Am Geroldsecker Bildungszentrum hat am Montag der Unterricht wieder begonnen. Foto: Kiryakova

Corona: Schüler am Bildungszentrum haben sich mit der neuen Situation arrangiert

Seelbach - Für die Abschlussklassen hat am Geroldsecker Bildungszentrum der Unterricht wieder begonnen. Die Schüler müssen allerdings Vorschriften einhalten, selbst der Toilettengang ist reglementiert.

So waren die ersten Tage nach sieben Wochen Schulschließung 

Sieben Wochen lang haben sich die Jugendlichen nicht gesehen. Wie die ersten beiden Tage verlaufen sind, welche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen ergriffen wurden und was das alles für Schüler und Lehrer bedeutet, darüber hat Rektor Daniel Janka mit unserer Redaktion gesprochen.

Wie ist der Schulbetrieb jetzt organisiert?

Nur die neunten und zehnten Klassen der Realschule und Werkrealschule dürfen wieder im Bildungszentrum erscheinen – 170 von 670 Schülern. Einige von ihnen haben bereits in zwei Wochen Abschlussprüfungen, andere im Juni.

Janka ist überzeugt, dass die Schüler darauf gut vorbereitet sind; der Online-Unterricht habe funktioniert.

Die restlichen 500 Schüler des Geroldsecker Bildungszentrums, darunter alle Grundschüler, werden dagegen weiterhin online unterrichtet. Es ist völlig offen, wann auch sie in den Präsenz-Unterricht zurückkehren dürfen.

Was sagt der Rektor?

Janka ist natürlich froh, dass es wieder losgeht, bei allen Bemühungen im Homeschooling sei der direkte Kontakt zwischen Lehrern und Schülern einfach besser.

Auf die Frage, ob die Schüler sich an die Anordnungen halten, zieht er ein erstes positives Fazit: Fast alle seien einsichtig, zum Beispiel, wenn es um das Aufsetzen einer Schutzmaske geht, Pflicht für alle, sobald sie ein Klassenzimmer verlassen.

"Zu 99 Prozent" werde diese Bedingung erfüllt, konstatiert der Rektor erfreut. Im Unterricht brauchen die Schüler die Masken nicht überzuziehen, denn die Tische sind voneinander weggerückt worden, sodass die Jugendlichen sich nicht gegenseitig anstecken können.

Wie läuft der Unterricht jetzt?

Im Prinzip wie bisher, nur dass die Klassen geteilt worden sind. Die neuen Gruppen bestehen nur noch aus jeweils zwölf Schülern – so können die Jugendlichen einen Sicherheitsabstand zueinander einhalten.

Da vor die Lehrerpulte Plexiglasscheiben montiert worden sind, können auch die Pädagogen nicht mit Corona infiziert werden. Unterrichtet werden die Schüler im Zwei-Schicht-System.

Die ersten haben von 7.30 bis 11.30 Schule, während von 11.30 bis 15.30 Uhr dann andere Klassen dran sind. Janka ist froh, dass am Montag alle auf Anhieb ihre teils neuen Klassenzimmer gefunden haben.

Zur großen Pause dürfen die Schüler auf dem Hof frische Luft schnappen, müssen sich aber zuvor am Waschbecken in ihren Klassenzimmern die Hände waschen. Auf dem Hof sind sie dann wiederum angewiesen, Abstand zueinander zu halten.

Was hat sich sonst geändert?

Der Schulalltag ist jetzt so organisiert, dass das Coronavirus nicht verbreitet werden kann, sollte ein Schüler oder Lehrer es mitbringen. Die Schüler werden auf Schildern angewiesen, im Gang auf der rechten Seite zu gehen und ausreichend Abstand zum Vordermann zu halten.

Auch beim Toilettengang heißt es: Sicherheit zuerst. So dürfen nur zwei Schüler gleichzeitig eine Toilettenanlage betreten, die eigentlich fünf Kabinen hat.

In den Pausen wird eigens eine Lehrkraft eingesetzt, die als Aufsicht darüber wacht, dass diese Vorschrift eingehalten wird und kein unkontrollierter Ansturm aufs stille Örtchen einsetzt.

Wie ist jetzt die Atmosphäre an der Schule?

Janka hat eine eher "defensive Stimmung" unter den Schülern ausgemacht. Sie wirken auf ihn "ruhiger und bedrückter" als sonst – Auswirkungen der ungewöhnlichen Situation.

Wir haben uns auch unter den Jugendlichen umgehört, die am Dienstag gerade Schulschluss haben.

Giuliano Antonacci, Zehntklässler aus der Werkrealschule, kann den Neuerungen sogar etwas Positives abgewinnen: "Der Unterricht jetzt in kleinen Gruppen ist viel angenehmer und auch ruhiger. Die Lehrer nehmen sich mehr Zeit für jeden Einzelnen und erklären besser."

Geteile Meinungen bei den Schülern 

Auch Leon Banzimir, ebenfalls aus der zehnten Klasse der Werkrealschule, hat sich mit den Gegebenheiten arrangiert: "Ich sehe keinen großen Unterschied. Das Tragen der Maske ist in Ordnung und nicht so schlimm."

Dagegen ist Tanere Hosseini aus der 9a der Werkrealschule der alte Modus lieber: "Ich finde den Unterricht jetzt etwas komisch und bin traurig, weil ich nicht neben meinen Freundinnen sitzen darf." Mit der Maske habe sie kein Problem, da sie Sanitätsassistentin sei.

Und wie geht es den Lehrern?

Janka lobt das Engagement des Kollegiums, sagt, dass alle mitziehen. Dabei sei die Situation auch für die Lehrer ungewohnt und durchaus eine Belastung: Außer dem Präsenz-Unterricht unter neuen Bedingungen müssten sie weiter den Online-Unterricht für die Jüngeren betreuen.

Einen neuen Dienstplan habe es auch gebraucht, da Klassen geteilt worden sind und jetzt parallel unterrichtet werden.

Janka spricht von einer "Herausforderung", das alles so hinzukriegen, zumal jeder zehnte der insgesamt 60 Lehrer zu einer Corona-Risikogruppe gehört und daher vom Unterricht befreit worden ist. Die neuen Aufgaben muss somit ein kleineres Team stemmen.

Und was ist mit den Jüngsten?

Für die Grundschüler ist der Neustart des Präsenzunterrichts noch fern. Eine Tatsache, die Daniel Janka bedauert – er ist überzeugt, dass gerade auch den Jüngsten die Rückkehr ans Bildungszentrum guttun würde.

"Die Kinder brauchen andere Kinder", sagt der Rektor – und verweist außerdem darauf, dass Online-Unterricht gerade für Grundschüler nicht die beste Lösung ist, da sie eher die direkte Ansprache eines Pädagogen brauchen würden.