Dicht an dicht: Was im vergangenen Jahr auf dem Katharinenmarkt noch ganz selbstverständlich war, ist in Zeiten von Corona gerade undenkbar. Archivfotos: Axel Dach Foto: Lahrer Zeitung

Corona: Was eine Absage für mitwirkende Seelbacher Vereine bedeuten würde / Verständnis für Situation

Noch 133 Tage bis zum Katharinenmarkt – falls er denn stattfindet. Darüber soll die Katharinen-Markt-Kommission Ende September beraten. Wir haben vorab bei einigen mitwirkenden Vereinen nachgefragt, was eine Absage für sie bedeuten würde.

Seelbach . Musik, zahlreiche Attraktionen und Stimmung aber auch viele Menschen, zahlreiche Besucher und kein Abstand. Jährlich lockt der Katharinenmarkt mehrere Tausend Gäste nach Seelbach. In seiner mehr als 500 Jahre alten Geschichte ist er bisher nur wenige Male kriegsbedingt ausgefallen. Doch wegen Corona steht der Markt nun in diesem Jahr auf der Kippe. Was würde eine Absage für die beteiligten Vereine bedeuten? Wir haben uns einmal in Seelbach umgehört:   Feuerwehr Seelbach: "Keiner kann sich vorstellen, wie unter den derzeitigen Bedingungen ein Katharinenmarkt stattfinden soll", fasst es Bernd Wagner, Kommandant der Seelbacher Feuerwehr, pragmatisch zusammen. Traditionell organisiert die Seelbacher Feuerwehr eine Tanzveranstaltung im Bürgerhaus am Samstag. Außerdem hat sie an allen drei Tagen einen Stand mit Schupfnudeln, ist mit dem Spielmannszug unterwegs und hält Brandsicherheitswachen. Nun könnte all das in diesem Jahr ausfallen. Was bedeutet das finanziell für die Feuerwehr? "Der Katharinenmarkt ist schon eine der Haupteinnahmequellen", sagt Wagner.

Dennoch spiele das finanzielle nun "eher eine untergeordnete Rolle", sagt Wagner. "Die Gesundheit geht nun vor". Er habe durchaus Verständnis für eine Absage, auch "wenn ihm das Herz blute", sollte die Großveranstaltung dieses Jahr ausfallen. Aber: "Was wir auf keinen Fall wollen, ist, dass sich Leute auf dem Katharinenmarkt anstecken. Eulenzunft Seelbach: Christiane Kupfer, Vorsitzende der Seelbacher Eulenzunft, ist froh, die Entscheidung über die Absage oder das Stattfinden des Markts nicht treffen zu müssen. In einigen Sitzungen wurde auch die aktuelle Lage thematisiert..

Das Ergebnis: "Zum aktuellen Zeitpunkt planen wir als Eulenzunft noch mit einem ›normalen‹ Katharinenmarkt sowie einer ›normalen‹ Fasent. Wir sind uns bewusst, dass der Markt wahrscheinlich nicht in seinem gewohnten Umfang stattfinden kann. Jedoch haben wir schon diverse Alternativkonzepte zu unserer großen Hütte, welche wir für gewöhnlich jedes Jahr stellen, besprochen. Gleichwohl freuen wir uns, dass der Markt zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgesagt ist", sagt Kupfer. Die finalen Planungen könne die Eulenzunft dann aber erst nach der endgültigen Entscheidung der Gemeinde angehen.

Gesundheit der Mitglieder steht an vorderster Stelle

"Wir sind was den Katharinenmarkt betrifft ein sehr erprobter Verein und können flexibel auch auf eine Entscheidung Anfang Oktober reagieren", ist die Vorsitzende zuversichtlich.

Da die diesjährige Fasent wie geplant abgehalten werden konnte, stehe der Verein "finanziell auf soliden Füßen". Zwar würde eine Absage des Kätterlismarkts auch die Narrenzunft finanziell beeinflussen – der Markt ist nach dem großen Narrenumzug im Februar die zweitgrößte Einnahmequelle – jedoch habe sich der Verein dazu bereits Gedanken im Zunftrat gemacht. "Auch mit einer Absage des Markts blicken wir positiv in die Zukunft", fasst Kupfer zusammen.

Letztendlich, trotz aller ökonomischen Aspekte, stehe die Gesundheit der Mitglieder und aller Gäste aber an vorderster Stelle. Sollte es also zu einer Absage kommen, hätte die Eulenzunft vollstes Verständnis für diese Entscheidung. "Wie sagt man so schön, ›s’geht dagegen‹ und ich würde mich umso mehr auf den Katharinenmarkt 2021 freuen", sagt Kupfer.   Turnverein Seelbach: "Es wäre schon komisch, wenn es dieses Jahr einmal keinen Katharinenmarkt geben würde", sagt Edith Gehring von der Geschäftsstelle des TV Seelbach. "Alle Vereine brauchen das Geld, das sie durch den Katharinenmarkt bekommen." Doch in der derzeitigen Situation wäre ein Katharinenmarkt mit dichtem Menschengedränge nur schwer vorstellbar. Sollte Ende September von Seiten der Gemeinde aber grünes Licht gegeben werden, wäre es für den TV, der am Katharinenmarkt-Samstag eine Partynacht veranstaltet rein logistisch kein Problem, auch am 556. Katharinenmarkt mitzuwirken. "Aufgebaut wird sowieso erst am Tag vorher", so Gehring.

  Musikverein Seelbach: "Wir müssen schauen, wie es sich weiter entwickelt", sagt hingegen Dieter Faißt, Vorstand des Musikvereins Seelbach. Auch für seinen Verein sei der Katharinenmarkt eine der Haupteinnahmequellen, in diesem Jahr besonders, da der Verein bereits sein Lichterfest absagen musste. In finanzielle Nöte komme der Verein aber dennoch nicht. "Wir haben ein kleines Polster, damit bekommen wir die nächste Zeit gestemmt". Großanschaffungen seien jedoch mit diesem Budget nicht umsetzbar.

Der Verein organisiert normalerweise eine Tanzveranstaltung in der Musikerbude am Samstagabend. "Es rentiert sich für uns eigentlich nur, wenn die Bude auch voll ist", sagt Faißt. Gerade das sei durch die strengen Corona-Verordnungen aber nicht vorstellbar. Faißt wünsche sich zwar, dass der diesjährige Katharinenmarkt stattfinde, aber das müsse dann auch vertretbar sein, so Faißt. "Ein zweites Ischgl in Seelbach wäre eine Katastrophe", so Faißt.

Auch Risikopatienten, dazu gehören vor allem auch ältere Menschen, mahnt Faißt an, dürften wegen des dichten Gedränges eigentlich nicht am Katharinenmarkt teilnehmen. Zu hoch wäre das Risiko einer möglichen Ansteckung. Und wenn bestimmte Leute ausgeschlossen seien, sei das auch kein richtiger Katharinenmarkt mehr.

M itte Juni hatte der Bund das bis Ende August geltende Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Oktober verlängert. Der Katharinenmarkt findet traditionell Ende November statt. Für dieses Jahr sind die Festtage vom 21. bis 23. November geplant. Für Bürgermeister Thomas Schäfer sei es deshalb noch zu früh, um über die Ausführung zu entscheiden. Man wolle abwarten, wie sich die Situation entwickle, erklärte er Ende Juni auf Nachfrage der LZ. Die Katharinenmarkt-Kommission werde sich Ende September beraten.