Hanjo Bolanz gehörte 40 Jahre dem Vorstand der Seelbacher Eulenzunft an, acht als Chef. Nun ist Schluss. Foto: Kleinberger Foto: Lahrer Zeitung

Bei der Seelbacher Eulenzunft gibt es einen unerwarteten Wechsel an der

Bei der Seelbacher Eulenzunft gibt es einen unerwarteten Wechsel an der Spitze des Vereins: Zunftchef Hanjo Bolanz trat mangels Rückhalt der Mitglieder von seinem Posten zurück, nur ein halbes Jahr nach seiner Wiederwahl. Ein Paukenschlag.

Die Seelbacher Zunft hat für die laufende Saison wieder jede Menge geplant. Eine Übersicht der wichtigsten Termine sowie jede Menge Hintergründe und Einblicke bietet auch in diesem Jahr wieder das Zunftblättli der Eulen, das dieses Jahr am Samstag, 15. Februar, in der Lahrer Zeitung beiligt. Die nächste große Veranstaltung ist der Zunftball am 15. Februar. Der große Umzug der Eulenzunft findet dann am Samstag, 16. Februar, statt.

Seelbach. Wer die Internetseite der Seelbacher Eulenzunft studiert, findet beim Punkt "Aktuelles/Presseberichte" als jüngsten Eintrag eine Spendenübergabe der Narren. Harmlos. Doch die Liste der Presseberichte ist nicht vollständig. Es fehlt ein entscheidender Text über die jüngste und brisante Hauptversammlung der Eulen. Nun kommt ein weiterer, kaum weniger spannender Text hinzu. Diese Zeilen hier, die den Abgang des Eulen-Oberzunftmeisters Hanjo Bolanz erzählen. Und wie es bei der Seelbacher Zunft weitergeht. Aufgeschrieben nach Gesprächen mit vielen Beteiligten.

Fast 45 Jahre Mitglied, 40 Jahre im Vorstand und acht Jahre Eulenchef

Rückblende ins Jahr 1967, vor 53 Jahren. In Seelbach gründet sich eine neue Fasentgruppe. Zwar gab es schon früher im Dorf närrische Aktivitäten, etwa den "Gemütlichkeitsverein", der sich der Narretei verschrieben hatte. Doch 1967 startet etwas Neues, die Eulenzunft. Eine Gruppe mit Häsern aus echten Eulenfedern und fröhlich-kauzigen Holzmasken. Ein paar Jahre nach der Gründung steigt Hanjo Bolanz ein. 15 ist er damals. Er soll vier Jahrzehnte die Geschicke des Vereins mitsteuern, im Führungskreis des Zunftrats, davon acht Jahre lang als Oberzunftmeister.

Bolanz (60) ist Vollblut-Fasnachter. Und Traditionalist. Auch wenn seine Eulen erst gut fünf Jahrzehnte an der Fasent flattern, also ein in altehrwürdigen Narrenkreisen recht junger Verein sind, legt er Wert auf Traditionen, Rituale, Narrenbräuche. Das sagt er deutlich und fordert diese Linie auch von den Mitgliedern.

Lange geht das gut. Als Bolanz in der Lahrer Zeitung im Interview ganz allgemein über die Radau-Fasent schimpft, über unpassende Gugge-Musiken und manches mehr, was ihm gegen den Brauchtums-Strich geht, hört man Grollen. Im Dorf, aber auch in der Nachbarschaft.

Im Laufe der Zeit rumort es auch im Verein immer heftiger. Erst hinter vorgehaltener Maske. Jüngere Mitglieder fordern mehr Lockerheit. Mehr Fahrten zu Umzügen, mehr Spaß, mehr Party und Rambazamba, könnte man vereinfacht sagen. Brauchtum sei ja schön und gut, aber eben nicht alles. Die Eulenzunft sollte sich öffnen, moderner werden. Das Grummeln in Mitgliederkreisen wird lauter.

Frühjahr 2019. Die Seelbacher Zunft hat ihre Hauptversammlung, es steht die Wahl der Ober-Eule an. Routine, eigentlich. Zur Wahl steht für drei weitere Jahre Hanjo Bolanz. Sonst tritt niemand an. Kein Gegenkandidat. Aber dafür mächtig Gegenwind, merkt Bolanz rasch.

Ein Narr fordert geheime Wahl. Bolanz schwant Unheil. 46 Mitglieder stimmen ab. Nur 29 wählen ihn, ein Dutzend votiert für seine Vize Christiane Kupfer, die gar nicht zur Wahl steht. Der Rest enthält sich. Ein Drittel der Eulen finden ihren langjährigen Chef also nicht mehr gut.

Das schockiert Bolanz. Er schluckt, nimmt das Amt aber dennoch an und im Schuttertal wird heftig diskutiert, als der Bericht darüber in der Zeitung steht. Es folgen weitere Anwürfe. Meist um die Ecke. Nicht alles ist fein, was da durch die Gegend geworfen wird und Bolanz trifft. Ein halbes Jahr ringt er mit sich, dann sagt er: Ende, Schluss, Kehraus. Dem Vorstand teilt er im vergangenen September persönlich mit, dass er sein Amt als Chef sofort niederlegt. Dessen Mitglieder sind in Schockstarre. Bolanz geht, sie können es nicht glauben. Er war das Gesicht der Seelbacher Fasent, der Motor, der Treiber. 40 Jahre im Vorstand, acht Jahre der oberste von 100 aktiven Narren.

Ohne Hanjo Bolanz wäre die Seelbacher Fasent nicht das, was sie jetzt ist

Christiane Kupfer, die Vize-Obereule, übernimmt den Verein. Völlig ungewollt und still und ganz leise. Doch jetzt an der Fasent kam der Stabwechsel ans Licht. Bis zur nächsten regulären Wahl 2022 bleibt sie kommissarisch Vorsitzende des Vereins. Und die restliche Eulen-Führungsmannschaft hält zu ihr. Das war schon bei der Festlaube am Katharinenmarkt zu sehen, die ohne Bolanz lief.

Und nun? Alle sprechen von Bedauern. Die Eulenzunft-Spitze bedankt sich in einer Erklärung, die unserer Redaktion vorliegt, beim ausgeschiedenen Chef. Ohne Bolanz wäre die Zunft und die ganze Seelbacher Fasent nicht das, was sie heute sei. Eine große Verneigung vor seiner Lebensleistung.

Bolanz selbst wiederum wünscht dem Verein, dass dieser seinen Weg finden möge. Er hege keinen Groll, mache niemandem Vorwürfe und werde Mitglied bleiben. Wie lange, das lässt er offen.