade das Patentierungsverfahren. Auch die Chinesen interessieren sich für die Technologie, man werde das Knowhow allerdings nicht herausrücken, versprach Nölle.  

Größtes Investitionsprogramm der Firmengeschichte:

Mit dieser Technik verknüpft New Albea große Hoffungen. Für 1,5 Millionen Euro baut das Unternehmen ein neues Geschäftsfeld "Heizmodul" auf. Dafür werden Fertigungsanlagen modernisiert, Prozesse automatisiert, Mitarbeiter qualifiziert oder neue Leute eingestellt. Außerdem kauft das Unternehmen eine neue Hochdruckverformanlage für 700 000 bis 800 000 Euro: Das Beste vom Besten, was der Markt hergibt, so Nölle. Damit können Folien so verformt und angepasst werden, wie der Kunde es wünscht.

 Namhafte Kunden:

New-Albea-Bauteile werden bei namhaften Unternehmen eingesetzt, zum Beispiel in Haushaltsgeräten von Miele oder Bosch-Siemens, aber auch bei Herstellern aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik. Hauptabnehmer sind Premium-Hersteller aus der Automobilindustrie, etwa Mercedes Benz oder Porsche. Für den Porsche Panamera fertigt man zum Beispiel berührungsempfindliche Bedienfelder, die in der Mittelkonsole verbaut werden.

Das ist das Unternehmen

Die aktuelle Debatte um Klimaziele und SUVs schreckt Michael Nölle nicht. "Mobilität wird es immer geben", ist der New-Albea-Geschäftsführer überzeugt. Er sieht das Seelbacher Unternehmen mit seinen High-End-Kunststoffkomponenten für die Zukunft gut aufgestellt, da der Trend beim Auto-Interieur zum anspruchsvollen Oberflächendesign gehe.