Wim Cannie hilft Marlene, Helene und Sabrina, ihre eigenen Einbände anzufertigen. Foto: Kiryakova Foto: Lahrer Zeitung

Ein Buch zu binden erfordert einiges an Fingerfertigkeit und Geduld. Drei

Ein Buch zu binden erfordert einiges an Fingerfertigkeit und Geduld. Drei Mädchen haben am Montag das alte Handwerk ausprobiert. Hier stand das Selbermachen im Vordergrund, das Gestalten und nicht zuletzt der Stolz über das eigene Buch.

Der handwerkliche Buchbinder führt alle Arbeitsschritte nacheinander selbstständig aus und benutzt dafür nur wenige handbetriebene Geräte, fertigt den Einband also vollständig selbst. Selbst der künstlerische Entwurf stammt häufig vom Buchbinder. In der industriellen Buchproduktion ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dann schrittweise die meisten Arbeitsschritte von Maschinen durchgeführt. Nur so sind überhaupt größere Auflagen möglich geworden. Der künstlerische Entwurf wird von einem Grafiker übernommen. Der Buchbinder ist häufig lediglich für die Bedienung zuständig.

Seelb ach. Natürlich gibt es wunderschöne Notizhefte, Tagebücher oder Sammelmappen zu kaufen – professionell gebunden und gestaltet.

Ein selbst gemachtes Buch dagegen ist etwas Einmaliges und erfordert Geschick und Kreativität. Drei Mädchen unter der Anleitung des Künstlers Wim Cannie fertigten am Montag im Rahmen des Ferienprogramms ihre ganz individuellen Buchbänder. Helene, elf Jahre, wollte ein schönes Reisetagebuch, Sabrina und Marlene waren sich noch nicht sicher, wofür sie die selbst gemachten Hefte nutzen werden. Bücher zu binden sei ein uraltes Handwerk und eine hohe Kunst, erklärt Cannie.

Ein richtiges Buch mit festem, vernähtem oder verleimtem Einband herzustellen, erfordert viel Geduld, Erfahrung und Geschick. Das Handwerk des Buchbinders hat Cannie in seiner Heimat Belgien erlernt. Noch heute fertigt er Bücher nach traditioneller Art und mit selbstgeschöpftem Papier.

Wim Cannie hat das Buchbinden in seiner Heimat Belgien erlernt

Helene, Sabrina und Marlene haben inzwischen das Papier geschnitten und sorgsam gefaltet. Um die Blätter nun miteinander zu verbinden, werden mit der Nadel kleine Löcher durch den Stapel gestochen.

Nun müssen die Mädchen einen langen, doppelten Faden einfädeln. Damit werden die Buchseiten zusammengenäht. Die Nadel muss von unten aus durch alle Blätter hindurch, sagt Cannie und zeigt geschickt, wie es geht. Dann führt er die Nadel über die Vorderseite und durch das nächste Loch auf die Rückseite. Nach dem letzten Loch muss der Faden auf der Rückseite fest verknotet und abgeschnitten werden.

Jetzt müssen die Mädchen alleine ihre Bücher zusammennähen. Das ist gar nicht so einfach, man braucht schon eine Portion Geschick. Doch am Ende sind alle drei Einbände genäht und verknotet. Die selbst gemachten Bücher sind nun schon fast fertig. Jetzt müssen noch die Buchseiten mit dem Einband verbunden werden. Zum Schluss dürfen die Buchdeckel gestaltet werden. Hier gibt es keine Vorgaben, hier kann man richtig kreativ werden. Ob mit Farben, Papierresten, Stoff oder Leder, jeder Buchdeckel wird individuell gestaltet. Die Mädchen entscheiden sich für die bei den Kindern sehr geliebten Washi-Tapes. Die hübsch gestalteten Motiv-Klebebänder gibt es mit vielen verschiedenen Mustern und Motiven und natürlich auch in sämtlichen Farben. Am Ende hält jedes Mädchen ein buntes und vor allem selbst gemachtes Büchlein in der Hand.