Wollen ihre Kunden über die immer noch mögliche Anfahrt informieren: Metzgermeister Alexander Weber, Angelika Klüh von der Kloster-Apotheke, Viktor Weber von der Rohan-Apotheke und Bäckermeister Karl Hug. Foto: Kiryakova Foto: Lahrer Zeitung

Baustelle: Seelbacher Ladeninhaber machen mit Schild aufmerksam / Lieferservice als Alternative zum Besuch

Seelbach - Die Sanierung der Ortsmitte in Seelbach ist in vollem Gange. Doch die Arbeiten halten offenbar manche Bürger vom Einkaufen dort ab. Deshalb haben sich die Inhaber für eine Aktion zusammengeschlossen und wollen weiter Präsenz zeigen.

"Unsere Kunden sind verunsichert, ob sie trotz der Bagger und Bauarbeiter noch zu unseren Läden fahren dürfen. Dabei gelten alle, die in der Metzgerei, Bäckerei oder in den anderen Läden einkaufen, auch als Anlieger", erzählt Alexander Weber, der die gleichnamige Metzgerei in der Seelbacher Hauptstraße betreibt.

Er hat sich gemeinsam mit Karl Hug von Hugs Bäckerei, Angelika Klüh von der Kloster-Apotheke und Viktor Weber, dem Betreiber der Rohan-Apotheke, eine Aktion überlegt, um die Kunden auch weiterhin in die Läden zu locken und darauf aufmerksam zu machen, dass sie in der Ortsmitte auch weiterhin Fleisch, Brötchen, Medizin und andere Dinge einkaufen können.

Seit Montagabend informiert ein Plakat an einem großen Bauzaun darüber, dass die Zufahrt zu den Geschäften trotz Baustelle möglich ist. "Ich habe bereits zu Beginn der Arbeiten provisorische Aushänge an den richtigen Straßenschildern gemacht. Nun wollten wir aber nochmal ein Signal für unsere Stammkunden, alle Seelbacher und die anderen Besucher aus der Region setzen, dass wir weiterhin da und erreichbar sind."

Weber bemängelt die fehlende Kommunikation der Gemeinde und der Baufirma im Vorfeld: Bei einer Info-Veranstaltung, wie es sie für die Anwohner der Ortsmitte gegeben hat, hätten die Geschäftsinhaber direkt ihre Sorgen und Befürchtungen ansprechen können. Die Gemeinde begründet das mit der kurzfristigen Umplanung der Baufirma Huber. "Wir sind natürlich auch an einer optimalen Lösung für die Anwohner interessiert und haben deshalb den Vorschlag der Baufirma, die Bauabschnitte 2 und 3 doch parallel zu bauen und deshalb früher anzufangen, direkt angenommen", erzählt Rainer Walter, Bauamtsleiter der Gemeinde.

Aktuell arbeitet die Firma Huber Straßenbau aus Gengenbach am zweiten Bauabschnitt, also von der Einmündung der Geroldsecker Straße bis zum Kreisverkehr Seelbach, möchte aber Ende kommender Woche schon parallel mit dem dritten Bauabschnitt beginnen, so Walter. Eigentlich waren spätere Zeiten und die Sanierung in den einzelnen Bauabschnitten geplant.

Nachdem die Seelbacher Geschäftsinhaber die Gemeinde auf ihr Problem hingewiesen hatten, habe die Rathausspitze reagiert und Schilder aufgestellt. Auch im Mitteilungsblatt habe die Gemeinde mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass alle Läden in der Hauptstraße auch für Autos angefahren werden können.

"Viele trauen sich aber trotzdem nicht, weil die Straße so eng ist oder sie einfach auch wegen Corona nicht in die Geschäfte kommen wollen. Das tut uns schon weh, wir haben ja gerade keinen Partyservice, sondern leben neben dem Lieferservice ausschließlich vom Laden-Verkauf und da haben wir einen Umsatzrückgang von 20 bis 25 Prozent", erzählt Weber. Dabei sei auch gerade für die älteren Kunden der soziale Kontakt im Laden besonders wichtig. Den wolle er auf alle Fälle auch weiterhin bieten.

Lediglich an zwei Tagen, am 3. und 4. Mai, wird die Hauptstraße komplett gesperrt, dann können die Kunden nicht mehr wie sonst die Läden erreichen. Weber hat aber bereits Flyer gedruckt, in denen er über die Parkplätze in den Seitenstraßen informiert und mit einer "kostenlosen Begehung der Baustelle" wirbt.

Trotz aller Schwierigkeiten sind Weber und seine Komplizen aber auch froh über die Sanierung und freuen sich auf die neue Straße. "Wir sehen es auch positiv: Danach ist es wieder schön in Seelbach und wir haben für mehrere Jahre Ruhe. Gerade müssen wir einfach in den sauren Apfel beißen." Mit den Schildern hoffen die vier Ladenbesitzer, dass sie ihre Stammkunden und alle anderen dazu ermutigen können, auch weiterhin in den Laden zu kommen. Metzger Alexander Weber hat das Gefühl, dass am Dienstag schon wieder etwas mehr los war in seinem Laden, nachdem das Schild stand. "Natürlich ist noch nicht so viel los wie sonst, aber da war wieder schön Schwung drin. Ich glaube nicht, dass jeder das Schild wahrnimmt, aber den meisten fällt es schon ins Auge", ist er sich sicher.

Auch der Bauhof der Gemeinde hatte grünes Licht für das Schild gegeben, aber den Inhabern geraten, alle Geschäfte mit einzubinden. Dass sich nun nur die vier Geschäfte zusammengetan haben, liegt laut Weber daran, dass die Metzgerei, der Bäcker und die Apotheken auch trotz Lockdowns weiterhin geöffnet sein dürfen. " Das Schild nutzt aber allen Ladenbetreibern in der Hauptstraße. Die Kosten von 300 Euro haben sich auf jeden Fall gelohnt."

"Die Bauarbeiten laufen sehr gut, wir sind aktuell auf jeden Fall im Zeitplan", berichtet Bauamtsleiter Rainer Walter. Ende kommender Woche will die Firma Huber bereits mit dem dritten Bauabschnitt beginnen. Allerspätestens soll die Baustelle zum eigentlichen Start des Katharinenmarkts im November fertig sein – ob der stattfindet, steht allerdings noch in den Sternen. "Ich bin auf alle Fälle zuversichtlich, dass wir bis dahin fertig werden, wenn es in dem Tempo weitergeht, dann sogar früher", so Walter.