Alexander Weber beliefert in der Corona-Krise Menschen, die selbst nicht mehr das Haus verlassen können oder dürfen. Foto: Axel Dach

Corona: Metzgermeister Alexander Weber spricht über Auswirkungen der Krise auf sein Catering-Geschäft in Seelbach

Seelbach - Die Corona-Krise stellt fast alle Betriebe vom Einzelhandel bis zur Gastronmie vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen. Auch Metzgermeister Alexander Weber und Teile seiner Belegschaft sind davon betroffen. Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung erzählt er von systemrelevanten Berufen, einer Whatsapp-Gruppe für Metzger sowie über den Umgang mit der Krise.

Herr Weber, wie hart treffen Sie die Einschränkungen?

Am stärksten betroffen ist unser Catering mit dem Festsaal "Alte Fabrik", ebenso wie alle anderen Bereiche des Partyservices sowie der Außer- Haus- Verpflegung und somit auch das gesamte Küchenteam. Viele Aushilfen müssen zu Hause bleiben. In diesen Abteilungen sind wir seit April in Kurzarbeit.

Es trifft uns hart, aber es gibt so viele andere Gewerke, die gar keine Existenzgrundlage mehr haben, da möchte ich nicht nur jammern.

Womit machen Sie sich und anderen Mut?

Mit der Hoffnung und dem Glauben, dass die getroffenen Maßnahmen helfen und dass allen Patienten die beste medizinische Behandlung zukommt. Das sollte Motivation genug sein, die Regeln einzuhalten. Ich mache mir Mut, indem ich dankbar bin, das Verkaufsgeschäft, also meine Metzgerei, geöffnet haben zu dürfen, um somit unsere Existenzgrundlage zu sichern.

Haben Sie Tipps und Anregungen für andere Betroffene?

Wir Metzger tauschen uns unter anderem über Facebook und Whatsapp-Gruppen aus. Das hilft schnellere Lösungsansätze für das Tagesgeschäft zu finden, da alle mit der gleichen Problematik beschäftigt sind.

Und dann sollte man nach Feierabend auch mal andere Themen zulassen wie beispielsweise einfach mal einen spannenden Film anschauen oder Spiele machen mit der Familie, kurz gesagt, einfach mal abschalten.

Wie wollen Sie sich über die Zeit retten?

Ich bin bestrebt, das Ladengeschäft am Laufen zu halten. Wir bieten einen Lieferservice von Lahr bis Schweighausen an und ich schaue darauf, die Ausgaben zu senken, wo es möglich ist. Alle geplanten Investitionen überdenke ich neu und verschiebe diese, falls möglich.

Darüber hinaus entwickle ich gemeinsam mit meinem Team neue kreative Produkte und Ideen. Ich möchte auch weiterhin meine positive Grundeinstellung behalten.

Und was planen Sie für die Zeit nach Corona?

Aktuell ist jeder Tag und jede Woche anders, es gilt sich permanent neu darauf einzustellen. Ich weiß heute nicht, was morgen ist und deshalb fällt es mir schwer, an die Zeit danach zu denken. Wir sind im Hier und Jetzt, dafür gilt es Lösungen zu finden.

Das fordert mich genug, da kann ich noch nicht an danach denken. Ich gehe davon aus, dass das "Danach" eh ein fließender Prozess sein wird, der uns noch sehr lange begleitet.

Was bereitet Ihnen momentan am meisten Sorgen und Kopfzerbrechen?

Das vermeintliche Risiko, welchem ich meine Mitarbeiter, insbesondere im Verkauf aber auch in allen anderen Abteilungen, Tag für Tag aussetze. Da habe ich größten Respekt, dass meine Mitarbeiter alle so toll mitziehen. Ich habe auch Angst davor, dass jemand in der Familie oder im Betrieb erkranken könnte und was das dann für Folgen für die Person aber auch für uns alle haben könnte.

Machen Sie sich finanzielle Sorgen?

Mir bereitet schon Sorgen, dass wir mit den verbliebenen Einnahmen eventuell nicht in der Lage sein werden, alle betrieblichen Kosten zu decken und wir dadurch in finanzielle Schieflage geraten könnten. Ich zerbreche mir darüber den Kopf, dass wir politisch zwar systemrelevant sind, dies aber bisher in politischen Bekanntmachungen keine Beachtung findet. Unsere Dienstleistung geht weit über das reine Ladengeschäft hinaus.

Wir beliefern Menschen, die nicht mehr aus dem Haus können oder dürfen, wir bestücken sonntags unseren Verkaufsautomaten und wir sorgen seit eh und je für regionale beziehungsweise lokale Produkte und die Aufrechterhaltung lokaler Produktionskreisläufe, von der hiesigen Landwirtschaft bis zu unseren Kunden.

Auch versenden wir keine Lebensmittel nach China, welche dann in Konserven wieder zu uns zurück kommen und dann in den Supermarktregalen stehen. Da würde es einfach gut tun und auch motivieren, wenn in den Aussagen der Politiker auch mal ein Hinweis zu den Bäckern und Metzgern kommen würde, die alle Tage ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des Systems leisten.

Wie geht Ihr Team mit der schwierigen Situation um?

Solidarität und Zusammenhalt ist unser größtes Plus. Ich spüre schon auch Verunsicherung und Ängste und trotzdem ziehen alle an einem Strang. Ich hoffe, dass ich meine Mitarbeiter nach der Krise entsprechend belohnen kann dafür, dass Sie mit ihrem Tun den Betrieb aufrecht erhalten und ihren Beitrag zur Grundsicherung der Bevölkerung leisten. Aktuell bleibt mir nur "danke" an alle Mitarbeiter und Kunden zu sagen. 

Info: Lieferservice

Die Metzgerei Alexander Weber bietet täglich, außer sonntags, wechselnde Mittagessen zum Abholen an, das Essen kann auch geliefert werden.

Infos zu den Mittagessen gibt es im Internet unter www.weber-seelbach.de. Telefonische Bestellungen können unter der Nummer 07823/9 60  50 22 aufgegeben werden. Die Metzgerei ist von Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 18.30 Uhr durchgehend geöffnet, am Samstag von 7 bis 13 Uhr.