Allerhand gruselig-schaurige Gestalten zogen am Wochenende wieder nach Seelbach. Foto: Kiryakova

Fasent in Seelbach - Bürgermeister übergibt (fast leere) Kasse an Geheimrat

Seelbach - Die fünfte Jahreszeit hat am Wochenende in Seelbach begonnen. Der Geist ist entkommen, die Kasse geplündert und ein grandioser Zunftabend sorgte für etliche Zugaben. Bis Aschermittwoch haben nun die Narren das Sagen.

Narrenbaum als Auftakt

Der närrische Putsch am Samstagvormittag ist gelungen. Die Herrschaft der Eulen und Hexen hat mit dem Aufstellen des Narrenbaums auf dem Klosterplatz unübersehbar begonnen. Der kleine Matheo, drei Jahre, durfte den Narrenruf zuerst anstimmen. Der Geist ist aus der Flasche entkommen. Der Griff in den Gemeindesäckel war heuer karg. Was aber nicht verwundern darf: Die vielen Baustellen im Dorf haben für leere Kassen im Vorfeld gesorgt.

Gemeindekasse fast leer

Bürgermeister Thomas Schäfer übergab – ohne jeden Widerstand – dem Geheimrat Carl Philipp Edler von Schmidt zu Dautenstein (Clemens Gür) also eine fast leere Kasse. Die Narren erbeuteten kaum nennenswerte sechs Euro "und ein paar Gequetschte". Als handfeste Überraschung ist Ulrike Löhnker erschienen aus dem Geschlecht des echten Geheimrats, der Anfang des 19. Jahrhunderts den Flecken Seelbach für die Herrschaft der von der Leyen verwaltet hatte.

Sie ist die Ur-ur-ur-ur-Enkelin eines gewissen Victor Placidus von Schmidt, der Sohn des – historisch zu Unrecht – bezichtigten und der Untreue angeklagten Geheimrats. Nicht an der knappen Kasse lag die Höhe des Narrenbaumes. Er war aus Sicherheitsgründen und wegen Orkan "Sabine" und ihrer Nachfolgerin "Viktoria" verkürzt worden.

Eulenzunft wurde im Rückblick vergessen

Das närrische Volk feierte – pünktlich – von elf Minuten nach 20 Uhr an im Bürgerhaus ausgiebig. Durch den Abend führten Silvia Franke und Frank Schwörer, die ein "Mitmachbänkle" auf der Bühne liebevoll mit dem passenden Schabernack betreuten. War die genauso bunte Sitzgelegenheit auf der Bühne womögliche die fehlende Bank in der Dorfmitte, wo nur ein Schild steht?

Den "Schiewebuebe" (Wolfgang und Clemens Gür) entging dies – wie andere Pleiten, Pech und Pannen – selbstverständlich nicht. Die allerschlimmste Panne war aber das Vergessen der Eulen beim Jahresrückblick 2019 im Mitteilungsblatt. "De Kurz un de Long" alias Siegfried Wacker und Frank Schwörer berichteten genauso heiter von "guten und schlechten Zeiten".

Tänze und Musik am Abend

Die Showband des Musikvereins umrahmte den gesamten Abend mit flotten Rhythmen. Grandios waren die zwei Auftritte der Kindershowtanzgruppe (Leitung Silvia Franke) und ein Hexentanz der "Narrresome" (Leitung Kerstin Volk). Das Publikum tobte, verlangte und bekam Zugaben. Einen viel umjubelten Auftritt hatten die "Krienser Böögen", Vertreter der "Galli Zunft" aus dem Schweizerischen Kriens.

"De Meder" (Achim Meder) aus Dillendorf unterhielt die Gäste mit närrischen Ohrwürmern. Weiter im Programm sorgen Felix Kupfer und Erich Himmelsbach für Heiterkeit. Das Wallburger Männerballett und ein Finale aller Seelbacher Narrenfiguren auf der Bühne waren ein gelungener Abschluss.

Der Rathaussturm

Am "schmutzige Dunnerschdieg", 20. Februar, befreien am Vormittag die Narren die Schüler und stürmen das "provisorische" Seelbacher Rathaus. Am Abend wird die Fasent ausgerufen und es gibt einen Hemdglunkerumzug.